Es war genau der richtige Zeitpunkt: Hurricane Fly, einer der besten Hürdler der letzten Jahre, beendete jetzt seine erfolgreiche Laufbahn. Der Gewinner von 22 Grade 1-Prüfungen, darunter zwei Triumphen in der Champion Hurdle in Cheltenham, geht in den verdienten Ruhestand. nurpferdefussball wünscht ihm noch viele schöne Tage. Und hofft, dass niemand auf die Idee kommt, den Montjeu-Sohn für den Dressursport auszubilden.
Zugegeben, ich bin kein großer Freund von Willie Mullins. Nicht, dass er mich verärgert hätte – ich kenne ihn ja gar nicht persönlich. In Interviews macht er zudem immer einen netten Eindruck und hat auch im größten Stress noch ein paar Worte für die Öffentlichkeit.
Die fachlichen Qualitäten von Irlands Top-Hindernistrainer stehen so und so außer Frage. Mullins ist ein großartiger Trainer, der seine Pferde punktgenau in Form bringen kann. Dazu hat er mit Ruby Walsh einen brillanten Jockey, jemand, der (fast) immer die richtige Entscheidung traf.
Leider haben die meisten Wetter diese Tatsachen mitbekommen und sie kommen die Mullins-Pferde oftmals zu kleinen Kursen an den Start. Und weil ich sehr nicht gerne Favoriten unter Kurs 20 wette, suche ich meist Wett-Alternativen. Daher sind erfolgreiche Tage für Willie Mullins in Cheltenham – und die gab es in den letzten Jahre genügend – meist finanziell nicht gut für mich. Darum die leichte Abneigung gegen den Mann und seine Pferde.
Auch der großartige
Hurricane Fly machte mir zweimal den Tipp in der Champion Hurdle in Cheltenham kaputt: Zuerst
im Jahre 2011, als der Montjeu-Sohn meinen Tipp
Peddlers Cross besiegte. Es war ein großartiger Endkampf zweier toller Athleten: Aber so sehr sich Peddlers Cross und Jason Maguire auch mühten, Hurricane Fly und Ruby Walsh fanden immer eine Antwort.
Eine Legende wie Istabraq
Zwei Jahre
später schlug der Hurricane den Kolumnisten-Tipp
Rock on Ruby. Auch diesmal wehrte sich der Zweite tapfer, Walsh und sein Partner hatten die Lage jedoch jederzeit im Griff.
Doch zuhause in Irland schien der Wallach, der zudem auf der Flachen in Frankreich ein Listen-Rennen gewann, noch besser zu sein. Auf der grünen Insel blieb er beispielsweise in Leopardstown unbesiegt. Im Januar spielten sich auf dem Rennkurs in Dublin unglaubliche Jubel-Szenen ab: Hurricane Fly kämpfte den alten Rivalen
Jezki nieder und holte sich seine fünfte Irish Champion Hurdle in Serie. Ein
Moment, bei dem ich gerne live dabei gewesen wäre.
Cheltenham aber,
meinte Ruby Walsh jetzt, hätte nie die wahre Klasse des Wallachs gesehen. Dort, in der Hochburg des englischen Hindernissports, musste der Hurricane einige schmerzhafte Niederlagen einstecken: 2012 etwa in der Champion Hurdle gegen Rock on Ruby. 2014 überraschte ausgerechnet Jezki den Favoriten Hurricane Fly, der als Vierter erstmals richtig enttäuschte. Die letztjährige Niederlage gegen den Stallgefährten
Faugheen, dem neuen Star der Szene, in der Champion Hurdle 2015 war hingegen durchaus ehrenvoll.
„Ganz einfach, Hurricane Fly ist der beste Hürdler, auf dem ich je gesessen habe“, bilanzierte Ruby Walsh. „Der einziger Hürdler, mit dem ich ihm vergleichen kann, ist (der dreifache Champion Hurdle-Gewinner) Istabraq.“
„Er ist ein Pferd, das alle hat: Speed, Stehvermögen und unglaubliche Tapferkeit und Aggressivität“, lobte Willie Mullins und nannte seinen Schützling eine Legende. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Nur der Wunsch nach vielen netten und unbeschwerten Tagen im Ruhestand.