Man könnte fast Mitleid mit Blame und seinem Team haben: Da gewinnt der Hengst mit dem Breeders’ Cup Classic eines der wichtigsten Rennen des Turfs, seine Besitzer dürfen sich über mehr als 2,6 Millionen Dollar Siegprämie freuen – und fast alle sprachen danach über Zenyatta, die unglückliche Zweite, der nur ein kurzer Kopf am 20. Erfolg in Serie und am zweiten Triumph im Breeders’Cup fehlte. Ihr Jockey Mike E. Smith kämpfte danach mit den Tränen. „Es war meine Schuld. Sie hätte gewinnen müssen und es schmerzt“ gestand ihr ständiger Pilot. Smith, ein „Hall of Fame-Jockey, der auf vielen guten Pferden saß, beschreibt Zenyatta als „die Beste von allen. Ein Geschenk Gottes“.
Es war das übliche Drama. „And Zenyatta is dead last“, sagte Rennkommentator Trevor Denman, einen Spruch, den die Europäer schon aus dem Vorjahr kennen. Wie immer lag die wuchtige Stute, so groß wie ein englischer Steepler, weit zurück, scheinbar hoffnungslos geschlagen – und dann auf der Zielgerade kam der berühmte Turbo. Die Masse tobte, Zenyatta flog heran, kämpfte tapfer – nur diesmal reichte es nicht. Eben jener Blame mit Jockey Garrett Gomez konnte seinen knappen Vorsprung ins Ziel verteidigen. Kleiner Trost: Der Sieger ist ein fantastisches Pferd, mehrfacher Grade 1-Gewinner und einer der besten Vollblüter der USA.
Es war ein grandioses Finale des Breeders’ Cup auf der Rennbahn in Churchill Downs. Dabei begann der Samstag für mich und viele deutsche Zuschauer reichlich bescheiden: Weil Racebets nicht wie am Freitag die exzellenten Bilder des englischen attheraces (ATR) zeigte, sondern meinte, diesmal reichen die Bilder aus Italien mit Breeders’ Cup und Trabrennen aus Bologna und Siracusa. Das ging gar nicht, aber zum Glück gab es den offiziellen Breeders’ Cup Stream aus den USA. Und bei den amerikanischen Kommentatoren war der Name Zenyatta der meistgenannte des ganzen Abends.
Popstar und First Lady
Für Europäer wirkt das etwas befremdlich, aber spätestens als die Stute die Bahn betrat, wird ihr Status deutlich. Zenyatta ist in den USA ein Popstar auf vier Beinen, Kameras begleiteten jeden ihrer Schritte und als sie dann durch einen langen Tunnel in den Führring schritt, wurde es richtig laut – fast so wie im großartigen Westfalenstadion, wenn der BVB ein Tor geschossen hat.
„Die Amerikaner sprechen nur von Zenyatta“, hatten Matt Chapman und John Mc Cririck bereits am Freitag auf ATR geklagt. „Big Mac“, einer der bekanntesten TV-Presenter in England und leicht erkennbar durch sein exzentrisches Outfit, sah so aus, als wenn er nach dem Renntag noch ein paar Enten schießen gehen würde. Aber die beiden hatten schon Recht. Und so stand nicht nur Blame im Schatten von Zenyatta: Auch die grandiose Goldikova, die zum dritten Mal in Folge in der Breeders’ Cup Mile siegte und damit Geschichte schrieb. Und vielleicht gibt es sogar Sieg Nummer Vier 2011. Oder Dangerous Midge, auf dem in Abwesenheit von Arc-Gewinner Workforce Frankie Dettori ein brilliantes Rennen ritt und den Breeders’ Cup Turf gewann. Oder der zweijährige Uncle Mo, der im Stile eines Ausnahmepferdes den Breeders’ Cup Juvenile Dirt für sich entschied. Oder oder oder….
Nur meine Tipps waren Essig. Der Teufel muss mich geritten haben, Proviso gegen Goldikova zu empfehlen. Nur Uncle Mo verhinderte ein völliges Waterloo.