Das war garantiert keine Werbung für die deutsche Trainergilde: Der englische FC Fulham hat sich von seinem deutschen Trainer Felix Magath getrennt. Von einer „Bilanz des Grauens“ sprach das Fachblatt kicker: 20 Pflichtspiele, vier Siege, zwölf Niederlage und der Abstieg aus der Premiere League. Auch in der Championship wurde es für den Klub nicht besser: Sein neu zusammengestelltes Team holte einen jämmerlichen Punkt aus sieben Spielen.
Wenn jemand Felix Magath erwähnt, dann gehen in Deutschland fast nur doch die Daumen runter. Zu groß war das Chaos, das der einst so elegante Internationale an seinen letzten Stationen in Wolfsburg und Schalke hinterließ. In England wird die Reaktion ähnlich sein. Sein Gastspiel beim FC Fulham endete abrupt – und die Methoden des einstigen Meistertrainers stießen auf deutliches Unverständnis in der englischen Öffentlichkeit.
„Fulham sagt Tschüss zu Magath und der verrückten Welt vom Felix, dem Hirnverbrannten“,
titelte der
Guardian und der ist kein Boulevardblatt. Die Absonderlichkeiten des Magathschen Regimes in der englischen Hauptstadt – und wenn man dem Autoren so glauben darf, dann ähnelt die Atmosphäre eines von Felix Magath trainierten Clubs dem einer Besserungsanstalt für gefallene Profifußballer. Das kann man
hier auch schön beim
stern auf Deutsch nachlesen.
Ein Textauszug aus dem Guardian-Text: „….manchmal gab es drei Sessions am Tag, einige waren nur dazu, die Spieler so lange laufen zu lassen, bis sie kurz vorm Umkippen waren. Es war bestrafend und primitiv und langsam, aber sicher, stellten die Fulham-Spieler fest, warum Magath früher den Spitznamen „Saddam“ bei einem seiner früheren Clubs trug."
Vorbilder Zebec und Happel
Das hätten die Verantwortlichen des FC Fulham aber schon früher wissen können, als sie den deutschen Übungsleiter im Februar holten. Jeder soll es erstmal der Assistenztrainer richten.
Beim FC Fulham im Londoner Westen habe ich im Sommer 1997 mein erstes Fußballspiel auf englischem Boden gesehen. Fulham war gerade von der vierten in die dritte englische Profiliga aufgestiegen, Harrod-Boss Mohammed Al-Fayed war der neue Besitzer des Clubs und der Gegner Crystal Palace war neu in der Premiere League. Auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel in der Vorbereitung war, agierten beide Teams mit viel Leidenschaft. Die Fans waren nett und freundlich, das Stadion schön idyllisch, nur den Eintrittspreis von 12 Pfund fand ich damals etwas teuer. Jedenfalls verfolge ich den Londoner Club seit dieser Zeit mehr oder weniger intensiv.
Die Entscheidung für Magath war jedoch ein Fehler. Dabei hat der Trainer auch schon großartige Zeiten mit seinen Methoden erlebt. 2010 feierte ihn das Fachblatt
11 Freunde beispielsweise als Trainer des Jahres, nachdem er 2009 mit Wolfsburg Deutscher Meister und ein Jahre später mit Schalke 04 ehrenvoller Zweiter wurde.
„Der Alchemist“, titelte das Blatt und schrieb im Vorspann „Seit Jahren verwandelt Felix Magath mittelmäßige Kader in Spitzenteams.“ Im
Text erzählt die einstige HSV-Legende Hermann Rieger, wie Magath unter den Trainern Branko Zebec und Ernst Happel zum Musterprofi reifte. „Er hat diesen ganz bestimmten Ton in der Stimme, bei dem Menschen einfach zuhören“, meint sein langjähriger Weggefährte. Diesen Ton werden die meisten Fulham-Spieler wohl nicht vermissen.