Montag, 11. April 2011
Tierquälerei sieht anders aus
Es war mal wieder Grand National-Wochenende in England und mehr Schlagzeilen als der Sieger Ballabriggs machte die Tatsache, dass mit Dooneys Gate und Ornais zwei Pferde nach Stürzen das Rennen nicht überlebten.
Und schon kommen sie wieder, die kritischen Stimmen der Tierschützer. „Wenn Pferde beim Grand National-Meeting getötet werden, dann sind ihre Tode keine Unfälle, sondern komplett voraussagbar. ….Das Grand National ist Tierquälerei wie die Stierkämpfe in Spanien“, erklärte Andrew Tyler, Direktor der Protestgruppe Animal Aid. Auch andere Tierschutzorganisationen möchten das Rennen am liebsten verbieten.
Nun sieht diese Kolumne das Grand National durchaus kritisch. Zu lang, zu schwere Hindernisse, zu viele Starter – was ich vor zwei Jahren hier geschrieben habe, unterschreibe ich heute noch. Und natürlich ist jedes tote Pferd ein totes Pferd zu viel.
Das Argument mit der Tierquälerei ist dennoch daneben : Hindernisrennen sind eben gefährlich – für Pferde und Jockeys. Das Grand National ist vielleicht das gefährlichste Rennen der Welt. Nur sind die Starter erfahrene Pferde – Topathleten, die oftmals bewusst auf das Grand National vorbereitet werden. Sie führen ein Leben, von dem viele ihrer Artgenossen nur träumen dürfen. Das Argument Tierquälerei passt vielmehr zum Leben vieler Tiere, die später als Nahrungsmitteln auf unseren Tellern landen.
Dennoch war das Grand National 2011 keine Werbung für den Sport. Die beiden toten Pferde, ein völlig entkräfteter Sieger, der siegreiche Jockey Jason Maguire enthielt zudem eine Strafe wegen übermäßigem Gebrauch der Peitsche: „Gegner des Rennens hatten einen großen Tag gestern“, schreibt Ex-Jockey Peter Scudamore. Dabei seien die Umstände außergewöhnlich gewesen: Es war heiß, das Geläuf fest, das höhere Tempo erhöhte die Gefahr für Pferde und Reiter, so Scudamore. „Wenn die Rennbehörden entscheiden würden, dass das Rennen auf festem (und damit schnellem) Boden nicht stattfindet, wäre ich nicht dagegen.“ Nur sollte man auch anerkennen, dass diese Risiko-Elemente für Reiter und Pferde Hindernisrennen und speziell das Grand National so attraktiv machen.
Fast neun Millionen Zuschauer (Marktanteil 65 Prozent) sahen bei der BBC in England das Rennen live – Quoten, von denen man hier in Deutschland nur träumen kann. Doch für viele auf der Insel ist es das einzige Pferderennen, das sie im Jahr schauen. Und da stören solche Bilder wie vom Samstag…