Montag, 14. Mai 2012
Eine Stadt ist Borussia


Anhänger eines blau-weißen Fußballclubs aus der Umgebung von Herne hätten an diesem Nachmittag in Dortmund einen schweren Stand gehabt.

Alle waren da – wegen ein paar Profifußballern, die gerade mal den DFB-Pokal gewonnen hatten. Na gut, davor hatte Borussia Dortmund auch noch die Deutsche Meisterschaft errungen. Rund 250 000 Zuschauer bevölkerten am Sonntag die Innenstadt von Dortmund, um die Triumphfahrt des frischgebackenen Double-Gewinners mitzuerleben.
Es ist schon erstaunlich, wie so ein paar Berufsfußballer die Stimmung in der Stadt beeinflussen können. Der Ballverein Borussia 09 ist in Dortmund eine Religion und wenn dieser dann erfolgreich Fußball spielt, dann brechen emotional alle Dämme. Dann ist eben der Ausnahmezustand in der Stadt, dann freut sich jeder, weil jeder irgendwie Anhänger ist. Der BVB ist wie eine Klammer, die die Leute zusammenhält. Borussia macht sie stolz – zumal es nicht so vieles gibt, worauf der Dortmunder unbedingt stolz sein könnte. Borussia Dortmund ist allerdings weltweit ein Begriff – zumindest dort, wo der Fußball eine Rolle in der Kulur des Landes spielt.
Und so machte auch ich mich – immerhin seit Ewigkeiten Besitzer einer BVB-Dauerkarte – am Sonntag auf den Weg in die Innenstadt, um den Bayern München-Dauerbezwinger zu feiern. Die Stimmung ist friedlich, die Leute freuen sich, singen, hüpfen und warten geduldig, bis der Triumphwagen mit der Mannschaft vorbeikommt. Für die mehr Gehirngesteuerten: Das bedeutet drei oder mehr Stunden Wartezeit, um dann vielleicht zehn Minuten die Mannschaft zu sehen.

Rummenigge findet "Blamache"
Und dann kam der Tross. Manche Aktiven auf dem Wagen wirkten schon reichlich angeschlagen, andere waren noch richtig aufgedreht. Trainer Klopp habe ich nicht entdeckt, Gündogan schwenkte den Pokal und vorne stand Dortmunds Japaner Shinji Kagawa und hatte richtig große Augen aufgrund der Menschenmassen, die ihn und seine Kollegen frenetisch feierten. Vielleicht ist Kagawa ja noch einmal weich geworden bei diesen Bildern, keine Ahnung, was er in Japan erzählt. Er war zumindest mächtig beeindruckt.
Wenn ich die Verehrung so sehe, die die BVB-Profis so erhalten, frage ich manchmal, wie es so in der Psyche manches Profis aussieht. Die Leute sind Anfang bis Mitte 20, verdienen auf einmal ein Schweinegeld, werden von allen hofiert und verehrt – da muss man schon ein starker Typ mit einem entsprechenden Umfeld sein, um normal zu bleiben. Erstaunlicherweise wirken viele aus der aktuellen Mannschaft überhaupt nicht arrogant oder abgehoben – falls man das als Außenstehender beurteilen kann. Das ewige Lob an die Fans scheint kein PR-Lippenbekenntnis zu sein.
Dieses Team hat sich die Zuneigung aber auch redlich verdient. Gegen den alten Rivalen Bayern gab es nach dem 1:1 einige kleinere Probleme, doch dann bestrafte der BVB mit selten gesehener Effizienz die Abwehrprobleme der Münchener. 5:2 war ein triumphales Ergebnis und Erlebnis und nicht umsonst sprach Bayern-Boss Karlheinz Rummenigge nach dem Spiel von einer „Blamage“ – und sprach das g wie ein ch aus. Der FC Bayern geht nun reichlich angeschlagen ins Champions League-Finale. In Dortmund endet die Saison hingegen auf Wolke 7.


Auch die örtliche Bierindustrie, einst der Stolz der Stadt und heute im Besitz von Herrn Dr. Oetker aus Bielefeld, freute sich über zusätzliche Umsätze

Nachtrag
Leider ist Kagawa nicht weich geworden, der BVB kann ihn jetzt verkaufen und kassiert immerhin ein nettes Sümmchen. Was so schlecht auch nicht ist, so ist das Business eben.



Mittwoch, 9. Mai 2012
Die englischen Guineas-Sieger: Eintagsfliege oder Superstar
Pferderennen sind manchmal schon eine komische Angelegenheit, weil so manche Leistung kaum zu glauben ist. In England gab es am Wochenende die ersten Klassiker auf der Flachen – und da triumphierte am Sonntag in den 1000 Guineas auf der Rennbahn in Newmarket Homecoming Queen aus dem irischen Top-Quartier von Aidan O’Brien. Imponierend, wie die Stute gewann – hoch überlegen, von der Spitze aus, am Ende waren es neun Längen Vorsprung vor Starscope.
Als ich das Rennvideo das erste Mal sah, dachte ich: Das hat ja was von Frankel, dem Ausnahmepferd, das im letzten Jahr in den 2000 Guineas triumphierte. Aber eigentlich kann diese Form nicht stimmen. Denn die Siegerin war kein „dunkles“, wenig geprüftes Pferd, es war bereits ihr 14. Start. Als 25:1-Außenseiter ging die Tochter von Holy Roman Emperor an den Start. Joseph O’Brien hatte sich für die 15:8-Favoritin Maybe (die Dritte wurde) entschieden. Ryan Moore war allerdings ein sehr prominenter zweiter Mann.
Viele dachten dann auch, dass Homecoming Queen das Tempo für Maybe machen werde. Zweijährig gehörte die Siegerin definitiv nicht zur ersten Wahl im großen Ballydoyle-Quartier; immerhin war sie erfolgreich in einem Listenrennen. Zuletzt gewann sie jedoch den 1000 Guineas Trial in Leopardstown gegen Fire Lily.
Da hatte Maybe schon andere Referenzen: In fünf Rennen blieb sie ungeschlagen, gewann unter anderem ein Gruppe 1-Rennen. Der Boden war offiziell nicht schwer, sondern gut bis weich. Es dürfte sehr interessant sein, ob Homecoming Queen diese Leistung bestätigen kann.

Flugzeug
Aber generell scheint der irische Ballydoyle-Rennstall der Herren Tabor und Magnier im klassischen Jahrgang 2012 gut aufgestellt zu sein: Denn mit Camelot, dem Sieger in den englischen 2000 Guineas, verfügt das Quartier über einen Hengst mit überragenden Fähigkeiten.
Schon zweijährig imponierte er ungemein, als er quasi im Handgalopp in der Racing Post Trophy, nach den Dewhurst Stakes das wichtigste Zweijährigenrennen in England, triumphierte. Kein Wunder, dass er als klarer Favorit an den Ablauf kam und auch die Wahl von Trainer-Sohn Joseph war. Gegen French Fifteen musste der Montjeu-Sohn allerdings reichlich kämpfen, am Ende hatte er einen Hals Vorsprung. Viele Beobachter hatten erwartet, dass Camelot das Feld quasi distanziert, galt der Hengst ja bereits als das nächste Wunderkind aus dem irischen Quartier. Dennoch war Trainer Aidan O’Brien ganz zufrieden mit dem Saisondebüt des Hengstes. Zudem ist er derzeit klarer Favorit für das Epsom Derby.



Dienstag, 8. Mai 2012
Nur noch die Turf-Kreisliga in Mülheim
Ein aktuelles Dilemma des deutschen Galopprennsports dokumentiert sich in dieser Meldung des Mülheimer Rennvereins sehr schön. Denn für gute Rennen der sportlichen Oberklasse – in diesem Falle zwei Listenrennen – finden die Mülheimer keine Sponsoren, die sie unterstützen. Aus diesem Grunde werden die Prüfungen zurückgegeben, vielleicht finden sich ja andere Rennvereine, die Interesse haben.
Kritische Stimmen könnten jetzt fragen: Warum findet der Rennverein keine Sponsoren? In Essen, Mülheim oder Duisburg gibt es doch eine Vielzahl interessanter Unternehmen.
Das spare ich mir jedoch, weil die Suche nach potenziellen Geldgebern schwierig ist. Andere Rennvereine tun sich ebenso schwer damit. Galopprennen sind eben kein Erfolgsprodukt wie beispielsweise der alte und neue deutsche Fußballmeister Borussia Dortmund, wo die Wirtschaft Schlange steht. Dennoch sollte der Rennverein gelegentlich einmal auf seine eigene Internetseite blicken, wo man noch Sponsoren für das Jubiläum 2010 sucht.
Fakt ist: Für die Mülheimer bleibt da nur die Kreisklasse des Turfs – die berühmten Handicaps der unteren Kategorie wie den Ausgleich 4. Für diese gibt es ja in Deutschland noch ausreichend Starter.
Natürlich sind diese Rennen auch wichtig, aber so ein Renntag ohne jegliches sportliches Highlight ist doch ein Armutszeugnis. Zumal die Stadt an der Ruhr inzwischen ja nur noch gefühlte drei Mal im Jahr veranstaltet. Ich bin immer gerne nach Mülheim gefahren, weil ich die Bahn ganz nett finde und sie von Dortmund eigentlich ganz gut zu erreichen ist. Aber derzeit habe ich bei dem Sparprogramm einfach keine Lust darauf. Aber der Rennverein will um die Rennen zukünftig kämpfen. Damit der Ausfall nur temporär ist. Immerhin.....