Es war vor etwas mehr als zwei Jahren, da gab an Himmelfahrt auf der Dortmunder Rennbahn ein dreijähriger Hengst mit dem Namen King’s Advice sein Debüt. Der Start war erfolgreich, auch wenn das Pferd noch ziemlich unreif wirkte. Trainer war Andreas Wöhler, der Besitzer Jaber Abdullah. Zwei Jahre später avancierte der Frankel-Sohn in England – nun trainiert von Mark Johnston – zum Seriensieger: Am Samstag triumphierte King’s Advice in einem Class 2-Handicap in Goodwood. Es war der sechste Erfolg in Serie.
Beim Dortmunder Auftaktsieg 2017 war der Kolumnist live dabei. Und natürlich war der damalige Wöhler-Schützling die heimliche Attraktion des Renntages. „Der Papa
Frankel das wohl beste Pferd der letzten Jahre in England, die Mutter
Queen’s Logic eine mehrfache Gruppe 1-Siegerin – blaublütiger als
King’s Advice kann kein Rennpferd gezogen sein“,
schrieb diese Kolumne. „Optisch allerdings sieht der Hengst eher durchschnittlich aus, sein Trainer Andreas Wöhler stuft ihn zudem als eher spät ein. Es dauerte auch eine Weile, bis beim King der Groschen fiel, aber dann beschleunigte er noch sehr gut. Die Gegner sollten zudem nicht schlecht gewesen sein, auf die Laufbahnen etwa von
Marillion, der Stute
Near Big sowie
Nachito darf man gespannt sein.“
Die platzierten Pferde blieben dann aber doch mehr oder weniger in den unteren Handicaps stecken. Der Zweite
Marillion holte sich immerhin das Auktionsrennen in Hannover, die Bilanz von
Near Big – die Dritte – fällt mit einem Erfolg bei 19 Starts und einem besten GAG von 62,5 kg doch eher enttäuschend aus.
2017 im Führring in Dortmund-Wambel: King's Advice (Bild uk)
King’s Advice allerdings schlug sich danach in den Handicaps gegen ältere Konkurrenten meist ganz respektabel. Am 1. Oktober siegte er im Ausgleich 2 in Düsseldorf und zeigte, dass seine Qualitäten auf Distanzen über 2000 m liegen. Beim letzten Start 2017 enttäuschte er jedoch im Ausgleich 2 in Baden-Baden, doch am 20. Mai 2018 in Hoppegarten zeigte sich der Frankel-Nachkomme wieder in guter Verfassung und holte sich einen Ausgleich 2. Das waren solide Leistungen, aber ein Pferd für die Top-Prüfungen war er – trotz seiner blaublütigen Abstammung – nicht.
Seriensieger mit 5
2018 wechselte
King’s Advice dann erstmals den Trainer. Eoghan O’Neill, ein gebürtiger Ire, der seit 2009 in Frankreich trainiert, sollte den Hengst weiter verbessern. Doch der einzige Start im französischen Pornichet-La Baule ging fürchterlich daneben. Letzter von zehn, 27 Längen geschlagen – „als wenn etwas nicht gestimmt hätte“, so die
Racing Post.
2019 folgte ein erneuter Stallwechsel, mit Trainer Mark Johnston kam der Erfolg auf Distanzen von 2400 und 2800 Metern zurück. Sechs Rennen nacheinander holte sich der inzwischen fünfjährige Hengst seit dem England-Debüt im März 2019, jedes Mal saß Joe Fanning im Sattel. Mit Fanning marschierte Kings‘ Advice durch die Handicaps, von Class 5 in die Class 2. Zuletzt siegte er in einem Class 2-Handicap über 2800 Meter, gegen die Angriffe von
What A Welcome musste er hart kämpfen, doch wie viele Mark Johnston-Pferde zog der Hengst unter Druck noch einmal gut an. Eine weitere Stärke: Der Hengst zeigt guten Speed – etwas, was ihn schon in Dortmund beim Erststart auszeichnete.
Ebenfalls typisch für Johnston:
King’s Advice läuft gerne von vorne. Geht es noch weiter oben? Je besser die Handicaps, desto stärker die Konkurrenz sowohl quantitativ als auch qualitativ. Vielleicht ist er ja etwas für die Steher-Rennen, denn je länger die Distanz, desto besser. Obwohl er nach Abstammung eigentlich wenig Stamina haben müsste. Theoretisch….
Ulrich König