Der Mann wollte das große Geld seiner Kunden, versprach hohe Renditen, lebte kurz in Saus und Braus – und scheiterte dann doch kläglich. Verdienen wollte Max Klante das Geld auf der Pferderennbahn.
Eine schöne Geschichte im
Spiegel und auch der
Berliner Tagesspiegel widmete sich Klante – nur etwas früher. Der Rennsport zog schon immer eine besondere Klientel von Glücksrittern an. Leute, die beim Wetten das große Geld witterten. Heute mag das in Deutschland nicht mehr der Fall sein, aber die Geschichte des Max Klante spielt ja auch in den 20erJahren des vorigen Jahrhunderts.
Es waren unruhige Zeiten damals. 1920 war der erste Weltkrieg gerade mal zwei Jahren vorbei, die Weimarer Republik hatte die Monarchie abgelöst. Die Leute suchten nach dem Glück – und Pferderennen versprachen schnelles Geld und damit in den Augen vieler Glück. Denn in Sachen Turf war die deutsche Hauptstadt mit vier Rennbahnen führend: Mariendorf, Ruhleben, Karlshorst und natürlich Hoppegarten.
Klante war ein Mann von bescheidener Schulbildung, so der Tagesspiegel, aber er kommt an bei den Leuten. Auch in den höheren Kreisen – am liebsten ist er im mondänen Hoppegarten bei den Galoppern. Der Mann mit einer Vorliebe für weiße Anzüge arbeitet als „Tipster“ und gibt den Leuten gegen Geld Tipps. Das läuft offenbar hervorragend – von den Provisionen und Wettgewinnen kann er sich schnell ein eigenes Rennpferd kaufen, schreibt der Tagesspiegel. Warum das Geschäft dann nicht im Großen aufziehen?
Schnelles Geld
Klante war der Heilsbringer: Er wolle, so der Spiegel, die „Kredite“ seiner Einzahler verdoppeln, dann versechsfachen oder – sollte sich der Anleger gleich fürs „Klante-Sparbuch“ entscheiden – eine jährliche Dividende von 950 Prozent zahlen. Alles mit seinem „genialem, nahezu unfehlbarem System für Pferdewetten“. So könne man sich das „Glück dienstbar machen“, lässt er deutschlandweit in Anzeigen verkünden.
Seine Kunden kamen aus allen Gesellschaftsschichten. Anfangs geht es auch noch gut, Klante kann einige Dividenden auszahlen. Doch irgendwann stockt das Geschäft, die neuen Kunden bekommen kein Geld mehr.
Am 12. September 1921 meldet die Max Klante und Co. GmbH Konkurs an. Zu diesem Zeitpunkt, schreibt der Tagesspiegel, „hat das Unternehmen 80 000 Gläubiger mit Forderungen über 50 Millionen Mark. Die Berliner Polizei ermittelt bereits gegen 96 Wettkonzerne, keiner ist so groß wie der von Klante.“
Der Spiegel spricht von „Gesamtforderungen in Höhe von 90 Millionen Mark, nur zu einem Bruchteil gedeckt durch Vermögen in Form von Rennpferden, Autos, Häusern."
Klante wird verhaftet. Noch demonstrieren die Leute für den selbsternannten „Volksbeglücker“, doch die Stimmung wandelt sich. Anfang 1923 verurteilt ihn das Gericht zu drei Jahren Haft, 105.000 Mark Strafe, dazu kommen fünf Jahren Ehrverlust infolge Betruges, gewerbsmäßigen Glückspiels und Vergehens gegen die Konkursverordnung. Die vier Berliner Rennbahnen darf Klante nie wieder betreten. 1955 stirbt er verarmt.
Heute gibt es andere Scharlatane, die den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen. Strukturvertriebe wie der ehemalige AWD des Herrn Maschmeyer etwa. Nur dass dieser inzwischen mit seinen dubiosen Millionen ein schönes Leben führen darf.