„Die Fortuna ist wieder da“ sangen die Zuschauer immer wieder. Riesenstimmung gestern Abend im Achtelfinale des DFB-Pokals: So kurz vor Weihnachten stand noch mal ein richtiger Knaller mit dem Duell zwischen Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf und Meister Borussia Dortmund auf dem Programm. Nur kam es diesmal nicht wie so häufig im DFB-Pokal: Der BVB gewann im Elfmeterschießen und setzte damit
nicht die unsägliche Tradition fort, bei einem unterklassigen Kontrahenten zu scheitern.
Dabei lief das Spiel eigentlich für den Zweitligisten, weil Not-Innenverteidiger Patrick Owomoyela schon früh die gelb-rote Karte erhielt. Zum Glück konnten die Düsseldorfer ihre Überzahl gegen die zudem ersatzgeschwächten Dortmunder nicht nutzen. Auch weil Roman Weidenfeller einige Male prächtig reagierte und im Elfmeterschießen zudem den Schuss des Fortunen Bröker parierte. Sein Jubellauf nach Perisic entscheidendem Strafstoß zeigte eindrucksvoll, wie erleichtert die Dortmunder nach dem Spiel waren.
Es war das Spiel des Jahres in Düsseldorf und natürlich war die Arena, der Nachfolger des ehemaligen Rheinstadions, ausverkauft. Die Fortuna ist wieder da und träumt vom Wiederaufstieg in die Bundesliga. Die Chancen stehen als Spitzenreiter zur Winterpause gut, auch wenn zuletzt der Heimnimbus durch die Niederlage gegen Paderborn zerstört wurde.
Nach Barca kam Teveren
In den siebziger und achtziger Jahren gehörten die Landeshauptstädter mit Spielern wie Gerd Zewe, Wolfgang Seel, Dieter Herzog oder etwas später den Allofs-.Brüdern Klaus und Thomas zum Inventar der ersten Liga. Höhepunkt war das Finale 1979 im damaligen Europapokal der Pokalsieger, als Fortuna nur äußerst unglücklich dem FC Barcelona unterlag. Bei den verwöhnten Düsseldorfern hatte es die Mannschaft aber immer schwer: Lief es gut, dann füllten die Zuschauer diese unwirtliche Betonschlüssel namens Rheinstadion. Bei Mittelmaß oder noch schlimmer Abstiegskampf kamen gerade mal höchstens 15 000 Zuschauer, die Atmosphäre war trostlos. 1987 stieg Fortuna Düsseldorf dann ab.
Es folgte ein stetes Kommen und Gehen zwischen erster und dritter Liga, ein Kennzeichen der Fortuna in diesen Jahren war ihre Unfähigkeit im Management. Die
Toten Hosen sammelten für den Verein, immerhin schaffte Trainer Aleksandar Ristic noch mal den Sprung in die Eliteklasse. Dank des herausragenden Torhüters Georg Koch, einer absoluten Beton-Taktik und des begabten Einwerfers Harald Katemann hielt der Verein die Klasse. Ein echtes Wunder, ein Jahr danach war allerdings auch Aleks Ristic ratlos, Fortuna stieg trotz Dobrowolski und Pancev ab.
Der Niedergang war diesmal noch schlimmer: Bis in die
vierte Liga stürzten die Düsseldorfer ab, es ging nach Teveren und Straelen. Wer Fortuna-Fan war, musste sich die Hänseleien seiner Mitbürger anhören. Doch wie das so ist, wenn man zusammen tief im Dreck sitzt: Man solidarisiert sich, man schließt sich enger zusammen. So war das auch bei der Fortuna: Die Mode-Fans blieben erst mal zuhause, nur die
Unterstützung der Hosen bleib. „Wenn wir wollen, kaufen wir Euch auf“ skandierten die Fortuna-Fans 2005 schon wieder gutgelaunt im Dortmunder Westfalenstadion – im Regionalliga-Duell gegen die Zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Die Fortuna ist einer der Vereine, die in den letzten Jahren sowohl gegen die erste als auch die zweite Mannschaft des BVB in Pflichtspielen antraten – St. Pauli, Braunschweig und Dresden zählen ebenfalls zu diesem illustren Kreis.
Doch offenbar haben die Verantwortlichen um Manager Wolf Werner dazu gelernt: Seit drei Jahren ist die 2. Liga die Heimat des Klubs. Das erste Jahr war ganz ordentlich, im zweiten Jahr folgte der Rückschlag, als die Fortuna ganz schlecht startete, viele Spiele aber auch sehr unglücklich verlor. Immerhin behielt der Fortuna-Vorstand die Nerven, feuerte seinen Übungsleiter Norbert Meier mal nicht – und sieh’ an: Dank der Heimstärke wurde die Rückrunde noch ganz ordentlich. Der ruhige Meier scheint der richtige Mann zu sein: Seine Mannschaft ist eine gute Mischung aus Routiniers und Talenten, mit Galionsfiguren wie Andreas Lambertz, der schon in der Oberliga für Fortuna kickte. Der Aufstieg wäre die Krönung nicht nur seiner Laufbahn.