So richtig rund läuft es bislang nicht für die deutschen Pferde in den Top-Rennen des Wochenendes. Wenn ausländische Gäste da sind, siegen sie auch meist. Auch wenn deren Form nicht besonders aufregend erscheint – siehe am Wochenende Raa Atoll im Oleander-Rennen in Hoppegarten. Oder am Sonntag davor French King im Carl Jaspers-Preis (Gruppe 2) in Köln. Ergebnisse, die doch ein wenig ernüchtern – bezogen auf die Qualität der einheimischen Armada.
Am Sonntag in Hoppegarten gab es sogar einen irischen Doppelerfolg. Aber nicht der hohe Favorit
Thomas Hobson aus dem irischen Hindernis-Champion-Quartier von Willie Mullins machte das Rennen, sondern der Außenseiter
Raa Atoll aus dem Stall von Luke Comer. Es war der erste Start für den irischen Trainer, der in den letzten Jahren mit seinen wenigen Startern
wenig erfolgreich war und einigen
Ärger hatte. Aber der Mann ist ja eigentlich Immobilienentwickler und gemeinsam mit seinem Bruder Brian Inhaber der Comer Group. In Irland sponsert die Gruppe einige große Steherprüfungen wie das St. Leger. Jetzt unterstützen sie auch das Oleander Rennen und da macht es sich natürlich gut, wenn der Sieger aus dem eigenen Stall kommt.
Im Sattel saß nicht ein eingeflogener Mann von der Insel, sondern Jozef Bojko, Jockey am Start von Andreas Wöhler. Der servierte
Raa Atoll ein taktisch gutes Rennen aus dem Vordertreffen und hatte auch den Angriff des Favoriten immer unter Kontrolle. Der Sieger war im letzten Jahr bei John Gosden im Training, beste Form war Rang 4 in den King Edward Stakes während Royal Ascot. Beim letzten Start für Gosden war er allerdings abgeschlagener Letzter in einem Gruppe 2-Rennen in Newmarket.
Eigentlich war
Thomas Hobson nach Formen das zu schlagende Pferd: Sieger im September im Doncaster Cup, zum Saisonschluss Zweiter hinter dem besten englischer Steher
Stradivarius in Ascot – das waren schon handfeste Referenzen aus den Top-Marathonprüfungen in England.
Von den deutschen Startern lieferte der unverwüstliche
Moonshiner noch die beste Leistung als Dritter, hochgehandelte Pferde wie
Nikkei oder
Ernesto erfüllten nicht die Erwartungen. Aber die deutsche Steher-Spitze ist quantitativ relativ klein, da überraschte ein ausländischer Erfolg nicht völlig.
Mal wieder Pantall
Wie
French King allerdings die deutsche 2400-Meter-Elite vor gut einer Woche im Kölner Carl Jaspers-Rennen (dem ehemaligen Gerling-Preis) beherrschte, gab schon eher zu bedenken. Zugegeben, im Sattel saß der großartige Olivier Peslier und Trainer Henri-Alex Pantall ist ein Meister darin, für seine Pferde das passende Rennen in Deutschland zu finden. Der Gewinner hatte zwar zuletzt eine gutdotierte Prüfung in Doha gewonnen und dabei unter anderem
Hunting Horn (nicht gerade ein Top-Pferd aus dem Aidan 0’Brien-Stall) besiegt. Vorher war er in französischen Listenrennen in der Provinz höchstens platziert.
Es war zum Schluss zwar nur eine dreiviertel Länge Vorsprung, aber es waren viele deutsche Pferde unterwegs, die in dieser Saison ihr Glück in den besten deutschen Prüfungen über längere Strecken versuchen werden. Leider macht sich hier bemerkbar, dass gute Pferde verkauft wurden und nun ihr Glück in Australien oder Hongkong versuchen.
Am nächsten Sonntag könnte es die nächste Schlappe für die heimischen Galopper geben. Das Mehl- Mülhens-Rennen in Köln über 1600 Meter, die deutschen 2000 Guineas, steht an und da werden starke Gäste aus England, Irland und Frankreich in die Startboxen rücken. Zwar nicht die Elite, aber die gute zweite Wahl. Und das reicht leider häufig über die Meile gegen die deutschen Pferde, zumal in diesem Jahr nur drei einheimische Starter laufen werden. Seit 2010 gab es fünf englische Erfolge, immerhin behielten in den letzten zwei Jahren dank
Ancient Spirit und
Poetic Dream hier trainierte Pferde die Oberhand. Und Henri-Alex Pantall hat immerhin kein Pferd am Start.