Dienstag, 15. April 2014
Hecking, Allofs und der Magath-Scherbenhaufen
DFB-Pokal, Halbfinale: Borussia Dortmund empfängt den VfL Wolfsburg. Anfang April gab es dieses Duell schon einmal: Der BVB drehte mit viel Willen in Halbzeit 2 das Spiel und siegte nach harter Gegenwehr noch mit 2:1. Das Pokalspiel könnte ähnlich mühsame Arbeit werden. Ein Portrait des VfL Wolfsburg.

Sympathieträger sehen anders aus. Der VfL Wolfsburg hat das Image eines reichen Emporkömmlings ohne Vergangenheit und Fankultur. Das Geld kommt vom ortsansässigen Volkswagen-Konzern. Ein Werksverein, der sich den Erfolg kauft. Ein Retortenverein wie Bayer Leverkusen oder 1899 Hoffenheim.
Den meisten Fans eines sogenannten Traditionsvereines dürfte es egal sein, ob der VfL in Liga 1 oder Liga 2 spielt. Ich schließe mich da nicht aus – und bei dem Chaos, das in den Jahren zuvor in Wolfsburg herrschte, wäre ein Scheitern durchaus gerecht gewesen.
Nur eine Spielzeit war das anders. 2009 drückten alle, die die Bayern nicht mochten, den Wolfsburgern die Daumen. Selbst der „Unsympath“ Felix Magath konnte das nicht verhindern. Jedenfalls hatte der VfL eine starke Truppe (unter anderem mit den Stürmern Grafite und Dzeko), spielte attraktiven Fußball, demütigte die Münchner im direkten Duell und holte den Titel. Doch das war nur einmalig, danach konnte viel Geld graues Mittelmaß bzw. Abstiegskampf nicht verhindern.
Die Dortmunder Heimbilanz gegen den VfL Wolfsburg ist fast tadellos. Mir fallen aber zwei bittere Niederlagen ein – 2004 hatte der BVB unzählige Chancen, doch die Gäste gewannen 2:1. In der Spielzeit 2012/2013 profitierten die Niedersachsen von einigen dubiosen Entscheidungen des Schiedsrichters Wolfgang Stark. Der pfiff danach nie wieder ein Spiel von Borussia Dortmund.

Aktuelle Lage
Ein Ziel haben Trainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs schon erreicht: Der VfL hat sich unter ihrer Führung einigermaßen stabilisiert. Platz 5 ist nach den Demütigungen der letzten Jahre ein Erfolg. Zudem zeigt die Mannschaft manchmal sogar ganz ordentlichen Fußball.
In den Jahren zuvor war es fast ein Markenzeichen des Klubs, dass teuer gekaufte Spieler sich beim VfL verschlechterten. Das ist inzwischen wieder anders: So haben sich die beiden Millionentransfers Kevin de Bruyne und der ehemalige Dortmunder Ivan Perisic zuletzt deutlich verbessert vorgestellt. Dazu hat Hecking es geschafft, mit Robin Knoche, Maximilian Arnold und Junior Malanda junge Spieler ins Team einzubauen.
Da konnte man es verkraften, den spielstarken Brasilianer Diego zu Atletico Madrid ziehen zu lassen. Zumal Diego einer dieser Verpflichtungen war, die in Wolfsburg eher enttäuschten.



Das war 1994/1995: Der VfL Wolfsburg marschierte erstmals Richtung erster Liga und besiegte hier Fortuna Köln. Am Ende aber scheiterte man noch knapp, Platz 4, punktgleich mit Fortuna Düsseldorf, aber die Düsseldorfer hatten die bessere Tordifferenz

Ein wenig Historie
Eine große sportliche Vergangenheit in Form von Erfolgen hat der VfL Wolfsburg nicht. Andere Vereine aus Region wie Hannover 96 oder Eintracht Braunschweig haben da mehr Meriten. Die Wolfsburger spielten maximal Regionalliga oder 2. Liga, die Bundesliga bleib ein Traum.
Erst 1997 gelang der Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Dort schlug man sich ganz wacker, ohne sportlich groß aufzufallen. Eine typische graue Maus eben, einer der wenigen Vereine in Deutschland, der seinen Gästeblock in Dortmund nicht voll bekam.
Irgendwann hatte der Geldgeber VW die Nase voll vom Durchschnitt. Die Verantwortlichen verpflichteten Felix Magath als Trainer/Manager, der vorher mit dem FC Bayern naturgemäß einige Erfolge feiern durfte. Magath mischte den Kader ordentlich auf, fuhr ins Trainingslager nach „Schmerzlake“, baute einen künstlichen Berg auf dem Trainingsgelände – die Mannschaft hatte Kondition und Erfolg. Der VfL wurde 2009 bekanntlich Deutscher Meister.
Doch aus diesem Erfolg entwickelte sich nichts: Magath dampfte ab nach Schalke, danach versuchten sich Armin Veh, Steve Mc Claren und Pierre Littbarski als Trainer sowie Dieter Hoeneß als Manager – alle ohne Erfolg.
Im März 2011 kam Felix Magath zurück, fuhr wieder nach Schmerzlake, verpflichtete wieder unzählige Spieler und hinterließ diesmal einen Scherbenhaufen. Die Plätze 15, 8 und 11 machten den VfL zu einer Lachnummer in der Liga. Dazu kam ein völlig aufgeblähter und sinnfrei zusammengestellter Spielerkader. Da mussten die Verantwortlichen quasi die Notbremse ziehen. Mit Trainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs sollten wieder Konstanz und Solidität nach Wolfsburg ziehen.

Die Bilanz Dortmund gegen Wolfsburg

Die Transfers des VfL Wolfsburg in den letzten Jahren

In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.



Mittwoch, 9. April 2014
Viel Glück für den königlichen Protzverein
Es sollte nicht sein: Trotz einer großartigen spielerischen und kämpferischen Leistung schied Borussia Dortmund gegen Real Madrid im Viertelfinale der Champions League aus. Das 2:0 im Signal-Iduna-Park reichte nicht nach der 0:3-Niederlage in Madrid. Und damit kamen die Königlichen aus Madrid mit einem blauen Auge davon, der Traum von der „Decima“ – der zehnten Krone im wichtigsten europäischen Vereinsfußball – bleibt. Ein Portrait von Real Madrid.

Am Ende kassierte Borussia Dortmund viele Komplimente für eine couragierte Vorstellung, aber das 0:3 in Madrid erwies sich als zu große Hypothek. Der BVB schrieb kein neues europäisches Märchen, auch weil Henrik Mhkitaryan zwei gute Chancen vergab. Die beiden Tore von Marko Reus reichten nicht an einem denkwürdigen Abend.
Die Vorstellung der Spanier erinnerte an verschiedene Darbietungen ihrer Vereinsgeschichte in Deutschland. Jedes Mal trafen sie auf einen wie entfesselt spielenden Gastgeber, Reals Gegenwehr blieb hingegen verhalten. So verloren sie in den achtziger Jahren mal in Kaiserslautern, in Leverkusen und auch im letzten Jahr beim 1:4 in Dortmund.
Dabei hatten die Königlichen im Hinspiel beim 3:0 in Madrid den Dortmundern ihre Grenzen aufgezeigt und eine beeindruckende Vorstellung geboten. Besonders das Offensiv-Trio Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale stellte den BVB vor einige Probleme. „Das Gesetz des Stärkeren: Real zermalmt den Scharfrichter des Vorjahres“, titelte die spanische Sportzeitung Marca martialisch. An ein Ausscheiden wie im Vorjahr dachte nach dieser Demonstration niemand in Spanien.



Bei Real Madrid zählt nur der große Name. Die Vereinshymne singt Placido Domingo

Das weiße Ballett
Zeitweise war es im deutschen Fußball-Feuilletonismus angesagt, den FC Barcelona toll, den Erzrivalen Real Madrid hingegen nicht so toll zu finden. Denn Barca war immer dieser Verein, der für die katalanische Sache kämpfte und im finsteren Faschismus des General Franco zugunsten Reals benachteiligt wurde. Real Madrid hingegen waren die Günstlinge des Franco-Regimes.
Nun war es so, dass Real Madrid große Triumphe in den 50er Jahren feierte, als das faschistische Spanien weitgehend isoliert war. Und natürlich nutzten die Faschisten das Image des weißen Balletts, das damals die beste Fußballmannschaft der Welt war. Aber faschistisch? „Real Madrid ist eine Mannschaft, die nur in fußballerischen Dimensionen denkt, nicht in politischen oder nationalistischen“, sagt der Argentinier Jorge Valdano, ehemaliger Real-Spieler, Trainer und Sportdirektor. Das sei ein Riesenvorteil gegenüber dem FC Barcelona, der zu stark in politischen Kategorien denke (Quelle: Jimmy Burns; La Roja).
Jedenfalls herrscht zwischen beiden Vereinen eine erbitterte Rivalität. Und jedenfalls ist Real Madrid einer der bekanntesten Fußball-Vereine der Welt. Die Erfolge, die das weiße Ballett in den fünfziger Jahren feierte, gelten noch heute als Maßstab. Das Team um Puskas, di Stefano und Gento gewann fünf Mal in Serie den Europapokal der Landesmeister.
Dafür protzte Real Madrid immer mit Top-Spielern, für die kein Preis zu hoch war. Doch an die Erfolge ihrer Vorgänger kam keine dieser Mannschaften heran. Die Liste der Topstars, die bei Real Madrid spielten, ist lang: Die Deutschen Netzer und Breitner in den siebziger Jahren etwa; in den achtziger Jahre das Team um Camacho, Michel, Butragueno oder Hugo Sanchez etc.; in den Neunzigern waren es Spieler wie Hierro, Seedorf, Ilgner, Mijatovic oder Roberto Carlos.
Geld spielte dabei nie eine Rolle. In Deutschland hat der Beobachter immer den Eindruck, dass kaufmännische Regeln den Verein nur behindern. Die Banken geben gerne, weil Kredite für Real eine Sache der Bankenehre sind.

Lachen über die Galaktischen
Unter Präsident Florentino Perez entwickelte sich der königliche Verein immer weiter zu einem neureichen Protzklub. Perez verpflichtete Leute wie Zidane, Figo, Beckham, Ronaldo und Robinho; den charismatischen Trainer Vicente del Bosque schickte er allerdings weg, weil er zu wenig Glamour verbreitete. Immerhin holte Real 2002 mit del Bosque und viel Glück gegen Bayer Leverkusen die Champions League; auf dem Real-Trainerstuhl gab es danach ein stetes Kommen und Gehen. Die „Galaktischen“ sorgten vielfach für Hohn und Spott, wenn sie sich mal wieder in Europa oder der spanischen Provinz blamierten. Die Sympathien gehörten dem FC Barcelona.
Auch in der zweiten Ära Perez hieß die Devise Klotzen statt Kleckern. Insgesamt 185 Millionen Euro gab Real Madrid für Cristiano Ronaldo (2009) und Gareth Bale (2014) aus. Immerhin spielt das Team unter Trainer Carlo Ancelotti deutlich attraktiver als unter dem streitsüchtigen Jose Mourinho – auch wenn die Deutschen Mesut Özil (verkauft nach Arsenal) und Sami Khedira (verletzt) nicht dabei sind.

Zwei ältere Geschichten über Real Madrid gibt es hier und hier

In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.



Freitag, 4. April 2014
Triolo D’Alene und Rocky Creek die Tipps im National 2014
Tag 3 des Grand National-Meetings. Im Mittelpunkt steht natürlich das Grand National – das Rennen, auf das alle gucken und das in England auch die Leute zum Wetten animiert, die sonst eher weniger mit Pferderennen zu tun haben. Es ist vielleicht die umstrittenste Prüfung der Welt, auch wenn die Hindernisse modifiziert wurden. Dennoch ist es ein einzigartiges Ereignis: Die Distanz über 7 Kilometer, das Feld mit meist 40 Pferden, die Hindernisse schwerer als sonst – hoffentlich kommen alle gesund nach Hause. Am Ende lachen eh’ meist die Buchmacher, wenn wieder irgendein ein Außenseiter gewinnt. Das sind unsere Tipps für den Samstag.

Triolo D’Alene und Rocky Creek (Crabbies Grand National)
Meine Bilanz im National ist niederschmetternd, über Plätze bin ich noch nicht herausgekommen, obwohl es einige Hard-Luck-Stories gab. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Fangen wir also mit Triolo D’Alene aus dem Stall von Nicky Henderson an. Der Epalo-Sohn hat schon über diese Hindernisse gewonnen, siegte zudem im November im Hennessy in Newbury. Im Cheltenham Gold Cup war er früh geschlagen, mal schauen, wie er das verkraftet hat. Auch könnte die Handicapmarke ein wenig hoch sein, aber der Wallach dürfte mit sieben Jahren noch einige Reserven haben. Nicky Henderson gewann am Freitag die Topham Chase mit Ma Filleule, das ist doch ein gutes Omen.
Der zweite Tipp ist Rocky Creek aus dem Paul Nicholls-Quartier. Der Wallach ist ein guter Springer, hat Stehvermögen und sollte auch mit den Anforderungen dieses Rennens klar kommen. Auch er könnte noch deutliche Reserven haben.
Ansonsten ist es wie immer die reinste Lotterie: Teaforthree ist ein würdiger Favorit, steht sogar noch günstiger als im Vorjahr, als er Dritter wurde. Tidal Bay und Long Run verkörperten einst absolute Top-Klasse, ansonsten gefallen mir Big Shu und Vintage Star von den Außenseitern ganz gut.

Balder Success (Doom Bar Maghuill Novices Chase): Das Rennen ist das erklärte Ziel, Trainer Alan King hat seine Pferde gut in Form und die Form von Balder Success ist solide. Das sind gute Voraussetzungen, auch wenn die Gegner mit Trifolium und Hinterland an der Spitze gefährlich sind.

Minella for Value (Betfred TV Handicap Chase): Gast aus Irland, der noch nicht richtig erfasst sein könnte. Kommt aus einer Pause, aber lief frisch immer gut. Die meisten der Kandidaten haben eine harte Saison hinter sich, da könnte die Frische von Minella for Value den Ausschlag geben.