WM-Notizen (11): Die Guten der WM
Daumen hoch für Spanien. Der Europameister ist jetzt auch verdient Weltmeister. Natürlich war das Finale gegen die Niederlande zu Beginn reichlich fade und nahm erst zum Schluss Fahrt auf. Und das so perfekte Kurzpassspiel der Iberer kam lange nicht ins Rollen, weil die Niederlande das spanische Spiel energisch störte. Doch am Ende siegte das Gute und das der zum Schluss überragende Iniesta das entscheidende Tor schoss, war die Krönung.
Holland hat es wieder nicht geschafft. Ich hätte aber auch meine Probleme gehabt, wenn am Ende Klopper wie Mark van Bommel oder Nigel de Jong den Pokal hochgehalten hätten. Die Härte im Finale kam eindeutig von Seiten der Elftal. Die Niederlande spielten so nüchtern wie früher die Deutschen und wurden dann auch Vizeweltmeister.
Daumen hoch für Deutschland. Ist das Glas mit Platz 3 nun halbvoll oder halbleer? Irgendwie ist das schon ärgerlich: Wieder scheiterte das Team im Halbfinale, hatte aber auch Pech, das sie im Halbfinale auf famose Spanier traf. Vorher gab es allerdings Sternstunden der deutschen Länderspielgeschichte, als das Team von Joachim Löw erst im Achtelfinale die Engländer mit 4:1 auseinander nahm und dann im Viertelfinale Diego Maradonas Argentinien deklassierte. Deutschland kassierte Komplimente für Komplimente für seine attraktive Spielweise – ausgerechnet die Nation, die früher für Kampf, Fitness und Kalkül stand. Was noch schöner ist: Die Adlerträger haben ein Team mit vielen jungen hochbegabten Spielern, die für die Zukunft einiges versprechen. Und sie haben ein Trainerteam, das auch diesmal wieder richtig lag mit ihren Entscheidungen. Wenn man bedenkt, wie schlecht die Stimmung nach der Verletzung von Kapitän Michael Ballack kurz vor der WM war, ist das Glas eher halbvoll.
Daumen hoch für Uruguay. Das kleine Land aus Südamerika, immer etwas im Schatten des großen Nachbarn aus Argentinien, verdiente sich zwar nicht den Preis für hemmungslosen Offensivfußball, demonstrierte aber eindrucksvoll, wie man mit perfekter Abstimmung und Teamgeist weit kommen kann. Keiner verkörperte dies besser als der kleine Dauerläufer Arevalo Rios. Und vorne hatte die Celeste mit Diego Forlan einen herausragenden Individualisten.
Daumen hoch für Ghana. Es war eines der Bilder der WM: Der weinende Asamoah Gyan nach dem Schlusspfiff des Viertelfinales Ghana gegen Uruguay. Gyan hatte in der letzten Minute der Verlängerung einen Elfmeter an die Latte geknallt – und dann setzte sich Uruguay im Elfmeterschießen durch und es wurde wieder nichts mit dem ersten WM-Halbfinale eines afrikanischen Teams. Dennoch war Ghana einer der wenigen Lichtblicke aus Schwarzafrika. Weil es dort im Gegensatz zu Nigeria und Kamerun so etwas wie Kontinuität gibt: Ein Trainer, der schon zwei Jahre im Amt ist und ein Talentbrunnen namens U 20, die im letzten Jahr Weltmeister wurde. Und im Mittelfeld ersetzte Kevin-Prince Boateng erfolgreich den verletzten Weltstar Michael Essien.
Daumen hoch für Chile. Chile qualifizierte sich bei vielen zum Zweit-Lieblingsteam. Weil die Mannschaft immer die Initiative ergriff, offensiv nach vorne spielte und damit ein Lichtblick einer WM war, in der viele Teams erwartungsgemäß sehr defensiv agierten. Leider war im Achtelfinale Schluss, als Brasilien die Unerfahrenheit der Chilenen gnadenlos bestrafte.
Daumen hoch für Neuseeland. Das kicker-Sonderheft wusste es: „Nelsens harte Nüsse“ titelte das Fachblatt, schrieb im Vorspann, dass die „Festung Neuseeland erst mal erobert werden muss“ und behielt Recht. Neuseeland und Kapitän Ryan Nelsen blieben ungeschlagen bei dieser WM, allerdings mit drei Remis auch sieglos und mussten nach der Vorrunde nach hause fahren. Dennoch haben sie ihre Konkurrenten aus Paraguay, Italien und der Slowakei mehr als nur geärgert. Und in Neuseeland stellt man erstaunt fest, dass es neben dem Rugbyteam der All Blacks auch die Fußballer der All Whites gibt.
Daumen hoch für Italien?
Im Spaß, selbverständlich. ;-)