Sea of Class und Kew Gardens die Arc-Tipps
Nach zwei Jahren Chantilly ist der Qatar Prix de l'Arc de Triomphe wieder in seiner alten Heimat: Longchamp. Oder besser ParisLongchamp, wie der Kurs jetzt offiziell heißt. Neuer Name, neue Tribüne und die Eintrittspreise nähern sich englischem Niveau, aber dafür gibt es zwei Tage tollen Sport. Und der Arc ist der Höhepunkt. Starter und Chancen.

1. Defoe (Trainer Roger Varian/Jockey Andrea Atzeni): Im letzten Jahr stark verbesserter Dalakhani-Sohn, in diesem Jahr gewann er seine ersten beiden Rennen. Zuletzt in Deutschland unterwegs, im Großen Preis von Baden unterlag der Hengst knapp Best Solution. Die Gegner in Longchamp sind aber noch mal eine Klasse stärker.

2. Saluonen (Trainer Sylvester Kirk/Jockey Oisin Murphy): Zäher Bursche, der oft unterschätzt wird, aber in sehr guter Gesellschaft einige ganz starke Vorstellungen zeigte. So zum Beispiel in Epsom, als er Cracksman am Rand einer Niederlage hatte. Hat aber noch nie ein Gruppe-Rennen gewonnen. Sein Erfolg im Arc wäre eine Sensation.

3. Capri (Trainer Aidan 0’Brien/Jockey Donnacha O‘Brien): 2017 irischer Derbysieger und englischer St. Leger-Gewinner. Im letzten Jahr 17 von 18 im Arc, erst zwei Starts in diesem Jahr. Das Comeback nach einer Schulterverletzung als 5 von 6 im Prix Foy (Sieger Waldgeist) war mäßig, aber es war der erste Start nach Pause. Könnte überraschen.

4. Way To Paris (Trainer Antonio Marcialis/Jockey Gerald Mosse): Champs Elysses-Sohn, der immer in guter Gesellschaft lief, dort schon platziert war, aber eigentlich kaum eine Siegchance hatte. Klarer Außenseiter, auch wenn sein Jockey zuletzt in England mit scheinbar chancenlosen Pferden erfolgreich war.

5. Waldgeist (Trainer Andre Fabre/Jockey Pierre Charles Boudot): Galileo-Sohn in deutschem Besitz und nach Formen der Beste der heimischen Kandidaten. Zuletzt vier Siege in Serie, in diesem Jahr noch weiter verbessert. Top-Trainer, dessen letzter Arc-Erfolg aber auch schon ein paar Jahre zurückliegt. Sehr interessant und so leicht wie er meist die Nase vorne hatte, sollte er noch weitere Reserven haben.

6. Cloth Of Stars (Trainer Andre Fabre/Jockey Vincent Cheminaud): In diesem Jahr noch ohne Erfolg, zuletzt dreimal hinter dem Stallgefährten Waldgeist. So recht sieht es nicht nach einer Formumkehr aus. 2017 allerdings Zweiter im Arc hinter Enable. Je weicher der Boden, desto bessere Chancen.

7. Talismanic (Trainer Andre Fabre/Jockey Mickael Barzelona): Godolphin-Vetreter mit markantem weißen Gesicht. Schon sehr erfolgreich, 2017 etwa Triumphator im Breeders Cup Turf. Zuletzt Zweiter hinter Waldgeist, auch hier sieht es nicht unbedingt nach einer Formumkehr aus.

8. Tiberian (Trainer Alain Couetil/Jockey William Buick): Sechsjähriger Hengst, der 2017 seine beste Zeit erlebte. Die aktuellen Formen reichen nicht, kann nur überraschen.

9. Clincher (Trainer Miyamoto/Jockey Yutaka Take): Gast aus Japan, der zu Beginn des Jahres drei gute Leistungen in japanischen Gruppe-Rennen zeigte. Im Prix Foy gegen Waldgeist, Talismanic und Cloth Of Stars chancenlos. Es gab schon stärkere Herausforderer aus Fernost.



Arc 2002: Marienbard in den Godolphin-Farben siegt mit Frankie Dettori. Der deutsche Vertreter Boreal war leider ohne Chance

10. Enable (Trainer John Gosden/Jockey Frankie Dettori): Die überlegene Siegerin aus dem Vorjahr. 2017 schaffte sie das Doppel King George/Arc und war das überragende Pferd auf Distanzen über 2000 Meter. In dieser Saison erst ein Start, aber wie sie bei ihrem Comeback den Fast-King George-Sieger Crystal Ocean in die Schranken verwies, war schlichtweg grandios. Das zu schlagende Pferd, der Kurs ist aber entsprechend tief.

11. Neufbosc (Trainer Pia Brandt/Jockey Cristian Demuro): Einer der stärksten französischen Dreijährigen des Jahrgangs über 2400 Meter, Zweiter im Grand Prix de Paris hinter Kew Gardens und Dritter im Prix Niel vor Royal Youmzain aus dem Wöhler-Stall. Muss sich noch mal verbessern, könnte aber noch Reserven haben. Beste Leistungen auf gut bis weichem Boden.

12. Patascoy (Trainer Xavier Thomas-Demeaulte/Jockey Olivier Peslier): Knapp besiegter Zweiter im französischen Prix de Jockey Club über 2100 Meter als großer Außenseiter, bestätigte danach diese Form halbwegs als Zweiter in Deauville. 2400 Meter sind Neuland, aber nach seinem bisherigen Laufen sollte er sie können. Dennoch Außenseiter.

13. Kew Gardens (Trainer Aidan O‘Brien/Jockey Ryan Moore): Großer Steher, der zudem viel Speed besitzt. Englischer St. Leger-Gewinner, aber auch Erster im Grand Prix De Paris über 2400 Meter. Lief auch ordentlich, als die O’Brien-Form im Sommer nicht stimmte. Jetzt läuft es wieder im Quartier und Kew Gardens kann die Favoriten durchaus überraschen.

14. Study Of Man (Trainer Pascal Bary/Jockey Stephane Pasquier): Französischer Derbysieger, der danach aber zweimal enttäuschte. Vielleicht scheiterte er in Leopardstown auch am festen Boden, dennoch überzeugen andere Kandidaten mehr.

15. Louis D’Or (Trainer Tony Castanheira/Jockey Antoine Hamelin): Beste Leistung war Platz 3 im Prix Du Jockey Club, als er als 66:1-Chance alle überraschte und nicht weit vom Sieger Study Of Man entfernt war. Danach wieder meist unter ferner liefen, müsste sich schon gewaltig steigern.

16. Hunting Horn (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Seamie Heffernan): Chester, Chantilly, Ascot, Belmont Park, Arlington und zuletzt Longchamp – weitgereister O’Brien-Dreijähriger, chancenlos im französischen Jockey Club, zuletzt Zweiter. Diese Formen reichen aber nicht.

17. Nelson (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Michael Hussey): Der nächste aus der O’Brien-Armada. Frankel-Sohn aus einer irischen Oaks-Siegerin, nach bisherigen Vorstellungen wäre ein Erfolg eine Sensation.

18. Magical (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Wayne Lordan): Dreijährige Galileo-Stute, für die zuletzt die Meiler in den Matron Stakes in Leopardstown zu schnell waren. Erster Versuch über 2400 Meter, weiter als 1800 Meter ist sie noch nie gelaufen. Ihre Mutter (Gruppe 1-Siegerin) hat immerhin über 2000 Meter gewonnen. Tempomacherin?

19. Sea of Class (Trainer William Haggas/Jockey James Doyle): Brillant verbesserte Stute, die vier ihrer fünf Starts gewann und zuletzt zweimal in Gruppe 1-Gesellschaft dominierte. Jetzt geht es gegen die „großen Jungs“, dreijährige Stuten haben eine gute Bilanz im Arc. Die Gegnerin für John Gosdens Stute.

Urteil
Schon komisch: 19 Starter im Arc, aber eigentlich wird nur über drei Pferde gesprochen, wenn es um den Sieg geht. Vorjahressiegerin Enable setzt die Maßstäbe, Sea of Class und Waldgeist folgen. Das Pferd von William Haggas ist das Pferd mit dem meisten Potenzial nach oben und die Alternative gegen Enable. Kew Gardens hat Speed und Stehvermögen und ist daher nicht zu unterschätzen. Von den heimischen Kandidaten verdient noch Neufbosc einen Hinweis.