Ich bin nicht besonders patriotisch, aber irgendwie ist es ein blödes Gefühl, wenn das wichtigste deutsche Pferderennen von einem ausländischen Starter gewonnen wird.
Buzzword triumphierte am Sonntag im Deutschen Derby auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn und ist damit seit der Öffnung des Rennens 1994 der erste Sieger, der nicht in Deutschland trainiert wird.
Kein Zweifel: Der Pivotal-Sohn aus dem königsblauen Godolphin-Imperium der Maktoum-Familie aus Dubai war in diesem Tag das beste Pferd im 20er-Feld. Kurz sah es danach aus, dass mein Tipp
Zazou an ihm vorbeizieht, doch am Ende entwickelte Buzzword mit Royston Ffrench im Sattel mehr Reserven und gewann sicher.
Es war ein aufregender Tag für „Trainer-Rookie“ Mahmood Al-Zarooni, der seit diesem Jahr Vollblüter für Godolphin in Europa trainiert. Eine Stunde früher rannte seine Starterin
Miss Jean Brodie auf den zweiten Platz in den Irish Oaks, bevor es dann Buzzword in Hamburg besser machte. Es war der erste Sieg in einem Gruppe 1-Rennen für Al-Zarooni.
Für seinen Schützling hatten Gruppe 1-Rennen nur begrenzten Neuigkeitswert. Nach seinem Erfolg in einem Gruppe 3-Rennen in Longchamp lief Buzzword gegen die Elite des Jahrgangs. Beste Leistungen waren ein dritter Platz im Grand Criterium und ein vierter Platz in den französischen 2000 Guineas, übrigens vor Zazou.
Die deutschen Wetter unterschätzten den Godolphin-Hengst sträflich und wetteten lieber
Seventh Sky mit Publikumsliebling Andrasch Starke. 188 für 10 Euro ist eine fantastische Quote, normalerweise wären 70 oder 80 angemessen gewesen. Glückwunsch an alle, die dieses Geschenk mitgenommen haben.
Die
Klassiker-Bilanz von Godolphin sieht erstaunlicherweise ausgesprochen mager aus – besonders wenn man sie mit der von
Ballydoyle und Trainer Aidan O’Brien vergleicht.
Immerhin bester Deutscher
Dennoch hätte ich lieber Zazou als Sieger gesehen: Weil ich ihn gewettet habe und weil es Trainer Mario Hofer endlich einmal verdient gehabt hätte, einen Derbysieger zu satteln. Und wenn Godolphin Buzzword nicht für 50 000 Euro am Montag nachgenannt hätte, wäre es diesmal so weit gewesen: Erster Derbysieg für Hofer, zweiter Derbyerfolg nach
Dai Jin für Besitzer Werner Heinz und dritter Triumph im Deutschen Derby für Jockey Oliver Peslier nach
Borgia und Dai Jin.
Zazou hatte einen optimalen Rennverlauf, lief ein ausgezeichnetes Rennen und unterstrich eindrucksvoll, dass er das beste deutsche Pferd des Jahrgangs ist. Nur am Ende wurden die 2400 Meter vielleicht doch etwas lang, Buzzword gewann letztendlich sicher.
Tadellos auch die Vorstellung von
Russian Tango als Dritter, dem lange führenden
Lamool und
Lindentree, der noch gut ins Rennen fand. Doch das alles wurde noch getoppt vom Außenseiter
Sir Lando, der vom Ende des Feldes noch auf Platz 3 stürmte, dabei nach Ansicht der Stewards Russian Tango behinderte und auf Platz 4 zurückgesetzt wurde. Dennoch Riesenkompliment für Trainer Wido Neuroth aus Norwegen, dem mit
Apple Au Maitre schon einmal ein ähnliches Husarenstück gelang.
Die Enttäuschung des Rennens war der Favorit
Monterosso, gemeinsam mit Buzzword nachgennant. Der Schützling von Trainer Mark Johnston fand nie ins Rennen, hatte keine Siegchance und belegte am Ende nur Rang 7.
Eine
enttäuschende Bilanz musste am Ende der Hamburger Renn-Club ziehen: 15 Prozent weniger Gesamtumsatz als im Vorjahr und wenn es dabei bleibt, dass der Hamburger Senat den 400 000 Euro-Zuschuss für Sportveranstaltungen streicht, dann würde ich nicht unbedingt darauf wetten, dass 2011 das Derby in Hamburg stattfindet.