Almandin und der große Gatsby
Das wäre mal eine lukrative Sieg-Schiebewette gewesen: Almandin auf The Grey Gatsby, die beiden Gewinner der wichtigsten Rennen des Wochenendes. Für fünf Euro hätte der oder die Glückliche bei Siegquoten von 148 (Almandin) und 199 (The Grey Gatsby) 1472,60 Euro kassiert.

Es ist eine Floskel, aber dennoch wahr: Pferderennen sind kein Wunschkonzert. Da kann man lange und akribisch die Formen von Pferden, Trainern und Jockeys studieren, aber letztendlich kommt es doch anders als der Betrachter denkt. Wohlgemerkt, das waren keine Handicaps, von denen ich spreche. Es waren Gruppe- und Listenrennen, wo die Leistungsunterschiede zwischen den Startern doch eher zu identifizieren sind. Aber diese Überraschungen machen doch den Rennsport reizvoll. Und geben dem, der diese Wetten getroffen hat, ein Gefühl des Triumphes. Der Verlierer schüttelt den Kopf und sucht gegebenenfalls Schuldige: Jockey, Boden, Trainer, Rennverlauf etc.
Vor dem Großen Preis der Badischen Unternehmer, dem Höhepunkt des Frühjahrs-Meetings in Baden-Baden, sprachen viele von Lucky Speed: Der aktuelle deutsche Derbysieger gab hier sein langersehntes Comeback nach seiner Verletzungspause. Danach wurden noch der beständige Feuerblitz, der Aufsteiger Night Wish, der talentierte Protectionist und der Bahnsieger Vif Monsieur genannt. Aber Almandin aus dem Gestüt Schlenderhan? Der hatte gerade mal ein Sieglosen-Rennen gewonnen, zuletzt war er zweimal im französischen Longchamp Zweiter. Der Sprung in ein Gruppe 2-Rennen schien doch ein wenig vermessen – auch wenn er mit erst vier Starts noch einige Reserven haben dürfte.
Der Monsun-Sohn gehört zum Schlenderhaner Jahrgang 2010, der unter keinem guten Stern stand. Die Pferde dieses Jahrgangs absolvierten nur wenige Starts, interne Probleme wie beispielsweise eine defekte Trainingsbahn behinderten die Arbeit. So betrat Almandin auch erstmals im September 2013 eine Rennbahn.
Doch dieser Sonntag gehörte dem Schlenderhaner. Zwischendurch sah es mal nach einer kurzen Schwächeperiode aus, doch zu Beginn der Zielgerade ließ ihn Filip Minarik los und sein Partner löste sich eindrucksvoll von den Gegnern. Zum Schluss kamen zwar noch mal Protectionist, aber da war Almandin schon in Sicherheit. Nach harten Zeiten auch ein schöner Erfolg für Jockey Filip Minarik.



The Grey Gatsby und dann der Rest

Eine Frage des Selbstvertrauens
Ein Kollege von Minarik, der derzeit in bestechender Form reitet, ist Ryan Moore. Nun lief es bei Moore auch in den Jahren zuvor immer ganz gut, aber derzeit gelingt ihm fast alles. Zum Beispiel auf The Grey Gatsby im Prix De Jockey Club, dem französischen Derby. Mindestens zweimal war der Weg versperrt, musste Moore neu ansetzen. In schlechten Zeiten wäre es das gewesen. Doch dann fand Moore die Lücke und sein vierbeiniger Partner belohnte (nicht nur) ihn mit einer tollen Leistung. Leicht löste sich der markante Schimmel vom Feld, am Ende waren es satte drei Längen Vorsprung auf den Zweiten.
Dabei war The Grey Gatsby höchstens als Außenseiter nach Paris gefahren. Der Schützling von Trainer Kevin Ryan hatte zwar in den Dante Stakes in York gesiegt, doch für das englische Derby hatte er keine Nennung. Die 2400 Meter schienen zudem zu weit.
So recht, fand Trainer Ryan, sei die Form in England auch nicht gewürdigt worden. Viele Experten sprachen nach dem Rennen auch von einem eher schwachen Dante, der wichtigsten Vorprüfung für das Epsom-Derby.
Zum Glück geht es in Chantilly nur über 2100 Meter, dafür reicht die Luft. Doch vor dem Rennen wurde andere Kandidaten mehr gehandelt: Prince Gibraltar etwa, das Aga Khan-Pferd Shamkiyr galt ebenfalls als sehr chancenreich. Sie alle hatten an diesem Tag keine Chance, wurden Zweiter (Shamkiyr) und Dritter (Prince Gibraltar). Als 73:1-Schuss lief Wild Chief aus dem Stall von Jens Hirschberger ein starkes Rennen.