In England und Irland ist das Cheltenham-Festival eine sportliche Institution. Kritik gibt es eher selten, in Deutschland ist der Widerstand da größer. Manche Zeitgenossen möchten die Rennen sogar verbieten. Weil sie zu gefährlich seien. Mich nervt diese Einstellung schon seit Jahren. Warum Hindernisrennen und speziell das Cheltenham Festival großartiger Sport und keine Tierquälerei sind.
Cheltenham nicht schon wieder, werden vielleicht manche jetzt sagen. Leider. Gerade in Deutschland ist der Zahl der Gegner dieser Art von Rennen groß. Darf man also eine Veranstaltung gut finden, bei der Pferde tödlich verunglücken? Turfteufel Nika S. Daveron hat das Dilemma im
Racebets-Blog ganz treffend dargestellt. Ich sehe das allerdings noch dezidierter: Man darf diese Rennen gut finden. Hindernisrennen sind keine Tierquälerei, die Pferde sind nicht überfordert. Unfälle passieren auch in anderen Rennen oder auf der Koppel.
Die Festival-Fakten sprechen für sich: Über 240 000 Zuschauer an den vier Festivaltagen, dazu Millionen Zuschauer vor TV (natürlich läuft das Festival im Free-TV), Computern, Smartphones oder beim Bookie. Das sind Zahlen, von denen wir in Deutschland nur träumen können.
Schon der Blick auf die grandiose Kulisse ist filmreif: Vollbesetzte Tribünen, im Hintergrund die sanften Hügel der Cotswolds. Selbst am Bildschirm spürt der Betrachter die große Freude der Beteiligten, wenn sie ein Rennen gewonnen haben. Die Tränen der Lizzie Kelly, die Freude der Bridget Andrews und der Skeltons (Jockey Harry, Trainer Dan) oder ein Trainer Gordon Elliott, der seine Serie von neun Siegen kaum fassen kann – emotionale Momente, die auch einem Cheltenham-Routinier immer wieder Tränen der Rührung in die Augen treiben.
Irische Dominanz
Sportlich gab es grandiose Leistungen:
Footpad im Arkle,
Altior in der Champion Chase,
Samcro in der Ballymore Novices' Hurdle oder
Native River im Gold Cup waren nur einige. Meine persönlichen Höhepunkte waren
Summerville Boy in der Supreme Novices' Hurdle, der an dieser Stelle angesagte
Mr. Whitaker in der Food Brothers Novices' Chase,
Shattered Love in der JLT Novices' Chase und
Farclas in der Triumph Hurdle.
Die irischen Trainer Willie Mullins und Gordon Elliott dominierten, die Pferde aus Irland haben ihre englischen Kollegen ein wenig abgehängt. Der Trend ist jedoch nicht neu. Fazit: Das Festival ist immer noch das Nonplusultra des Hindernissports, die Besten aus England und Irland treffen sich dort.
Leider gab es auch sechs
tödlich verunglückte Pferde. Drei Starter verloren dabei ihr Leben im letzten Rennen der Veranstaltung, der Grand Annual Chase. Das sind sechs Pferde zu viel, Besitzern und Trainer gehört nicht nur mein Mitgefühl.
Privilegierte Wesen
Sind diese Rennen also zu brutal? Sind sie vielleicht doch Tierquälerei, wie manche Gruppen behaupten? Tatsache: Hindernisrennen sind gefährlicher als Flachrennen. Aber Pferde und Reiter sind keinesfalls überfordert mit den Hindernissen. Zumal der schwere Boden eigentlich dafür sorgte, dass das Tempo nicht übermäßig schnell war und somit die Rennen sicherer waren. Aber Pferde und Jockeys verstehen ihr Handwerk, sind routiniert, bestens ausgebildet. Schlichtweg die Besten ihres Fachs.
Zudem: Es gab sechs tödliche Verletzungen bei 489 Starter in den 28 Rennen, die große Mehrheit der Pferde kam also intakt nachhause. Das letzte Rennen mit den drei tödlich verunglückten Pferden hat auch mir ein wenig die Stimmung vermiest. Es waren Unglücke, die einfach passieren können. So traurig sie sind.
Wenn manche Aktivisten von Tierquälerei sprechen, ist das Unfug. Das Tierwohl wird in anderen Bereichen vielmehr beschädigt. In der Fleischproduktion etwas. Hindernispferde haben in der Regel ein langes Leben auf der Rennbahn, werden gut versorgt und bestens betreut. Sie sind privilegierte Wesen. Zudem würde manche Meinung hier anders aussehen, wenn der Hindernissport in Deutschland eine größere Rolle spielen würde. Aber das wird ein Traum bleiben.