„Dieser Weg wird kein leichter sein“ – irgendwie logisch, dass Ex-Profi Gerald Asamoah seine Biografie so titelt. War doch dieser Song von Xavier Naidoo die Mannschaftshymne der deutschen Nationalelf bei der Heim-WM 2006. Asamoah war der Mann für die Beschallung des Teams. Der einstige Stürmer hat eine interessante Geschichte, doch leider fehlt es seiner 2013 erschienenen Biografie ein wenig an Tiefe. Es gibt allerdings schon ein paar markante Stellen.
Zum Beispiel die Erinnerungen an einen Juni-Abend in Cottbus im Jahre 1997. Das entscheidende Spiel um den Regionalliga-Aufstieg zwischen Energie Cottbus und Hannover 96, dem damaligen Club Asamoahs. Immer wenn der in Ghana geborene Spieler und sein Mitspieler Otto Addo am Ball waren, tönten rassistische Affenlaute durch das „Stadion der Freundschaft“. Diese pfeifenden Schwachmaten waren einfach nur daneben und dieses Erlebnis erschüttert Asamoah heute noch. „Es war Hass pur und ein Spießrutenlauf bis in die Kabine“, erinnert er sich.
Mit Rassismus wird der Stürmer einige Mal in seiner Laufbahn konfrontiert. Nicht nur in Cottbus oder später in Rostock. So hatte er schon ein paar Bedenken bei seinem Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. „Ich bin von allen deutschen Nationalspielern am schwärzesten“, sagte er. Doch zum Glück blieben die rassistischen Idioten im Hintergrund, Asamoah nahm an den zwei Weltmeisterschaften 2002 und 2006 teil und bestritt immerhin 43 Länderspiele.
Dabei hing seine Karriere schon am seidenen Faden, denn eine „Verdickung der Herzscheidewand“ bedrohte die sportliche Laufbahn. Erst eine Untersuchung in den USA beendete die Zweifel.
Asamoah ist ein lustiger Typ. Aber auch dem fehlen manchmal die Worte. So wie bei seinem ersten Auftritt im Kreise der Nationalmannschaft. „Das Essen blieb fast unberührt“, so beeindruckt war er von den Kollegen, die noch vor gar nicht langer Zeit seine Idole waren. Eine erstaunliche Entwicklung, stellt er fest: „Noch vor kurzem wurde ich als Nigger beschimpft und mit Bananen beworfen, jetzt war ich Nationalspieler mit Erfolg“.
Schalker Idol
Ein paar nette Anekdoten gibt es zudem: Etwa, wenn Asamoah mit Schalke-Tasche beim Debüt in der Nationalmannschaft auftaucht. Erstaunlich: Ich wusste gar nicht, dass Profis Sporttaschen haben. Ich dachte, sie hätten nur Kulturbeutel. Immerhin ist der Ausstatter der Gleiche.
Dennoch bleibt vieles in dieser Biografie an der Oberfläche, fehlt etwas die Tiefe. Enttäuschend etwa die Schilderungen über die Zeit in Schalke. Kaum ein Spieler passt so gut zum Ruhrgebiets-Fußball wie der Kämpfer Gerald Asamoah, der sich zudem großartig mit dem Klub identifiziert. Doch dieser Teil liest sich manchmal so wie die oftmals grauenhaften Meisterserien, die in
kicker, Bild oder
Sport-Bild erscheinen.
Immerhin hatte er ein versöhnliches Erlebnis, als er 2011 im Dortmunder Heinrich Heine-Gymnasium trotz Bedenken zum Thema Fremdenfeindlichkeit sprach und im gelb-schwarzen Herzland mit Applaus bedacht wurde. Denn bei vielen eingefleischten BVB-Fans ist Asamoah nicht beliebt. Eben weil er jahrelang beim Erzrivalen Schalke spielte und „sich in den Revierderbys immer richtig reingehauen hat.“ Und weil er im Vorfeld auch immer einen dummen Spruch Richtung „Lüdenscheid“ losließ und so die Stimmung anheizte.
Dabei hätten die Dortmunder Fans die kämpferische Spielweise von Asa“ geliebt, wenn er denn statt des blauweißen einen schwarzgelben Dress getragen hätte. Zudem kommt der Autor Peter Großmann, bekannt als Moderator im ARD-Morgenmagazin, aus Dortmund. Es geht doch mit Dortmund und Gelsenkirchen.
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