Australia brilliert, Taghrooda geschlagen
Halbzeit beim Ebor-Festivals in York: Das beste Flachmeeting des Jahres im englischen Norden bleibt hochattraktiv. Von den vierbeinigen Top-Stars auf der Insel fehlte eigentlich nur Top-Miler Kingsman. Derbysieger Australia siegte am Mittwoch in den Juddmonte Stakes, Oaks- und King George-Heldin Taghrooda unterlag hingegen am Donnerstag in den Yorkshire Oaks. Top-Sprinter Sole Power startet am Freitag in den Nunthorpe Stakes. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.

Australia
Meine Wahl war Australia nicht unbedingt. Zum einen, weil ich keine Pferde unter 20 wette, denn es gibt im Rennsport keine Unverlierbaren gibt (außer sie heißen Frankel). Auch andere Aspekte sprachen gegen den Schützling von Aidan O’Brien: Die eher skeptischen Töne des Trainers, dass sein Schützling dieses Rennen vielleicht benötigen könne. Die Distanz von 2000 Metern, die für den Top-Steher etwas kurz sein könnte. Zudem verlieren viele O`Brien-Pferde oft nach einem harten Frühjahr im Spätsommer ihre Form.
Meine Tipps waren jedenfalls Mukhadram, Gruppe 1-Sieger in den Eclipse über diese Distanz, dazu der mal wieder sträflich unterschätzte The Grey Gatsby, immerhin Sieger in den Dante Stakes und dem französischen Prix de Jockey Club.
Alles Essig, denn Australia gewann völlig leicht und scheinbar ohne große Anstrengung, immerhin lief The Grey Gatsby ein großes Rennen und wurde Zweiter, war aber chancenlos gegen den englischen und irischen Derbysieger.
„Er war gerade rennfertig nach seiner Sommerpause“, so O’Brien im Interview danach bei Racing UK. Australia, dieses Pferd mit dieser so noblen Abstammung, genoss immer eine große Wertschätzung beim Trainer, der schon etliche Größen in seiner Laufbahn trainiert hatte. Und dieser Erfolg war eine besondere Genugtuung: Oft wirkt O’Brien in seinen Reaktionen nach einem Erfolg nur wenig emotional. Diesmal wirkte er regelrecht aufgedreht.
„Er hatte nie eine Chancen zu reifen nach diesem anstrengendem Frühling“, sagte der Trainer weiter. Hart für die Klassiker trainiert, dazu waren viele Pferde aus dem Quartier krank zu dieser Zeit – das hinterließ offenbar Spuren.
Es war eine harte Zeit – und was kommt jetzt? Leopardstown im September, der neue Irish Champions Day, lautet offenbar das nächste Ziel. Und nicht der Arc, wo er wahrscheinlich auf Sea The Moon getroffen hätte. Und manche große Namen aus dem Ballydoyle-Quartier sind im Arc untergegangen.

Juddmonte International Stakes 2014

Taghrooda
Wie war das noch mal mit den Uuverlierbaren im Turf? Es gibt sie einfach nicht, nächster Beweis war 12:10-Chance Taghrooda in den Yorkshire Oaks. Nach Form stand die zweifache Gruppe 1-Siegerin deutlich über der Konkurrenz, doch am Ende unterlag sie Tapestry aus dem Ballydoyle-Quartier von Aidan O’Bien mit einer halben Länge.
„Keine Entschuldigung”, erklärte Trainer John Gosden danach. Sie traf einfach auf eine bessere Gegnerin an diesem Tag. Beide waren zudem weit vom restlichen Feld entfernt.
Gründe für die Schlappe? „Das King George ist doch ein hartes Rennen“, erklärte Hindernisjockey Ruby Walsh, an diesem Tag Experte bei Racing UK. Denn auch Mukhadran und Telescope, Dritter und Zweiter in Ascot hinter der Stute, liefen am Mittwoch im Juddmonte eher schwach.
Siegerin Tapestry war im Frühjahr immerhin als Favoritin in die englischen 1000 Guineas gegangen, doch dort landete sie auf dem letzten Platz. Doch danach ging es aufwärts, in den irischen Oaks war sie nur mit einem Hals von der Stallgefährtin Bracelet geschlagen.
Dennoch kommt der heutige Erfolg überraschend. Ryan Moore gab der Siegerin einen gut getimten Ritt, folgte immer der Favoritin und hatte dann am Ende knapp die Nase vorn. „Die Jungs haben einen wunderbaren Job gemacht“, lobte O’Brien sein Team.

Yorkshire Oaks 2014