Wenn in Deutschland die Sandbahn-Tristesse Einzug hält und der Kolumnist schon längst dem geliebten englischen Hindernissport frönt, dann kommt der Japan Cup. Ein später Höhepunkt der Flachsaison, ausgetragen am letzten Sonntag (26.11., 7:40 Uhr unserer Zeit) im November. Noch mal ein Gruppe 1-Rennen über 2400 Meter, dotiert mit satten 575.340.000 japanischen Yen (umgerechnet etwas mehr als 4,36 Mio. Euro) Preisgeld. Mit dabei sind – wie schon 2016 und 2015 – zwei deutsche Pferde: Guignol und Iquitos, dazu als weiterer europäischer Gast Idaho aus Irland. Die Vorschau.
Es ist ein grandioses Spektakel auf der Rennbahn in Tokio. Eine Musikkapelle spielt, der Lärm ist ohrenbetäubend, die Zuschauer rasen regelrecht vor Aufregung. Von wegen asiatische Zurückhaltung, die Rennbahn hat eine Kapazität von über 200 000 Zuschauern und ist die Größte der Welt.
Die Favoriten Kitasan Black steht am niedrigsten bei den Bookies. Das ist der Vorjahressieger, der zuletzt auch auf dieser Bahn gewann. Danach folgt der dreijährige Rey de Oro, der japanische Derby-Sieger, zuletzt in einem Gruppe 2-Rennen erfolgreich. Das Pferd mit dem meisten Potenzial nach oben, hingegen ist Satono Crown schon bewährte Gruppe 1-Klasse. Der Gewinner der Hong Kong Vase 2016 war zuletzt aber zweimal hinter Kitasan Black. Von den japanischen Außenseiter überzeugt mich niemand so recht, dafür kenne ich die Szenerie dort aber zu wenig.
So war es im letzten Jahr: Kitasan Black hat die Nase vorn in toller Atmosphäre.
Die Europäer
Die Gäste aus Europa sind eher Außenseiter. Iquitos kennt den Kurs schon aus dem Vorjahr, verkaufte sich dort als Siebter nicht schlecht, ohne eine Siegchance zu haben. In diesem Jahr zeigte er viele gute Formen, die Vorstellung im Arc war respektabel, wo er mit viel Speed noch gut ins Rennen fand. Sein Trainer ist durchaus optimistisch.
Zweimal war Iquitos zuletzt in Baden-Baden und München hinter Guignol, den er in Tokio wiedersieht. Der Schützling von Trainer Jean-Pierre Carvalho hat sich in dieser Saison noch mal verbessert, gewann drei seiner fünf Starts. Der Cape Cross-Sohn läuft seine Rennen gerne von vorne, auch wenn er laut Jockey Filip Minarik nicht unbedingt an der Spitze gehen muss. Zwischen beiden deutschen Pferden liegt nicht viel, die Startboxen sind auch ganz günstig. Die japanische Konkurrenz ist aber gewaltig.
Ähnliches gilt für Idaho aus dem mächtigen Aidan O’Brien-Quartier. Im Arc war er knapp hinter Idaho, seine beste Form war der dritte Platz im King George hinter Enable und Ulysses. Zuletzt war er Vierter in den Canadian International Stakes in Woodbine.
Tradition
Seit 1981 gibt es diese Prestige-Prüfung, die Siegerliste zieren Vollblüter aus den USA, England, Frankreich, Neuseeland, Australien, Italien und Deutschland. 1995 triumphierte der Ittlinger Lando, trainiert von der Legende Heinz Jentzsch und geritten vom Südafrikaner Michael Roberts. Le Glorieux, Sieger 1987, stand in deutschem Besitz, wurde aber von Robert Collet in Frankreich vorbereitet. Seit 2006 hatten allerdings nur die einheimischen Pferde die Nase vorn, der japanische Turf hat sich mächtig verbessert.
Das Besondere
Zu jedem Starter gibt es detaillierte Informationen, fast täglich werden Trainer und Jockeys über den Zustand ihrer Pferde befragt. Das nenne ich große Transparenz, den Wetter nimmt man schon ernst in Asien. Allerdings haben Rennen immer noch ihre eigenen Gesetze. Dennoch sehr lobenswert