Selten schien die Sonne so intensiv wie derzeit über Dortmund und seine Borussia. Der triumphale Sieg gegen den Ersatzrivalen Schalke (Chancenverhältnis laut kicker 13:2), davor das packende Europa League-Spiel gegen Karpaty Lwiw und die überzeugende Vorstellung gegen Wolfsburg – Dortmunds Truppe macht derzeit richtig Spaß. Am Mittwoch kommt der gut gestartete Aufsteiger 1.FC Kaiserslautern nach Dortmund.
nurpferdeundfussball erinnert an drei denkwürdige Duelle gegen das einstige Urgestein der Liga.
1.FC Kaiserslautern – Borussia Dortmund 2:3 (0:0), Bundesliga, Saison 1986/87, 30. Spieltag, 22.5.1987, Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern
Der Kaiserslauterer Betzenberg war in den vergangenen Jahrzehnten bei Gastmannschaften gefürchtet: Die Enge, das fanatische Publikum, eine nicht zimperliche Heimmannschaft und Schiedsrichter, die sich oft von der hitzigen Atmosphäre beeinflussen ließen und manchmal dauerten die Spiele so lange, bis der FCK mindestens den Ausgleich geschossen hatte. Real Madrid war hier mal 1982 mit 0:5 im damaligen UEFA-Cup untergegangen, Bayern verlor früher regelmäßig in der Pfalz und auch für den BVB hieß es meist: Außer Spesen nichts gewesen. Besonders unter Flutlicht liefen die Roten Teufel oft zu großer Form auf.
An diesem Freitag im Mai 1987 war allerdings alles anders: In der torlosen ersten Halbzeit stand der BVB sicher in der Abwehr und nach der Pause drehten die Gäste auf: Norbert Dickel machte in der 51. Minute das 1:0, sein Sturmkollege Frank Mill erhöhte vier Minuten später auf 2:0 und der heutige BVB-Manager Michael Zorc sorgte mit seinem 3:0 nach der 78. Minute für eine sichere Führung.
Doch wer sich jetzt auf eine ruhige Schlussphase eingestellt hatte, der lag falsch: Lautern kam durch Wuttke und Wolf noch auf 2:3 heran, doch am Ende reichte es nicht:
Dortmund gewann 3:2 und marschierte weiter Richtung UEFA-Cup, den er am Ende dann auch erreichte.
Es war nach langen Jahren des Niedergangs endlich wieder eine Spielzeit, die Hoffnung machte. 1986 hatte sich Borussia erst nach nervenzerrender Relegation gegen Fortuna Köln gerettet. Vor der Saison 1986/87 übernahm Reinhard Saftig die Trainerposition, zudem verpflichtete der BVB unter anderem Thomas Helmer, Norbert Dickel und Frank Mill. Und besonders das neue Sturmduo Mill/Dickel schlug gut ein und sorgte dafür, dass Dortmund nichts mit dem Abstieg zu tun hatte.
1.FC Kaiserslautern – Borussia Dortmund n.V 6:3 n.V (2:2, 0:1), DFB-Pokal 1994/1995, 2. Runde, 20.09.1994, Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern
Wieder Betzenberg, wieder Flutlicht: Die ARD (oder das ZDF) übertrug live und es wurde eine dieser Pokalschlachten, die man so schnell nicht vergisst. Der BVB war hervorragend in der Bundesliga gestartet und selbstbewusst trumpfte das Team auch in der Pfalz auf. Das 1:0 zur Pause durch Chapuisat ging durchaus in Ordnung. Anders glich zwar für den FCK aus, doch der herausragende Flemming Povlsen brachte Dortmund wieder in Front. Es wurde hektisch, ein richtiger Pokalfight und der manchmal etwas überforderte Schiedsrichter Albrecht verteilte zehn gelbe Karte und einmal gelb-rot für den eingewechselten Dortmunder Thomas Franck. Lautern machte richtig Druck, doch erst ein Handelfmeter von Andy Brehme führte zum Ausgleich in der 89. Minute. Verlängerung – und zehn Dortmunder wehrten sich tapfer, Sammer gelang sogar das 3:2. Doch am Ende war der BVB dem Lauterer Druck nicht mehr gewachsen: Lautern schoss noch vier Tore und
gewann noch 6:3. Hinterher beklagte sich FCK-Trainer Friedel Rausch bitter über die angebliche Dortmunder Härte – ausgerechnet Rausch, dieser damalige Dauerprovokateur am Spielfeldrand.
Borussia Dortmund – 1.FC Kaiserslautern 0:1 (0:0), Bundesliga, Saison 1999/2000, 18. Spieltag, 4.2.2001, Westfalenstadion Dortmund
Das Spiel konnte man schlichtweg vergessen, allerdings hatte die BVB-Niederlage Konsequenzen und war der Auftakt einer turbulenten Rückrunde, in der Borussia lange Zeit Richtung zweite Liga marschierte.
1:0 siegte der FCK zum Rückrundenauftakt durch ein Tor des unvergessenen Harry Koch, ansonsten reichte solide Defensivarbeit gegen fantasielos anrennenden Dortmunder. Das Publikum tobte – und der Zorn entlud sich auf den armen BVB-Trainer Michael Skibbe. Auch Präsident Niebaum und Manager Meier meinten, eine Entscheidung treffen zu müssen: Sie schmissen Skibbe raus und verpflichteten den gebürtigen Dortmunder Bernd Krauss (der seine ersten Fußballschritte beim Vorortklub SV Schüren 10 gemacht hatte) als Nachfolger.
Nun wirkte der junge Skibbe manchmal wirklich etwas überfordert in seiner zweiten Saison als Cheftrainer. Er trainierte allerdings auch eine zerstrittene Mannschaft, in der viele Spieler ihren Zenit überschritten hatten. Zudem kam die Entlassung Skibbes zu einem völlig unpassenden Zeitpunkt am erster Spieltag nach der Winterpause. Unzufrieden waren die Verantwortlichen auch vorher schon und da hätte man nach der Hinserie reagieren müssen, damit der neue Trainer die Vorbereitung durchführt.
So wurde die Verpflichtung von Krauss zum Vollflop, die Miene des Trainers wurde immer finsterer. Borussia verlor Spiel für Spiel und bot dabei erbärmliche Leistungen. Das Millionenteam befand sich auf dem direkten Weg Richtung Zweite Liga. Erst als Niebaum und Meier noch einmal die Notbremse zogen und das Duo Udo Lattek/Matthias Sammer installierten, rettete sich der BVB mit Ach und Krach. Als Heiko Herrlich das 2:1 in Stuttgart markierte, das die Rettung bedeutete, fielen einer ganzen Region ganze Steinbrocken vom Herzen.