„Die ganz großen Galopper“ – unter diesem Titel portraitiert nurpferdeundfussball in losen Abständen die bekanntesten Pferde der Galopp-Historie. Die Idee stammt nicht von mir, sondern von den Machern der Facebook-Gruppe Galopp Info. Den Auftakt macht ein Portrait des großen Man o’ War.
Man o’ War war unbestritten das legendärste Rennpferd des 20. Jahrhunderts in den USA. Geboren wurde er am 29. März 1917 in Lexington (Kentucky, USA). Sein Züchter hieß
August Belmont II, Sohn des einflussreichen deutsch-amerikanischen Bankers
August Belmont. Schon der Vater war ein großer Anhänger des Galopprennsports und gründete unter anderem den Amerikanischen Jockey-Club. Die Rennbahn Belmont Park in New York trägt seinen Namen.
Der Junior setzte das Engagement fort: Als Sohn sehr reicher Eltern verfügte August Belmont II über den notwendigen finanziellen Hintergrund, um sich auch Risiken bei seinen züchterischen Experimenten leisten zu können.
Er hatte schon den wunderschönen Hengst
Fair Play (1905 geboren) gezogen und paarte diesen sehr erfolgreich mit seiner Stute
Mahuhah. Ihr Vater war
Rock Sand, Gewinner der englischen Triple Crown; 1906 holte Belmont ihn für den damals sagenhaften Preis von 125.000 Dollar aus England in sein Gestüt.
Am 29. März 1917 ging aus der Verbindung Fair Play / Mahuhah ein Hengstfohlen hervor. Obwohl Belmont sonst immer dabei war, wenn es Nachwuchs gab, war er ausgerechnet bei dieser Geburt in New York. Der damals schon über 60 Jährige unterstützte sein Land im ersten Weltkrieg, in dem er sich um die Ausbildung und den Transport von Armeepferden kümmerte. Belmonts Frau gab daher dem neugeborenen Fohlen den Namen: My Man o’ War.
Mit fortschreitendem Krieg benötigte die Armee immer mehr Pferde und so begann auch Belmont, einige seiner Pferde zu verkaufen. Jetzt kam Louis Feustel, ein sehr guter Pferdetrainer, ins Spiel. Feustel arbeitete für die Glen-Riddle Farm in Pennsylvania und hatte schon früh ein Auge auf die Belmont-Pferde geworfen. Er empfahl seinem Arbeitgeber, diese zu kaufen.
Nationaler Held
Samuel Riddle wollte sich zunächst nicht mit diesem Gedanken anfreunden, kaufte dann aber doch auf Betreiben seiner Frau am 17. August den jungen Man o’ War. Kaufpreis waren 5000 Dollar. Dass der Hengst ihm einmal ein Vielfaches dieser Summe einbringen würde, ahnte Sam Riddle damals nicht.
Schon als Fohlen fiel Man o’ War durch seine sehr langen Beine auf. Louis Feustel trainierte ihn während der darauffolgenden zwei Jahre. Sein erstes Rennen lief Man o’ War am 6. Juni 1919 und gewann bereits dort mit sagenhaften sechs Längen Vorsprung. Drei Tage später verzeichnete er seinen zweiten Sieg. Man wurde schnell auf ihn aufmerksam und begeisterte sich für seine geschmeidige Gangart.
Auch in den folgenden vier Rennen blieb Man o’ War ungeschlagen. Spätestens jetzt hatte er nationalen Ruhm erlangt. Der Hengst verlor nur ein einziges Rennen, das Sanford Memorial am 16. August 1919. Seinerzeit gab es Gerüchte, dass Absprachen der eigentliche Grund für den 2. Platz von Man o’ War gewesen seien. Dieser Vorwurf wurde jedoch nie geklärt.
Die Gegner außer Sichtweite: Man o'War bei seinem Sieg im Stuyvesant Handicap 1920 (Foto Charles Cook/Wikimedia Commons)
Zweijährig startete Man o’ War in zehn Rennen. Neun gewann er, eins davon mit mehr als 100 Längen Vorsprung. Er war bereits damals eine Legende; landesweit liebten ihn die Menschen.
Dreijährig nahm Man o’ War an elf Rennen teil und siegte genauso oft. Eine regelrechte Hysterie brach aus, die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr. Glücklicherweise behielten Besitzer Riddle und Trainer Feustel einen klaren Kopf bei diesen Erfolgen.
Es gab Neider und Drohungen übelster Art, außerdem sorgten zahlreiche aufdringliche Fans für Unruhe. Das Pferd musste ständig bewacht werden. Hinzu kam, dass die Handicapper ihm bei jedem Rennen mehr Gewicht auflegten.
Beste Freunde
Dann kam es zum Knall: Man o’ War sollte gegen seinen größten Konkurrenten,
Exterminator laufen, dabei allerdings zwischen 145 und 150 Pfund Gewicht tragen. Daraufhin nahm Riddle das Pferd aus dem Rennsport, obwohl man ihm für das Rennen 50.000 Dollar versprochen hatte.
Man o’ War, der schon früh den Spitznamen „Big Red” (wegen seiner Fellfarbe) erhalten hatte, konnte sein Dasein nun friedlich auf dem Gestüt seines Besitzers verbringen. Will Harbut, ein Mitarbeiter von Samuel Riddle, wurde sein Betreuer. Man gestattete allen Interessierten, Man o’ War zu besuchen. In der Zeit bis zu seinem Tod im Jahre 1947 sollen ihn zwischen 1,5 und 3 Millionen Menschen besucht haben. Er war so berühmt in den USA, dass sein 21. Geburtstag im Radio übertragen wurde
Natürlich war er als Deckhengst aktiv. Viele seiner Nachkommen waren sehr erfolgreich: Insgesamt 64 Stakes-Sieger zeugte Man o’ War, darunter den Triple Crown-Sieger
War Admiral. Und auch seine Töchter brachten viele erfolgreiche Nachkommen zur Welt.
Oft erhielt Samuel Riddle unglaublich hohe Angebote für sein Siegerpferd, doch er verkaufte es nicht. Selbst die sagenhafte Offerte eines Texaners von einer Million Dollar schlug er aus.
In der Zeit nach den legendären Pferderennen waren Man o’ War und sein Betreuer Willi Harbut unzertrennlich. Harbut liebte und verehrte das Pferd über alle Maße. Offensichtlich empfand das Pferd auch für ihn Zuneigung. Genau zwei Wochen nach Harbut’s Tod starb auch Man o’ War am 1. November 1947.
Mehr als 2000 Menschen wohnten der Beerdigung bei, live übertragen im Radio. Sein Grab erhielt der legendäre Man o’ War auf seiner Weidekoppel.
1976 übersiedelte das Grab und das Denkmal Man o' Wars in den damals neu gegründeten Kentucky Horse Park im Norden von Lexington. Hier hat Man o' War nun seinen Platz für alle Zeiten erhalten.