Nicht Barca, Chelsea oder der FC Bayern – der FC Midtjylland aus Dänemark ist derzeit der interessanteste Fußballklub in Europa. Das meinen zumindest die Kollegen von The Correspondent aus den Niederlanden. Denn die Verantwortlichen wollen beweisen, dass man einen Klub erfolgreich nur mit Hilfe statistischer Daten führen kann. Alles Subjektive fällt weg, es zählen nur Fakten.
Mit Erfolg: Die heimische Liga führt Midtjylland souverän nach 22 Spieltagen mit 11 Punkten Vorsprung an. Aber lest selbst: eine großartige Reportage.
Auch gegen das Mittelfeld-Team von Hobro setzte der FC seinen Erfolgsweg fort.
Ungewohnt, so ein Montag ohne die frische Ausgabe des kicker sportmagazins. Das Ende einer Beziehung, die fast ein Leben lang dauert? Manchmal muss man sich eben existenziellen Fragen stellen.
Es ist eine lange Beziehung zwischen dem Kolumnisten und dem Fachblatt mit Sitz in Nürnberg: Seit 1973 habe ich an ungefähr an 99 Prozent aller Montage „die Bibel des deutschen Fußballsports“ gelesen. Nun nicht mehr, seit zwei Wochen verzichte ich auf die Lektüre – theoretisch, denn letzte Woche konnte ich nicht widerstehen und habe das Fachblatt im Geschäft gekauft.
Generell aber gilt: Ich habe mein kicker-Abonnement gekündigt, weil ich andere Prioritäten setzen wollte und in manchen Wochen speziell die Donnerstags-Ausgabe fast ungelesen ins Altpapier wanderte. Wenn ich etwas nicht mag, dann ist das, eine Sache zu bezahlen und nicht zu nutzen.
Der kicker, werden manche jetzt sagen, ist doch so und so stocklangweilig. Eben alte Schule. Flache Texte, der ganze Daten-Wirrwarr aus Tabellen und Statistiken? Braucht man so was heute noch?
Nix Boulevard
Antwort: Im Prinzip nein. Zumindest muss man heute nicht mehr unzählige Bäume fällen, um sich über die Bundesliga zu informieren. Aber der kicker hat auch seine Qualitäten – etwa eine Berichterstattung ohne die boulevardeske Hysterie von Bild und Sport-Bild.
Die besten Geschichten stehen sowieso auf den hinteren Seiten, die Interviews mit den sogenannten Stars auf den ersten Heftseiten fallen meist recht flach aus. Was nicht immer am Fachblatt liegt – ein Mario Götze oder Mesut Özil erzählen einfach nicht viel. Zudem sorgen die Pressestellen der Vereine manchmal für keimfreie Interviews.
Dennoch werde ich jetzt mal verstärkt die Alternativen probieren – den großartigen Linkdienst Fokus Fussball etwa. Dieser erwirbt schon dadurch Meriten, dass er auch Texte dieser Kolumne verlinkt. Oder etwa Spox, auf deren Seite ich manchmal ganz interessante Interviews finde. Die 11 Freunde online sind auch immer einen Besuch wert, obwohl manche Gags inzwischen einen Bart und manche Redakteure schöne graue Haare bekommen haben. Ja, wir werden alle alt.
Print würde ich mehr auf die Süddeutsche Zeitung zurückgreifen. Dazu kommt zudem die lokale Tageszeitung Ruhr Nachrichten, die zumindest den BVB und den lokalen Fußball ausführlich dokumentieren.
Eine Ausgabe aus dem Jahr 1977: Rolf Rüssmann (Schalke 04) gewinnt das Kopfball-Duell gegen Hans-Jürgen Wittkamp und Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach
Lektüre unter der Schulbank
Aber es ist ohne Zweifel das Ende einer langjährigen Beziehung. Meinen ersten kicker habe ich mit zehn Jahren in unserem Dorfladen im Sauerland gekauft und danach gab es kaum einen Montag oder Donnerstag ohne das Fachblatt. In der Schule habe ich ihn heimlich unter der Bank gelesen, die unzähligen Statistiken führten zu weiteren Statistiken daheim.
Ob Schule, Ausbildung, Bundeswehr, Studium, Beruf, Arbeitslosigkeit oder Freiberuflichkeit – der kicker war in allen Phasen dabei. Oder anders gezählt: Bei elf Fußball-Weltmeisterschaften begleitete mich das Blatt.
Dabei nervte mich schon früher manches: Die manchmal etwas phrasenhafte Sprache, die oft biedere und altbackene Berichterstattung. Und dann diese oft kritiklose Nähe zu DFB, UEFA oder FIFA. Das war früher viel schlimmer, heute gibt es zumindest leise Kritik am DFB. Und die FIFA stößt auch beim kicker nicht mehr auf Verständnis. Über die Jahre hinweg war es dennoch eine ordentliche Leistung der Zeitschrift, nach Ranglisten-Kriterien eine vordere Platzierung im „weiteren Kreis“.
Ganz zu Ende ist die Beziehung auch nicht: Zumindest am Montag werde ich den kicker häufig am Kiosk kaufen. Oder vielleicht mehr: Nach meiner Kündigung rief ich mich eine nette Dame des Olympia-Verlags an. Und machte ein Angebot, das man eigentlich nicht ablehnen kann.
Eigentlich war es noch mal ein ganz netter Renntag gestern in Dortmund. Einige interessante Prüfungen mit ein paar Formpferden, auch wenn die Starterfelder schon ein wenig dünn waren. Zudem erinnerten die Prüfungen an bekannte Pferde des so tragisch verstorbenen Dortmunder Trainer-Urgesteins Norbert Sauer, in dessen Namen auch die wichtigste Prüfung des Tages gelaufen wurde. Aber dennoch: So langsam wird es wieder Zeit für den „richtigen“ Sport auf Gras. Zum Glück beginnt am Sonntag die Grasbahn-Saison in Krefeld, auch wenn am Montag noch einmal ein Renntag auf dem Allwetter-Geläuf in Neuss geplant ist.
Wie war also die Winterbahnsaison 2014/2015 in Deutschland?
Grundlegend positiv, denn erst einmal fehlte in diesem Jahr die übliche schlechte Laune, wenn es um die Sandbahnrennen in Dortmund und Neuss geht. Der Winterblues der vergangenen Jahre blieb weg. Das mag zum großen Teil daran liegen, dass dank der Unterstützung des französischen Wettanbieters PMU die finanzielle Ausstattung sich deutlich besserte. 6000 Euro Preisgeld für einen Ausgleich IV und 8000 Preisgeld für einen Ausgleich 3 gab es früher nicht. Damit sind diese Rennen für die Basis ganz ordentlich dotiert.
Der Haken? Jeder Vorteil hat auch einen Nachteil: Weil die PMU die Rennen finanziert, bestimmt sie auch die Termine. Und da die Hauptzeiten den Bahnen in Frankreich gehört, bleiben für die deutschen Veranstaltungen nur Wochen- oder Sonntage mit Beginn ab 17 Uhr. Erwartungsgemäß hält sich zu diesen Zeiten der Besucherandrang in Grenzen, manchmal trafen sich auf den Rennbahnen nur die Aktiven. Diesen Eindruck vermittelten zumindest die TV-Bilder. Es fehlte deutlich an Atmosphäre.
Auch die gestrige Veranstaltung sorgte nicht gerade für Zuschauerrekorde, zumal zeitlich wenig später und geographisch ca. vier Kilometer weiter westlich Borussia Dortmund gegen Juventus Turin im Achtelfinale der Champions League spielt. Da sitzt der Dortmunder doch lieber auf dem heimischen Sofa bzw. genießt die Live-Atmosphäre des Signal-Iduna-Parks. Wobei von genießen gestern wahrlich nicht die Rede sein konnte.
So lange die PMU allerdings die Rennen finanziert, wird sich an den Terminen wenig verändert. Denn ohne die Gelder der Franzosen würde es wahrscheinlich keinen Wintersport in Turf-Deutschland geben. Und früher – wo angeblich ja immer alles besser war – gab es auch an den Sonntagen im Winter keine Besucher-Rekorde.
Selbst der Bratwurst-Profi soll an manchen Wochentagen auf der Dortmunder Rennbahn gefehlt haben. Wenn das so gewesen ist, sehr bedauerlich. Dieses Foto stammt aus dem Winter 2011
Die Bahnen? Auch hier nichts Neues. Beiden Bahnen fehlt es einfach an Atmosphäre, dazu müsste das Geläuf auf beiden Kursen dringend mal überarbeitet werden. Dafür fehlt jedoch das Geld und wenn es dann wie in diesem Jahr ein relativ harmloser Winter ist, kommt man mit einem blauen Auge davon, weil eben die Extreme wegfallen.
Mich persönlich nervt an beiden Rennkursen, dass kaum Pferde von hinten nach vorne kommen und der Kandidat oft von Beginn an im Vorderfeld platziert sein muss. Gerade in Neuss fällt Speed-Pferden das Gewinnen unheimlich schwer. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber sie macht viele Prüfungen langweiliger.
Sportliche Bilanz? Die Resonanz seitens der Ställe war da, die Felder waren in der Regel quantitativ gut besetzt. Je drei Rennen gewannen Walkabout (Trainer der verstorbene Norbert Sauer), Victorious, Endoran (beide Trainer Andreas Bolte), Dragoslav (Trainer Wilfried Schütz) sowie Emirati Spirit (Trainer Mario Hofer), dazu avancierten unzählige Pferde zu Doppelsiegern. Ich würde mir noch ein paar bessere Handicaps wünschen, weil es für viele Spezialisten einfach keine Startmöglichkeiten mehr gibt.
Persönliches Highlight? Eigentlich habe ich relativ wenig gemacht, allerdings gab es im Dezember mit Pretty Highness zum Toto 168 einen wirklichen Höhepunkt. Zwar nur für kleines Geld, aber drin ist drin. Das Ganze auch noch auf der Bahn in Neuss, wo ich sonst nie etwas treffe.