In den alten Tagen des dreitägigen Cheltenham Festivals gab es nur zwei Rennen für die besten Jagdpferde: Den Cheltenham Gold Cup über lange 5.331 Meter und die Queen Mother Champion Chase über zwei Meilen (ca. 3219 Meter). Für Kandidaten, die ihre Stärken auf einer mittleren Distanz hatten, fehlte eine Grade 1-Prüfung. Seitdem das Festival um einen Tag verlängert wurde, ist das Geschichte. Seit 2005 richtet sich die Ryanair Chase (Distanz 4 224 m) genau an diese Kandidaten – und scheint oft im Vorfeld offener zu sein als die anderen Top-Prüfungen. Auch in diesem Jahr, zumal es mit Sprinter Sacre in der Champion Chase einen deutlichen Favoriten gibt. Dem möchten einige Starter, die ansonsten über die zwei Meilen gelaufen wären, aus dem Weg gehen. Das könnte zu einer auf dem Papier toll besetzten Ryanair Chase werden – wenn sie denn alle ihre Option für dieses Rennen wahrnehmen. Die wichtigsten Starter im Überblick.
Cue Card (Trainer Colin Tizzard): Profitierte zuletzt auf fast gleicher Distanz vom Fehler des Rivalen
Captain Chris, hatte aber noch einiges im Tank. Beim vorletzten Start waren drei Meilen auf schwerem Boden in Kempton eindeutig zu lang. Das beste Pferd aus dem Tizzard-Familien-Unternehmen ist inzwischen ein sicherer Springer, Distanz ist kein Problem. Lief eigentlich in seiner Laufbahn in Cheltenham immer ordentliche Rennen. Allerdings hat der Kings Theatre-Sohn noch eine Option für die kürzere Champion Chase.
First Lieutenant (Trainer Mouse Morris): Der Wallach gehört Ryanair-Chef Michael O’Leary, dessen Pferde unter dem Namen Gigginstown Stud laufen. Der Trainer hat den schönen Namen Mouse Morris, sieht aus wie ein Rockstar aus den siebziger Jahren und ist in Cheltenham immer zu beachten. First Lieutenant hat die Festival-Formen 1 und 2, der letzte Sieg datiert allerdings aus dem November 2011. Aber auch danach ist er immer in starker Gesellschaft gut gelaufen, teilweise auf längeren Strecken. Im Frühjahr immer in Bestform, nur bei der Distanz gibt es unterschiedliche Ansichten. Jockey Davy Russell meint, die etwas mehr als 4200 Meter der Ryanair Chase wäre seine beste Distanz, Trainer Mouse Morris hält ihn für einen Steher. Demzufolge gibt es noch eine zweite Cheltenham Option, den längeren Gold Cup.
Sizing Europe (Trainer Henry de Bromhead): Zählt schon fast zum Inventar des Festivals, der 11jährige ist zum vierten Mal dabei. Gewann beim Festival den Arkle und die Champion Chase, im letzten Jahr dort Zweiter. Kennt eigentlich keine schlechten Leistungen, zuletzt fünf Erfolge in Serie. Meist über kürzere Distanzen, die längere Strecke in der Ryanair Chase sollte aber wenig Probleme bereiten. Hat natürlich noch eine Option für die Champíon Chase.
Riverside Theatre (Trainer Nicky Henderson): Der Sieger des Vorjahres nach einem packenden Zweikampf mit
Albertas Run. In den Rennen davor auch sehr beständig, doch nach dem Cheltenham-Festival war der Faden gerissen. Beim einzigen Saisonstart in Kempton in den King George sehr weit geschlagen. Danach schickte man den Wallach zur Untersuchung nach Bristol und die Veterinäre fanden Geschwüre, die ihn behinderten.
Nun sei Riverside Theatre aber wieder fit.
Champion Court (Trainer Martin Keighley): Ein solides Pferd mit guten Formen, allerdings kein Siegertyp, hat es eher mit zweiten Plätzen. Im letzten Jahr Zweiter in der Jewson Novices Chase hinter
Sir des Champ in Cheltenham. Frontrenner, muss sich aber noch steigern.
Menorah (Trainer Philipp Hobbs): Kommt mir manchmal vor wie ein Überraschungspaket, weil er zu dummen Springfehlern neigt. In Bestform hochklassig, ist auch schon in Cheltenham gut gelaufen, die Distanz ist ideal, das Problem aber – siehe Satz 1.
Grand Crus (David Pipe): Hat noch Nennungen für das Ryanair und die World Hurdle, aber Trainer David Pipe wusste
Mitte Februar noch gar nicht, ob Grand Crus überhaupt in Cheltenham an den Start kommt. Der Schimmel ist zweifellos ein talentiertes Pferd, aber auch ein wenig fragil. Dritter im King George, danach aber angehalten in der Argento Chase in Cheltenham. Dieses Rennen sei jedoch zu früh gekommen, sagt sein Trainer David Pipe. Aber so richtig hat mich der einstige Top-Hürdler über die Jagdsprünge noch nicht überzeugt. Distanz passt aber.
Albertas Run (Jonjo O’Neill): Der Sieger von 2010 und 2011 sowie Zweite von 2012. Läuft im Frühjahr immer zu großer Form auf. Dies ist jedoch sein erster Saisonstart, hat aber frisch schon gewonnen. Ist aber auch schon 12 Jahre alt, aber vielleicht macht er den ja den „Kauto“ und feiert ein grandioses Comeback. Die Bahn würde rocken.
Urteil
Ist bei den ganzen Doppeloptionen schwierig, aber wenn die Wahl auf die Ryanair Chase fällt, ist
Sizing Europe mein Tipp.
First Lieutenant und
Cue Card sind die stärksten Gegner – wenn sie denn laufen. Ansonsten verdient
Albertas Run in seinem Lieblingsrennen immer einen Hinweis.