Mittwoch, 14. Januar 2015
Lesetipp: Wege aus dem deutschen Turf-Tal
Manchmal denke ich, dass im deutschen Galopprennsport der Tiefpunkt erreicht ist und es wieder ganz leicht aufwärts geht. Zumindest ist das Stimmung im Netz nicht mehr so ganz so deprimierend, besteht die Nachrichtenlage nicht mehr nur aus Hiobsbotschaften. Das mag auch daran liegen, dass die Rennvereine keine Umsatzzahlen mehr nach den Renntagen veröffentlichen und ich nicht mehr so häufig in einem gewissen Forum lese.
Dennoch ist der Text von Tobias Kuske zur Krise im deutschen Galopprennsport lesenswert – auch wenn man über manches inhaltlich streiten kann. Also den Artikel hier lesen und sich selbst eine Meinung bilden. Die Mängelliste wurde übrigens schon in den alten Forums-Zeiten heftig diskutiert.
Der Artikel erscheint zudem in der Zeitschrift Sponsors.



Donnerstag, 8. Januar 2015
Coleman, Williams, Silviniaco und ein persönlicher Sieg
Auch im englischen Hindernissport ist nicht alles Gold was glänzt: Aktuell krankt der Sport an kleinen Starterfelder. Nicht nur im Dezember starteten in vielen Prüfungen nur wenige Pferde. Dennoch war der Weihnachtsmonat reich an Höhepunkten: Zum Beispiel das King George in Kempton oder das Welsh National in Chepstow. Und hier ist sie wieder, unsere subjektive Auswahl derer, die im Dezember in England und Irland positiv auffielen.

Martin Keighley (Trainer): Martin Keighley ist eigentlich ein Kollege. Denn auch er führt einen Blog auf seiner Homepage und aktualisiert diesen sogar regelmäßig. Am Sonntag, den 14. Dezember, spürt der Leser regelrecht den Stolz auf die Ereignisse zwei Tage vorher: „Von wegen, unsere Pferde sind nicht in Form. Cheltenham am Freitag bewies das Gegenteil“, notierte der Trainer. Denn Benbane Head und Any Currency sorgten an diesem Freitag für den ersten Doppelerfolg des Trainers auf der englischen Renommierbahn.
Und das feierten Trainer und Team frenetisch, denn solche Erfolge sind natürlich die beste Werbung für einen Stall, der ansonsten in tieferen Kategorien agiert.
Martin Keighley lernte übrigens sein Handwerk bei der Trainerlegende David Nicholsen, Betreuer unter anderem solch großartiger Pferde wie Viking Flagship und Barton Bank. Nicht nur, dass Keighley auf dessen ehemaligen Gelände in der Nähe von Cheltenham trainiert. Auf seiner Homepage erinnert er zudem noch einmal an den „Duke“.

Aidan Coleman (Jockey): Irgendwie kommt es einem vor, als wenn Aidan Coleman schon ewig im Geschäft ist. Dabei ist der Mann erst 26 (Geburtsjahr 1988) und damit für einen Jockey noch durchaus jung. Seit 2007 reitet der Ire überwiegend für Trainerin Venetia Williams, in den letzten Jahren steigerte er sich von Saison zu Saison.
Auch in diesem Jahr sieht es gut aus und so ein Monat wie der Dezember mit drei Prestige-Erfolgen tut besonders gut. Erst der Erfolg mit dem Spezialisten Any Currency für Trainer Martin Keighley über den Cross-Country-Kurs in Cheltenham, dann folgte am nächsten Tag der Triumph mit Niceonefrankie im Caspar Cavian Gold Cup in Cheltenham. Das war ein exzellent abgestimmter Ritt von der Spitze, als Coleman mit dem Schützling von Venetia Williams das ganze Feld müde galoppierte.
Fast noch besser wurde es Ende Dezember im Welsh National in Chepstow: Emperor’s Choice (Trainerin Venetia Williams) siegte nach einer Energieleistung von Ross und Reiter mit einem kurzen Kopf gegen Benvolio. Und Coleman kassierte einen Klaps des Glückwunsches vom knapp unterlegenen Kollegen Sam Twiston-Davies. Tolle Geste!



Herzschlagfinish nach fast 6 Kilometern auf schwerem Geläuf im Welsh National: Emperor’s Choice siegt mit einem kurzen Kopf vor Benvolio

Venetia Williams (Trainerin): Die letzten beiden Saisons liefen sehr gut für Venetia Williams. Endlich konnte die Trainerin mal wieder ein paar Siege am prestigereichen Wochenende feiern. Auch in diesem Jahr kommen die Pferde so langsam wieder ins Rollen: Im Dezember gab es bereits oben beschriebenen Siege mit Niceonefrankie und Emperor’s Choice, dazu glänzte der starke Houblon Des Obeaux mit Höchstgewicht als Zweiter in einem gutbesetzten Handicap in Ascot gegen den noch lange nicht erfassten The Young Master.
Ihren größter Erfolg verzeichnete Williams aber 2009, als der Riesen-Außenseiter Mon Mome im Grand National triumphierte. Diesen Erfolg bestätigte der Wallach aber leider nie mehr so recht.

Silviniaco Conti (Pferd): Selbstverständlich gehört der Gewinner der King George Chase in diese Kolumne. Denn die Grade 1-Prüfung in Kempton ist wohl das wichtigste Rennen in der ersten Hälfte der englischen Hindernissaison.
Silviniaco Conti, trainiert von Paul Nicholls und geritten von Noel Fehily, wiederholte seinen Erfolg aus dem Vorjahr und lieferte erneut eine tadellose Vorstellung. Schon davor wusste der Dom Alco-Sohn in der Betfair Chase in Haydock zu gefallen, speziell auf weichem Boden zählt der Wallach-Sohn zur absoluten Spitzenklasse. Nur im letzten Cheltenham-Cup enttäuschte er ein wenig, obwohl er als Vierter auch nicht weit geschlagen war.
Aber der flache Kurs in Kempton liegt ihm besser. Silviniaco setzt damit den Erfolgskurs seines Trainers in diesem Rennen fort: Seit 2006 hat Paul Nicholls die King George Chase sieben Mal gewonnen, fünf Mal alleine mit dem unvergessenen Kauto Star.

Bayan (Pferd): Mein persönliches Dank galt in diesem Monat Bayan aus dem irischen Stall von Gordon Elliot. Denn der Wallach gewann als 150:10-Chance die Ladbroke Handicap Hurdle in Ascot und war mein Tipp in diesem Rennen. So und so lief die englische Hindernissaison wettmäßig bislang sehr gut und Bayan war die Krönung des Halbjahres. Dabei war ich erstaunt, wie hoch der irische Gast stand. Denn eigentlich hatte er gute Leistungen aus zwei stark besetzten irischen Handicaps, die letzte Form aber datierte aus einem Flachrennen im September. Doch das war genau der Plan, ein möglichst frisches Pferd nach England zu schicken.



Donnerstag, 18. Dezember 2014
Auch Mehmet Scholl kann mal irren
Die Strategie des Kunstmann Verlages war nicht schlecht: Man nehme eine Edelfeder wie Axel Hacke, lasse diesen im Vorfeld der Fußball-WM 2014 in Brasilien etwas über Fußballgefühle schreiben und schon taucht das Buch in den Bestsellerlisten auf. Das ist schön, aber ich fand das Werk enttäuschend. Mehmet Scholl, ehemaliger Nationalspieler und heute ARD-Experte, hat es immerhin gefallen.

Natürlich ist der Mann Fußball-Enthusiast. Axel Hacke wuchs in Braunschweig mit der Meistermannschaft der Eintracht von 1967 auf, beim Kicken waren er und seine Freunde Moll, Ulsaß, Gerwien, Kaack oder Grzyb, die damaligen Helden der Eintracht. In München arbeitete der Autor dann als Sportschreiber für die Süddeutsche Zeitung, um dann später in Bereiche mit mehr Prestige – so ist das nun mal bei deutschen Intelligenzlerblättern wie der SZ – zu wechseln.
Hacke sieht sich als Fußball-Freund und nicht als Fußball-Fan: Denn er eigne sich nicht dazu, „bedingungslos an einer Sache zu hängen“. Doch seine Geschichte über die Gefühle, die ihn und uns mit dem Fußball verbinden, bleibt öde und seltsam konturlos.

Die Elf der Unaussprechlichen
Mir fehlt der rote Faden. Laut Klappentext spricht Hacke über die Liebe zum Spiel, der Treue zum Verein oder den Fußball als Obsession.
In der Realität entpuppt das Werk sich als Ansammlung einiger launig geschriebener Erlebnisse des Autors. Es plätschert alles nur so vor sich hin – auch das Beispiel des Hardcore-Fans Chelsea-Andy überzeugt nicht. Spätestens nach 60 Seiten fiel mir das Lesen schwer, das Ganze wirkte zunehmend lustloser.
Ganz lustig sind noch die Mannschaftsaufstellungen, die Hacke immer machte: Etwa die Spieler mit den unaussprechlichsten Namen. Im Gegensatz das Team mit den leichtesten Namen. Ich habe das in junger Jahren immer nur alphabetisch gemacht, indem ich mir zu Saisonbeginn Listen aus den kicker-Sonderheften aufgeschrieben habe und daraus Mannschaften bildete: Das A-Team, B-Team etc. Der Kreativitätspunkt geht also an Hacke.

Urteil
Eine glatte Enttäuschung: Reichlich unstrukturiert und viel zu lang. Nicht empfehlenswert. Es gibt viel schönere Bücher über Fußball.

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