Da verbringt man mal ein Wochenende ohne Turf, checkt am Montag die Neuigkeiten und bekommt eine Schocknachricht. Der dreijährige Permian brach sich das Bein nach seinem enttäuschenden Rennen in Arlington/USA und war leider nicht mehr zu retten. Nun ist generell jedes tote Pferd zu bedauern, aber dieser Galopper aus dem Stall des englischen Erfolgstrainers Mark Johnston war einer der Favoriten des Kolumnisten. Weil er alles hatte, was ein Rennpferd braucht: Klasse, Härte und Kampfgeist.
Nicht umsonst war der Teofilo-Sohn mein Tipp im englischen Derby, immerhin hatte er die wichtigste Derby-Vorprüfung in York gewonnen. Doch an diesem ersten Juni-Samstag ging nicht viel im englischen Klassiker: 400 Meter vor Schluss war Permian geschlagen, das Rennen entschieden andere und die kamen mit Wings Of Eagles und Cliffs Of Moher aus dem Quartier von Aidan O’Brien. Doch danach unterstrich der Johnston-Schützling weiter sein Format: Der Triumph in den King Edward VII Stakes in Royal Ascot war eine beeindruckende Kombination aus Klasse und Härte und auch der zweite Rang im Grand Prix de Paris in Saint Cloud – geschlagen nur mit einer Nase von Shakeel – war aller Ehren wert.
Permian war ein typisches Produkt seines Stalles. Denn viele Pferde aus dem Johnston-Quartier laufen gerne von vorne; an ihnen vorbei zu kommen, fällt den Kontrahenten oft schwer. Härte und Kampfgeist zeichnen fast alle Vollblüter des gelernten Veterinärs Johnston aus. Dazu verfügt der Stall mit Joe Fanning und Francis „Franny“ Norton über zwei Jockeys, die das Reiten von der Spitze aus perfekt beherrschen.
Permian, im Besitz von Sheikh Hamdan Bin Mohammed Al Maktoum, war jedoch deutlich besser als ein guter Handicapper. Wie viele Johnston-Pferde war er zweijährig schon sehr fleißig: Sechs Starts, drei Siege. Bessere Konkurrenz sah er erstmals zum Saisonende 2016 in den Zetland Stakes (Listenrennen) in Newmarket über 2000 Meter: Der dritte Platz – geschlagen nur eine dreiviertel Länge – hinter der späteren Ribblesdale-Siegerin Coronet war eine ausgezeichnete Leistung. Da konnte der Beobachter schon ahnen, dass da etwas Gutes heranwächst. Vierter in diesem Rennen war übrigens der spätere englische Derbysieger Wings Of Eagles.
Stark verbessert
So richtig in mein Bewusstsein rückte Permian jedoch erst im Derby Trial in Epsom. Vor dem Rennen sprachen alle über Cracksman aus dem Stall von John Gosden. Ein Frankel-Sohn, über den wahre Wundergeschichten im Umlauf waren, obwohl er zu diesem Zeitpunkt gerade mal erst sein Maidenrennen gewonnen hatte. Cracksman, später Dritter im englischen und Zweiter im irischen Derby (also schon hochklassig), siegte dann auch, aber Permian entpuppte sich als tapferer und harter Gegner, der nur hauchdünn besiegt wurde.
Es folgte ein überlegener Sieg in einem Listenrennen in Newmarket und dann standen die Dante Stakes in York (Gruppe 2) auf dem Programm. Cracksman wäre der heiße Favorit gewesen, doch für ihn war der Boden zu weich. Permian stand bei 110:10, ich wettete den O’Brien-Starter Exemplar – was eine schlechte Entscheidung. Natürlich gewann das Pferd von Mark Johnston, beschleunigte großartig und wehrte tapfer alle Angriffe von Benbatl und Crystal Ocean ab. Eine grandiose Vorstellung des Siegers, nur Exemplar war nirgendwo.
Der Rest ist bekannt: Derby-Flop, Royal-Ascot-Triumph, beinahe Gewinn in Frankreich und dann der Schrecken ohne Ende in den Secretariat Stakes in Arlington/USA. Nicht nur für Mark Johnston und sein Team ein echter Schock. Der Trainer allerdings wehrte sich nach dem tragischen Tod seines aktuell besten Pferdes vehement gegen Vorwürfe auf Facebook und Twitter, dass das Pferd verheizt wurde durch zu viele Starts – nachlesen kann man das hier und länger hier. Allein schon die Fakten widerlegen die Nörgler: Permian lief seit seinem Debüt im Juni 2016 14 mal – völlig normal.
„Permian war ein außergewöhnlich gesundes Pferd, weil er nie einen Tag wegen Krankheit aussetzen musste“, sagte Johnston. Er hätte nie damit gerechnet, dass er so schwer verletzt würde. Die Leute seien auch von ihm fasziniert gewesen, weil er sich quasi nach oben gearbeitet habe. Es sei einfach nur lähmend. „Das war ein Pferd, das allen Freude bereitet hat“, erklärt der Trainer. Und der Hengst wäre auch noch im nächsten Jahr gelaufen. Wirklich schade.