Das ist schon ganz großes Kino. Am Wochenende waren die Rennen des Breeders Cup auf der Rennbahn Churchill Downs in Kentucky/USA – von den Amerikanern immer großspurig als World Championchips im Galopprennen angekündigt. Nun fehlt zu einer Weltmeisterschaft noch einiges, reicht es eben nicht aus, wenn ein paar europäische Pferde am Ende einer anstrengenden Saison nach Amerika kommen – auch wenn das Vollblüter der Eliteklasse sind.
Dennoch: Es ist ein fantastisches Spektakel, es sind zwei Abende voller Magie, die mich blendend unterhalten haben. Besonders Teil 1 am Freitag, zumal man dort – über einige Umwege – die Übertragungen des US-Sportsenders ESPN bewundern konnte. Natürlich triefte das alles ziemlich vor Pathos, aber gerade aus deutscher TV-Turf-Diaspora-Sicht faszinierte es, wie die Amerikaner so eine Übertragung aufziehen. Zahlreiche Bills und Bobs im Studio analysierten das Geschehen, es gab Interviews mit dem siegreichen Jockey vom Pferd direkt nach dem Rennen. Und dann immer wieder rührenden Geschichten wie die des Senior-Trainers „Scooter“ Dickey, der im hohen Alter mit
Flat Out einen chancenreichen Starter im 5 Millionen-Dollar-Spektakel namens Breeders’ Cup Classic stellte. Dazu packende Bilder voller Siegerglück – es ist eine Top-Veranstaltung und so muss man diese kommunizieren.
Stopshoppingmaria
Tag zwei war eigentlich der sportlich wertvollere, aber leider gab es keinen ESPN-Stream, sondern „nur“ den offiziellen Breeders’ Cup-Stream. Der war auch nicht schlecht, aber es fehlte doch etwas die Magie. Keine Ahnung also, was ESPN aus dem knapp gescheiterten
vierten Versuch der großen
Goldikova, die Breeders’ Cup Mile Turf zu gewinnen, gemacht hat. Wobei Olivier Peslier auf Goldikova da schon einen reichlich „ruppigen“ Ritt hingelegt hat.
Egal, die Amerikaner lieben die Sieger. Riesenaußenseiter etwa wie den Mile-Sieger
Court Vision oder den
Classic-Gewinner Drosselmeyer. Was für ein Name: Drosselmeyer klingt nach deutscher Musiklehrerin. Oder Haushaltswaren Drosselmeyer. Oder nach einer Romanfigur: Drosselmeyer stand vor mir und riss die Arme hoch. Sein Leben hatte bislang nur wenige Höhepunkte gehabt. Doch dieser Moment gehörte nur ihm…Und natürlich
Jockey Mike Smith, im letzten Jahr mit Zenyatta knapp unterlegen.
In der Namens-Hitliste war der Classic-Sieger aber nicht die Nummer 1. Diese Ehre gebührt
Stopshoppingmaria, knapp geschlagene Zweite am ersten Tag im Breeders’Cup Juvenile Fillies' Turf.
Trainer Aidan O’Brien rettete die europäische Ehre mit zwei Erfolgen und wird diesen Tag nicht nur deshalb so schnell nicht vergessen. Denn Trainersohn Joseph legte einen
fantastischen Ritt auf
St. Nicholas Abbey hin und besiegte meinen Tipp
Sea Moon. Ansonsten habe ich immerhin zwei Mal getroffen:
My Miss Aurelia und
Regally Ready, zwei sehr überzeugende Gewinner und beide im Training bei Steven Asmussen. Seinen Bruder Cash mochte ich nie als Jockey, aber der Bruder ist in Ordnung. Und irgendwann werde ich auch einmal lernen, dass europäische Pferde auf Dirt chancenlos sind gegen die amerikanischen Spezialisten. Auch wenn sie
So You Think heißen…