Glanz und Elend des King George 2010


Beim Galopprennen ist es wie im richtigen Leben: Es zählen nur die Gewinner, von den Verlierern spricht man nicht. So war es auch nach dem King George VI and Queen Elizabeth Stakes am Samstag auf der Galopprennbahn in Ascot:
Mit 11 Längen Vorsprung
distanzierte Harbinger, trainiert von Sir Michael Stoute, in einem der wichtigsten englischen Rennen ein – zumindest auf dem Papier – hochklassiges Feld. Zur kleinen, aber feinen Gegnerschaft gehörten der englische Derbysieger Workforce, der irische Triumphator Cape Blanco sowie Youmzain und Daryakaya, zwei bewährte Gruppe 1-Pferde.
Und schon gehen die Diskussionen auf der Insel los: Zählt dieser Harbinger jetzt zu den besten Rennpferden aller Zeiten? Besser als das letztjähriger „Ausnahmepferd“ Sea The Stars oder Pferde wie Secretariat oder Sea Bird – Vollblüter, die weit vor meiner Zeit gelaufen sind. Jedenfalls hat der englische Handicapper dem Dansili-Sohn mit 135 das bislang beste Rating der Saison verpasst. Mehrere Buchmacher reagierten ebenfalls und senkten seine Quote für den Arc auf (lächerliche) 2:1.

Aufsteiger auf dem Gipfel
Eines steht fest: Das Pferd von Highclere Thoroughbred Racing, in deren Farben schon der Derbysieger Motivator lief, ist vierjährig noch mal ein Stück besser geworden. Der Sieg im King George war sein erster Gruppe I-Erfolg und der vierte Sieg bei vier Starts in diesem Jahr. Davor triumphierte er in den Gruppe 2-Hardwicke-Stakes in Royal Ascot, besiegte dort Duncan und Barshiba – beide haben solide Klasse, aber kein Gruppe I-Potenzial.
Für die These, dass Harbinger einer der besten aller Zeiten ist, spricht die Leichtigkeit, mit der das Feld distanzierte. Das Gegenargument: Der Derbyjahrgang 2010 auf der Insel hat wenig Klasse, Youmzain hat seine besten Zeiten hinter sich und Darikaya ist auf weichem Boden stärker einzuschätzen.
Und damit kommen wir zur Enttäuschung des Rennens: Das kann nicht der gleiche Workforce gewesen sein, der im englischen Derby seine Gegner wie Anfänger stehen ließ. Von seinem berühmten „turn of foot“ war im King George nichts zu sehen: Spätestens als sein Stallgefährte Harbinger an ihm vorbei zog, war das Rennen für den englischen Derbysieger gelaufen, der hinterher nur den Pacemaker Confront hinter sich ließ. Jockey Ryan Moore nannte den
Boden
als Grund, warum sein Pferd so schlecht lief. In Ascot war der Boden gut, in Epsom gut bis fest, aber irgendetwas muss Moore ja wohl sagen so kurz nach dem Rennen.
Zum zweiten Mal blieb Workforce damit hinter Cap Blanco, die überragende Form aus Epsom wirkt wie ein Zufallstreffer. Der englische Derbyjahrgang scheint nicht besonders gut zu sein. Nur: Es war erst sein vierter Lebensstart und Ryan Moore als Stalljockey, der die Wahl zwischen Workforce und Harbinger hatte, entschied sich für Ersteren. Und ein Pferd, das zu den Besiegten im Epsom Derby gehörte, sorgte später für Furore: Buzzword distanzierte die deutsche Spitze im deutschen Derby.