Championship Horse Racing heißt eine neue Serie in England, die ab 2019 neue Zielgruppen für den Turf begeistern soll. Die Resonanz in der Turfwelt ist überwiegend negativ. Auch der Kolumnist hat so seine Zweifel. Aber die Serie soll ja auch neue Freunde unseres Lieblingssports anlocken.
Das
Konzept: Zwölf gesponserte Firmenteams laufen in einer Serie an acht Donnerstagen auf verschiedenen Gruppe 1-Rennkursen um die Wette. Termin soll der Frühsommer sein, alle Rennen werden im TV übertragen. Sechs Handicaps mit je 12 Pferden stehen auf dem Programm, jede Prüfung ist dotiert mit mehr als 100.000 Pfund. Ein Team besteht aus 30 Pferden, einem Trainer und vier Jockeys.
Gewertet wird nach einem Punktesystem wie in der Formel 1. 25 Punkte erhält der Sieger eines Rennen bzw. sein Team, selbst ein zehnter Platz wird noch mit einem Punkt belohnt. Eine Tabelle zeigt Erfolg bzw. Misserfolg. Am Ende wird es dann einen Champion geben.
Der Initiator steht natürlich hinter seinem Konzept. „Die Zuschauer werden Fans werden und sich mit den Marken identifizieren wie nie zuvor“, meint Jeremy Wray, verantwortlich bei Championship Horse Racing. „Wir müssen Stars für den Sport und sein Prestige aufbauen", so Wray weiter. Das sei einfacher mit Personen wie Trainern und Jockeys als mit Pferden.
Hintergrund: Auch der englische Rennsport tut sich schwer, Sponsoren zu gewinnen. Die Serie sei da eine neue Chance. Eben wie die Formel 1 biete sie unter anderem, so ihr Chef, Exklusivität und permanente TV-Präsenz.
Kritik und Häme
Wie darf ich mir nun das vorstellen? Team BMW tritt gegen Team Vodafone und weitere zehn Mannschaften an, die alle Firmennamen tragen. (
Die Namen der Sponsoren sind natürlich alle fiktiv). Die Zuschauer jubeln dann, wenn ihre Truppe die Nase vorn hat. Wie beim Fußball – nur das die Liebe zwischen den Fans und ihren Klubs eine andere als die zu einem Wirtschaftsunternehmen ist. Obwohl die besten Fußball-Vereine ebenfalls hochkapitalistische Profitunternehmen sind.
Die Turf-Gemeinde reagiert vorwiegend mit Kritik und Häme. „Dumme Idee“, „die Teamsport-Idee auf den Turf zu übertragen ist eine Katastrophe“ undundund – Ausschnitte aus der
Diskussion im englischen
Theracingforum. Auch in den sozialen Netzwerken wie Facebook stößt das Konzept auf wenig Zustimmung.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass so eine Serie in der Praxis Erfolg hat. Pferderennen haben ihren eigenen Charakter, unter anderem weil sie von Lebewesen bestritten werden. Mich stört zum Beispiel, dass die Pferde als Motoren gesehen werden. Dabei sind sie es, die Erfolg oder Misserfolg ausmachen. Ebenso schwer denkbar: Zuschauer identifizieren sich kurzfristig mit Team und Sponsor und feuern diese an.
Aber wie gesagt: Ich bin nicht die Zielgruppe. Vielleicht gibt es ja wirklich Leute, die das toll finden.
Ganz so neu ist das mit dem Team-Wettbewerb im Turf nicht: Seit 1999 gibt es den Shergar Cup, der seit 2000 in Ascot stattfindet. Sein Vorbild ist der Ryders Cup der Golfer, seit 2012 kämpfen vier verschiedene Jockey-Teams - England/Irland, Europa, Rest der Welt, Frauen – um die Trophäe, die den berühmten Galopper zeigt (Foto Ascot Racecourse).