Kein Spaziergang für Sea The Moon
Von wegen Mini-Besetzung: Der Große Preis von Baden (Gruppe 1, 2400 Meter, Sonntag 16.50) lockt mit einer tollen Besetzung und ist wahrlich ein Höhepunkt der Großen Woche in Iffezheim. Dabei hatten viele befürchtet, dass der herausragende Derbysieger Sea The Moon die Gegner abschreckt.
Doch Trainer und Besitzer sehen ihre Chancen: So schickt Trainer Andreas Löwe seine Top-Dreijährigen Lucky Lion und Sirius ins Rennen. Der an guten Tagen grandiose Ivanhowe, die formstarke Stute Berlin Berlin, Derbysieger 2013 Lucky Speed und die neue Wöhler-Hoffnung Terrubi vertreten unter anderem die ältere Generation. Starter und Chancen.


1. Amonit (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Anthony Crastus): Derbysieger in Russland, seit diesem Jahr trainiert von Jens Hirschberger. Ein Start 2014 auf sehr weichem Boden in Deauville, dort abgeschlagen Letzter. Schwer vorstellbar.

2. Iniciar (Trainer Jean Pierre Carvalho/Jockey Gerald Pardon): Talentierter Schlenderhaner, beste Form war wohl der vierte Platz im Kölner Gerling-Preis im Mai. Dort lief er von der Spitze ein beherztes Rennen und hielt lange stand. Zuletzt aber chancenlos im Großen Preis von Berlin. Außenseiter.

3. Ivanhowe (Trainer Trainer Jean Pierre Carvalho/Jockey Filip Minarik): In Bestform ein herausragender Kandidat, das stellte der Schlenderhaner eindrucksvoll im Gerling-Preis nach schlechtem Rennverlauf und besonders im Union-Rennen 2013 unter Beweis. Den anderen Ivanhowe sah man zuletzt in Chantilly und im letztjährigen Deutschen Derby. Dort zündete sein Speed überhaupt nicht. Letztes Rennen im Juni, läuft nach einer Pause aber immer gut. Sehr interessanter Kandidat.

4. Lucky Speed (Trainer Peter Schiergen/Jockey Adrie de Vries): Derbysieger 2013 nach einem tollen Ritt von Andrasch Starke. Starke ist bekanntlich noch verletzt, aber an Adrie de Vries liegt es nicht, dass Lucky Speed in diesem Jahr noch sieglos ist. Die letzte Form aus Hoppegarten war schon besser als die Hamburger Vorstellung, wo sich der Silvano-Sohn extrem schwer tat. Trotzdem wäre Lucky Speed hier eine Überraschung. Die Meetingsform von Peter Schiergen ist zudem schwach in diesem Jahr.

5. Night Wish (Trainer Wolfgang Figge/Jockey Alexander Pietsch): In diesem Jahr noch mal gesteigert, hat den Platz in diesen Prüfungen durchaus verdient, nach allen Vorformen aber Außenseiter.



Man entschuldige die etwas maue Bildqualität, aber es war schon ein packendes Rennen 2007: Der schwarz-gelbe Globetrotter Quijano schlägt den Schlenderhaner Adlerflug.


6. Terrubi (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Eduardo Pedroza): Der große Unbekannte im Feld. Seit Juli im Stall von Andreas Wöhler, vorher bei Trainer Pascal Bary in Frankreich. Die Besitzer kommen aus Australien und der Schimmel ist natürlich ein Kandidat für den Melbourne Cup. Nachgenannt, zuletzt Gruppe 2-Sieger auf sehr weichem Boden über 2800 Meter, gut gesteigert, mag schweres Geläuf und ein großer Steher. Und das ist etwas, was mich ein wenig stört: Diesen Pferden fehlt oft ein wenig der Speed, um auf kürzeren 2400 Metern gegen die Besten zu bestehen. Dennoch ein interessanter Kandidat.

7. Berlin Berlin (Trainer Markus Klug/Jockey Frederik Tylicki): Sehr beständige Stute, zuletzt Zweite hinter Sirius im großen Preis von Berlin. Den Löwe-Schützling trifft sie jetzt ein halbes Kilo günstiger. Zweite Görlsdorfer Farbe, soll nicht als Tempomacher für den Stallgefährten Sea The Moon agieren. Berlin Berlin müsste aber ihre Bestform noch mal steigern, um hier eine Chance zu haben.

8. Giant’s Cauldron (Trainer Peter Schiergen/Jockey Andreas Helfenbein): Gewann zuletzt eine leichte Aufgabe souverän in Krefeld und legte damit endlich seine Maidenschaft ab, bekam aber davor seine Grenzen in Union und Derby aufgezeigt. Der Schiergen-Schützling müsste sich schon gewaltig verbessern, um hier erfolgreich zu sein.

9. Lucky Lion (Trainer Andreas Löwe/ Jockey Ioritz Mendizabal): Das beste deutsche Pferd des Jahrgangs, wenn es nicht einen gewissen Sea The Moon geben würde. Ungemein formbeständig in diesem Jahr, zeigte zuletzt in München über 2000 meter eine großartige Leistung, als er den guten Engländer Noble Mission besiegte. Zeigte im Derby, dass er auch 2400 Meter kann. Auf dem Papier der Hauptgegner für Sea The Moon, auch wenn ich Lucky Lion über kürzere Distanzen noch stärker einschätze.

10. Sea The Moon (Trainer Markus Klug/Jockey Mirco Demuro): Das neue Wunderpferd des deutschen Turfs, gewann das Deutsche Derby mit sensationellen elf Längen. Nach dieser Form kaum schlagbar und auch davor sehr beeindruckend trotz Unreife. Das Rennen in Baden soll der Aufgalopp zum Arc, sprich noch höheren Aufgaben, sein. Im Internet gab es heftige Spekulationen, ob er denn läuft.

11. Sirius: Trainer Andreas Löwe/Jockey Stephen Hellyn): Ein weiterer toll gesteigerter Dreijähriger aus dem Formstall von Andreas Löwe. Kam quasi über den kleinen Dienstweg, siegte in Iffezheim im Derby-Trial und danach zwei starke Formen gegen die älteren Pferde, zuletzt Sieger im Großen Preis von Berlin und zeigte viel Speed. Könnte noch etwas im Tank haben, für mich das Pferd für die Überraschung. Seinem Jockey Stephen Hellyn gelingt derzeit fast alles.

Urteil
Eigentlich eher ein Rennen zum Genießen als zum Wetten. Sea The Moon steht schon über dem Feld, alles andere als ein Sieg wäre eine Überraschung. Ich versuche es mal mit einem Einlauf Sea The Moon und Sirius und mache diesen natürlich auch zurück. Man weiß ja nie und Unverlierbare gibt es nicht im Turf.