Freitag, 27. August 2010
Lust auf glorreiche europäische Abende


Und wieder trifft Lars Ricken im Europapokal, hier sein legendäres 3:1 gegen La Coruna in der Verlängerung. Manche Zuschauer bekamen das Tor gar nicht mehr mit, weil sie schon auf dem Heimweg waren. Man beachte zudem die Vorarbeit von Abwehrspieler Bodo Schmidt.

Touristisch höchst attraktiv, sportlich hätte es schlimmer kommen können: Borussia Dortmund trifft in der Gruppenphase der Euro League auf den FC Sevilla aus Spanien, Paris St-Germain aus Frankreich und Karpaty Lwiw (Lemberg). Damit dürften einige stimmungsvolle Europapokalabende in Dortmunds guter Stube garantiert sein.
Es waren legendäre Zeiten – in den neunziger Jahren, als der BVB Stammgast im UEFA-Pokal und Champions League war. Die dramatischen Spiele gegen den AS Rom, Lazio Rom oder Deportivo La Coruna waren die Höhepunkte zu Beginn der neunziger Jahre, unvergessen ist das Finale gegen Juventus Turin im UEFA-Cup 1993/1994. Juve hatte damals eine bärenstarke Mannschaft, Dortmunds ersatz- geschwächtes Team blieb chancenlos.
Dann kam die Champions League: Der Höhepunkt war der Finalsieg 1997 in München wiederum gegen Juventus Turin, die größte Stunde der BVB-Vereinsgeschichte. Aber auch andere Dinge blieben im Gedächtnis: Das überragende Team von Ajax Amsterdam etwa, das den BVB im Viertelfinale der Champions League 1995/1996 ziemlich vorführte. Bei Ajax spielten damals unter anderem Spieler wie Van der Sar, Davids, Kluivert, Kanu oder Finidi George, die fast alle noch am Anfang ihrer Karriere standen. Die Niederländer waren der beste Gegner, den ich je im Westfalenstadion gesehen habe.
Doch irgendwann wurde die europäische Königsklasse Alltag. Die Umrüstung der Südtribüne zu Sitzplätzen während der internationalen Spiele tat ihr Übriges und dämpfte so ziemlich die Stimmung. Zudem spielte man damals noch eine zweite völlig überflüssige Gruppenphase, spätestens da war die Spannung raus.
Und irgendwann war beim BVB auch die Luft in der Champions League raus. 2003 scheiterte Schwarz-Gelb am FC Brügge in der Qualifikation – übrigens ein Angstgegner des BVB: 1987/88 siegte Dortmund im Hinspiel 3:0, im Rückspiel in Belgien folgte eine 0:5-Niederlage, die van der Elst-Brüder auf Seiten des FC Brügge werde ich nie vergessen.
Es folgte der finanzielle Kollaps des BVB und an Champions League war so schnell nicht mehr zu denken.

Vorfreude
Doch wie das so ist, wenn es man etwas nicht hat: Es wächst die Sehnsucht danach. So auch nach europäischem Fußball – und nach dem Kurzauftritt vor zwei Jahren gegen Udinese ist es endlich wieder so weit. Zwar spielt Borussia nicht in der Champions League, sondern in der deutlich wenig wertvollere Europa League, dem ehemalige UEFA-Pokal. Aber Champions League wäre für das junge BVB-Team noch eine Nummer zu groß.
Sportlich ist der FC Sevilla ein ziemlich harter Brocken. UEFA-Cup Sieger 2006 und 2007, in der letzten Saison war das Achtelfinale der Champions League Endstation. Und eigentlich hatte der Klub auch in diesem Jahr die Königsklasse im Visier, nur leider hatten die portugiesischen Nobodies von Sporting Braga etwas dagegen und beförderten den FC Sevilla mit zwei Siegen aus dem Wettbewerb.
Paris St-Germain, kurz PSG genannt, qualifizierte sich als französischer Pokalsieger für die Europa League, in der Liga wurden die Hauptstädter nur 13. Sportlich dilettiert PSG schon seit Jahren herum, nur ein Teil ihrer Anhängerschaft, der äußerst gewalttätig ist, sorgt für Aufsehen. Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Altstars wie Gregory Coupet, Claude Makelele oder Mateja Kezman.
Das große Fragezeichen trägt den Namen Karpaty Lwiw. Das Team aus der Ukraine schaltete in den Play-Offs überraschend Galatasaray Istanbul aufgrund der mehr geschossenen Auswärtstore aus. Also kein Grund zur Nachlässigkeit, zumal viele ukrainische Teams deutlich aufgerüstet haben. Das gilt nicht nur für Schachtjor Donezk oder Dynamo Kiew. Allerdings besteht Karpaty immer noch mehrheitlich aus ukrainischen Akteuren. (Quellen: kicker, weltfussball.de)