Interessanter Artikel aus der englischen Racing Post: Wie fühlen sich Jockeys, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit vom Pferd fallen? Etwas, was ich als glühender Anhänger des Hindernissports schon immer wissen wollte. Autorin Katherine Fidler hat aktuelle und frühere Jockeys befragt. Ein Fazit: Hindernisjockey leben mit der Gefahr. Oder wie es Tony McCoy ausdrückt: Der Schmerz zählt zum Job.
Zuerst einmal die Fakten: Hindernisjockeys stürzen bei jedem 15. Ritt. Ihre Kollegen von der Flachen leben komfortabler, fallen nur bei jedem 265. Einsatz. Die Geschwindigkeit bei ihrem Sturz ist jedoch höher, zudem ist der Untergrund härter. Dennoch geht der Punkt klar an die Hindernisfraktion, sie leben deutlich gefährlicher. Sie sind schon harte Jungs, der Kolumnist wundert sich immer, wie schnell die Leute wieder aufstehen und den nächsten Ritt absolvieren.
„Du gewöhnst dich an das Fallen“, sagt der 20fache Champion-Jockey Tony McCoy lakonisch. „Du weißt, es wird passieren und du musst es hinnehmen, auch wenn es dir weh tut. Du kannst etwas machen, damit es dich weniger verletzt, aber der Schmerz ist Teil des Jobs.“ McCoy, vor kurzem mit einem Sir geehrt, hat in seiner illustren Karriere nicht nur viele Erfolge erreicht, sondern auch Verletzungen jeglicher Art erlitten. Er muss es also wissen.
Es gehe alles so schnell, berichtet Paul Townend, Jockey am mächtigen Willie Mullins-Stall in Irland. Auch er sagt, dass Stürze zum Geschäft gehören. Aber dann komme ein anderes Rennen, ein anderes Pferd, es ist vorbei und das Jockey-Leben geht weiter.
Klingt alles ziemlich einfach, aber die Gefahr, dass ein Jockey irgendwann so schwer stürzt, dass er seinen Beruf aufgeben muss, besteht immer. Da können die Reiter noch so gut körperlich und mental vorbereitet sein.
Ein Sturz beendete etwa die Karriere von Rodi Greene. Der Jockey fiel so unglücklich auf den Hals, dass er beinahe gelähmt war. Heute arbeitet Greene als Jockey Coach. Zu seinen Aufgaben zählt auch der Umgang mit Stürzen und Verletzungen.
Racing UK-Journalistin Lydia Hislop spricht mit Rodi Greene über seine neue Rolle als Jockey Coach
Verletzungen sind ein tägliches Risiko, glücklicherweise sind die meisten eher harmlos. Wenn es Knochenbrüche gibt, dann überwiegend an Schlüsselbein und Schulter. Im Bereich Gehirnerschütterungen sind Hindernissportler am meisten gefährdet, deutlich mehr als ihre Kollegen aus Eishockey, Rugby oder Fußball.
In Ausbildung und Schulung ist das Thema sehr präsent. So besitzt die British Racing School etwa einen mechanischen Fall-Simulator. Das Verhalten bei einem Fall, betont Dr Adrian McGoldrick, spiele eine wichtige Rolle beim Jockey-Training. Etwa, dass die Reiter die Zügel sofort bei einem Sturz loslassen. „Fitness – sowohl physisch als auch psychisch – hat dabei einen bedeutenden Effekt“, weiß der Senior Medical Officer des Irish Turf Clubs. Zu diesem Zweck haben die Jockeys etwa Zugang zu Mentaltrainern, Ernährungsspezialisten oder Physiotherapeuten.