So war es 2011: Fox Hunt siegt im St. Leger vor Fair Boss. Und danach lief God Save the Queen – aber nicht die Version der Sex Pistols
Die Tage werden kühler – und schon steht der letzte Klassiker der deutschen Turfsaison auf dem Programm. Das St. Leger in Dortmund am Sonntag ist zwar schon lange offen für ältere Pferde, die Top-Pferde des Jahrgangs laufen dort auch nicht mehr, dennoch freue ich mich jedes Jahr auf die Prüfung. Zum einen ,weil sie auf meiner Heimatbahn Dortmund stattfindet, zum anderen bin ich mit dem Leger quasi turfmäßig aufgewachsen. Und alte Freunde begleiten einen eben durchs Leben. Die Starter 2012 im Überblick:
Altano (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Eduardo Pedroza): War schon einmal St. Leger-Sieger, aber in Italien. 2011 einer der Aufsteiger, in Dortmund im Leger aber etwas enttäuschend. Die letzten Formen waren nicht so stark, dennoch kann er immer mitmischen.
Araldo (Paul Harley/Martin Harley): Einer der Aufsteiger der Turfsaison 2012, gut gesteigerter High Chapparal-Sohn, erst fünf Lebensstarts, in diesem Jahr in drei Rennen noch ungeschlagen. Zuletzt gab es einen überzeugender Siegen im Badener Listenrennen über die Leger-Distanz. Auch hier ein Kandidat mit ersten Chancen.
Donn Halling (V. Luka jr./Martin Seidl): Mehrfacher Sieger aus Tschechien, die Form hinter Araldo in Baden-Baden war nicht übel. Ein weiterer Kandidat, den man nicht unterschätzen sollte.
Earlsalsa (Christian von der Recke/Jozef Bojko): Inzwischen achtjähriger Wallach, in Toprennen erprobt, in diesem Jahr aber erst der dritte Start. Erfolgreiche Generalprobe in Bad Doberan, hier sind die Gegner aber erheblich stärker, in Bestform jedoch immer gefährlich.
Tahini (Wilhelm Giedt/Rene Piechulek): Einer aus dem Schlenderhaner Jahrgang 2008, der heute in der ganzen Welt verstreut ist. So schlecht sah der 5. Platz in Baden-Baden hinter Araldo und Donn Halling gar nicht aus, dennoch war er deutlich geschlagen. Kann sich vielleicht steigern, dennoch Außenseiter.
Tidespring (Henri Pantall/Fabrice Veron): Es ist wie häufig bei Pferden von Trainer Pantall: Die französischen Formen hauen einen wahrlich nicht um, doch in Deutschland drehen seine Schützlinge auf. So war der zweite Platz hinter Tres Rock Danon in Hamburg eine starke Form und allein diese Leistung gibt der Tochter des in dieser Woche verstorbenen Monsun eine gute Chance.
Nexius (Waldemar Hickst/Alexander Pietsch): Dreijähriger Hengst, der häufig gegen die Jahrgangsspitze lief. So richtig hatte er gegen diese aber keine Chance. Auch die Distanz ist Neuland. Für mich eher ein Streichkandidat.
Nymphea (Peter Schiergen/Dennis Schiergen): Eine der besten Stuten des Jahrgangs 2009, zweite im Preis der Diana in Düsseldorf. Die Distanz ist noch ein kleines Fragezeichen, lief aber immer so, als wenn sie durchaus noch Stehvermögen hat. Hochinteressante Teilnehmerin.
Wilddrossel (Markus Klug/Eugen Frank): Eine weitere dreijährige Stute, der die lange Dortmunder Zielgerade entgegenkommen dürfte. Denn auf der kurzen Düsseldorfer Zielgerade kam sie in der Diana ins Rollen, als vorne schon alles gelaufen war. Die Röttgenerin galt in ihrem Quartier schon immer als große Steherin, hatte lange sogar eine Derbynennung. Mehr als das Pferd für die Überraschung, zumal der Stall von Trainer Markus Klug weiterhin gut in Form ist.
Urteil
Sehr offenes Rennen. Eigentlich lässt sich für die meisten Kandidaten etwas finden, ich entscheide ich mich allerdings für Wilddrossel, weil die Stute quasi nach einer langen Distanz auf einer Bahn mit einer langen Zielgruppe schreit. Andere Kandidaten haben auf dem Papier bessere Karten, aber die Stute aus dem Klug-Quartier ist ein Pferd, dessen Grenzen noch nicht zu sehen waren.