Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet die Fortuna aus Düsseldorf, der Neuling aus dem Tabellenkeller, bescherte Borussia Dortmund die erste Niederlage in der Bundesliga. Damit hätten wohl die wenigsten gerechnet, auch wenn BVB-Trainer Lucien Favre vor dem Aufsteiger gewarnt hatte.
Der Sieg muss – wenn man den Berichten glauben darf – verdient gewesen sein. Die Fortuna agierte arg defensiv, verdichtete gut die Räume und sorgte im Spiel nach vorne immer wieder für Nadelstiche. Dagegen fand der BVB lange kein Mittel. Gegen stark zurückgezogene Teams – siehe auch Brügge und Freiburg – tat sich Borussia zuletzt immer schwer.
Die Düsseldorfer aber hatten nach dem überraschenden Coup einiges zu feiern. 2:1 gegen Dortmund, davor 3:3 gegen Bayern München mit zwei späten Toren und auch zuletzt 3:0 gegen Freiburg – Fortuna kann in der Liga mithalten. Wenn alles stimmt, wenn alle ihre optimale Leistung abrufen, dann hat das Team von Trainer-Routinier Friedhelm Funkel (65) auch in der nächsten Saison gute Chancen, erstklassig spielen.
Düsseldorf ist ein Ort, mit dem der Kolumnist einiges verbindet. Nicht nur, dass er dorthin jahrelang beruflich gependelt ist, auf dem Grafenberg gibt es außerdem eine schöne Rennbahn. Auch in Sachen Fußball war ich einige Male dort: 1980 spielte Borussia im DFB-Pokal im damaligen Rheinstadion. Keine Ahnung mehr, wie ich dort hinkam, der BVB verlor natürlich – 0:3 im halbleeren Stadion. Dann kam das berühmte dritte Relegationsspiel 1986 gegen Fortuna Köln in der Landeshauptstadt. Dank diverser Staus unterwegs erfolgte die Ankunft erst zur zweiten Halbzeit, in der der BVB richtig aufdrehte und Jean Lörings Fortuna 8:0 abschoss.
Das Rheinstadion war eines dieser typischen Stadien, die für die WM 1974 entstanden. Groß, weitläufig und mit Laufbahn, weil in den Arenen auch Leichtathletik stattfinden sollte. Ein Dach gab es meist nur für die Bonzen auf der Haupttribüne und so kam es, dass die meisten Besucher bei Regen und Schnee ordentlich nass wurden. Das Schlimmste war aber, dass das Spielfeld dank der Laufbahn meilenweit entfernt war und selten echte Stimmung aufkam.
Fernglas notwendig
Bei meinem letzten Besuch im alten Rheinstadion saß ich irgendwo oben in der Kurve, gefühlte 500 Meter vom Spielfeld. Im Januar 1997 fuhr der BVB als hoher Favorit an den Rhein und verlor gegen ein Team, dessen größte Stärken Torwart Georg Koch und Einwerfer Harald Katemann waren. Koch und Katemann spielten nicht, dafür trafen Juran und Dobrowolski. Zwei Russen, die eigentlich eher als teure Fehleinkäufe galten. Zu allem Überfluss regnete es auch noch. Es war ein Abend zum Vergessen.
Auf dem Rückweg ergatterte ich noch ein Fanzine (dessen Namen ich vergesse habe), in denen sich die Fortuna-Fans über die sogenannten Mode-Fans der Borussia amüsierten. Düsseldorf stieg trotz des Sieges am Ende ab, der BVB aber holte sich den Erfolg in der Champions League gegen Juventus Turin. Wenn sich das für Dortmund im nächsten Jahr wiederholt, werden alle Schwarzgelben glücklich sein.
Nun musste ein Anhänger der Düsseldorfer in den Jahren zuvor und danach allerdings auch deutlich mehr erleiden als der gemeine BVB-Liebhaber. Dabei hatte die Fortuna in den siebziger und Anfang der achtziger Jahre noch starke Mannschaften, die Titel holten. 1979 unterlag die Fortuna im Endspiel des einstigen Europapokals der Pokalsieger nach hartem Kampf dem FC Barcelona. Die Allofs-Brüder, Scharfschütze Gerd Zimmermann, Libero Gerd Zewe oder Stürmer Wolfgang Seel waren gute Spieler.
Doch dann ging es abwärts und es blieb nicht bei Liga 2. Die Fortuna wurde drittklassig und irgendwann sogar mal viertklassig. Der Besuch auf den Sportplätzen in der Provinz an Niederrhein und Mittelrhein schweißte die Fans zusammen, Mode-Fans kamen aufgrund der fehlenden Erfolge erst gar nicht.
„Wenn wir wollen, kaufen wir Euch auf“, skandierten die Düsseldorfer 2004. Es war im leeren Westfalenstadion, denn die Fortuna spielte gegen die Zweite des BVB in der Regionalliga. Damals stand der BVB vor dem finanziellen Abgrund, aber der Fortuna ging es bestimmt nicht besser. Düsseldorf ist wie Dresden und Braunschweig einer der Vereine, den ich sowohl gegen Borussias Erste als auch Zweite habe spielen sehen.
Heute hat auch Düsseldorf eine Arena, benannt nach einem Hersteller von Spielautomaten. Nach langen Jahren der unteren Ligen kommen in diesem Jahr wieder die Großen. Doch Düsseldorf war nie eine Fußballstadt wie etwa Dortmund. Und so sind die 51000 Plätze nur selten komplett belegt.
Düsseldorf war in den achtziger Jahren eine erfolgreiche Pokalmannschaft. 1986 scheiterte hier der FC Bayern München mit 0:3.