Donnerstag, 5. August 2010
Zweite Chance für den ehemaligen „Zappel-Philipp“
Ende der Woche sei „alles in trockenen Tüchern“, schreibt der kicker in seiner Printausgabe, die Stuttgarter Zeitung meldet bereits Vollzug: Der VfB Stuttgart leiht Philipp Degen (27) vom FC Liverpool aus. Vom 2005 bis 2008 kickte der Schweizer Nationalspieler bei Borussia Dortmund – ohne dort allerdings restlos zu überzeugen.
Dabei kam er 2005 mit vielen Vorschusslorbeeren vom Schweizer Meister FC Basel: 22 Jahre, schon Nationalspieler und gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Daniel eines der größten Talente der Alpenrepublik.
Doch in Dortmund holte ihn die Realität schnell ein: Der Mann auf der rechten Seite der Abwehr-Viererkette wirkte oft gedanklich sehr langsam, verlor leichte Bälle in der Offensive und hatte defensiv einige Probleme. Noch schlimmer: Irgendwie hatte man den Eindruck, dass Degen sein früher Ruhm zu Kopf gestiegen sei, so lässig wirkte er manchmal. Was in Dortmund, wo die saubere Grätsche noch gesellschaftsfähig und das Malocher-Image auf dem Platz immer noch sehr wichtig ist, überhaupt nicht gut ankam.
31 Spiele machte er in seiner ersten Saison, die kicker-Durchschnittsnote von 3,76 war durchaus ausbaufähig. Doch die Hoffnung auf Steigerung blieb unerhört: In der Saison 2006/07 absolvierte Degen 27 Spiele (Durchschnittsnote 3,98), 2007/2008 waren es nur noch 10 Partien (Note 4,10) - es ging eher abwärts. (Quelle)

Seuchenjahr
Das sah Rafael Benitez, zu diesem Zeitpunkt Manager des FC Liverpool, allerdings ganz anders. Zur Überraschung vieler verpflichtete der Champions League-Sieger 2005 den Schweizer Nationalspieler. Doch in der Premiere League kam Degen nie richtig an, weil ihn in seinem ersten Jahr Verletzungen immer wieder zurückwarfen.
Leiste, Rippenbruch, Loch in der Lunge und ein Bruch des Mittelfußknochens – in der ersten Saison war der Schweizer fast nie spielfähig. Erst im September 2009 feierte er sein Debüt in der Premiere League für Liverpool. Insgesamt kam Degen nur auf 13 Einsätze, sieben davon in der Premiere League.
„Zappel-Philipp ist erwachsen geworden“, hatte die NZZ vor einem Jahr geschrieben. Die schwarze Saison 2008/09 habe ihn „geduldiger und fokussierter“ gemacht. Jetzt trifft Degen beim VfB Stuttgart wieder auf seinen ehemaligen Trainer Christian Groß, mit dem er in Basel große Erfolge feierte. Obwohl damals auch die Welt nicht nur in Ordnung war. Es mangele den Brüder an der guten Kinderstube, hatte Groß mal über die Zwillinge Philipp und David gesagt.