Das Wort kein – es prägte den deutschen Rennsport zuletzt. Die schlechteste Meldung kam aus Bremen, wo es nach dem Willen des Senats ab Ende 2017 keine Rennbahn mehr geben soll.
Wo ist der deutsche Rennsport, wenn man ihn mal haben möchte? Zum Beispiel an diesem Sonntag auf der Dortmunder Galopprennbahn. Gefühlte Frühlingstemperaturen, keine Konkurrenz durch den Bundesligisten Borussia Dortmund, der letzte Sonntag vor Weihnachten – traditionell ein Tag, an dem sich der Kolumnist auf die Rennbahn wagt. Trotz des meist eintönigen Sandbahn- Allerleis: Guter Besuch wäre bei diesen Temperaturen und der fehlenden Konkurrenz garantiert gewesen.
Nur leider ist der Sonntag in Deutschland diesmal generell ohne Renntag. Dafür öffnet der Dortmunder Rennverein am Mittwoch, den 23. Dezember, seine Pforten. Die PMU macht es möglich und zahlt, aber es wird an einem normalen Alltag kurz vor Weihnachten nur wenige Besucher locken. Und immerhin gab es letzten Sonntag Pferderennen in Dortmund. An einem Sonntag, an dem auch der BVB Eintracht Frankfurt besiegte, was dem Dortmunder Rennverein einige Besucher kostete. Keine Ahnung, warum an diesem Tag nicht Neuss veranstaltete.
Duelle nur noch privat
Es war eine komische Woche für den deutschen Rennsport. Da war der Turf mal in aller Munde, als in einem Zweikampf die Handicapper
Gamgoom und
Ach was aufeinandertrafen. Eine großartige Idee von Gamgoom-Besitzer Guido Schmitt und eine ebensolche Reaktion von Ach was-Besitzer Christian Sundermann, der die Herausforderung annahm. Die Medien-Resonanz schlug die des Derbys um Längen – einerseits traurig, andererseits funktioniert die moderne Medienlandschaft leider so.
BILD wird auch mehr gelesen als die Süddeutsche Zeitung.
Aber so ein Match wird es in dieser Form
nicht mehr geben. Die Spaßbremsen sitzen beim Dachverband DVR: keine Wetten mehr, keine Züchterprämien mehr, die Leistungen zählen nicht. Eben zukünftig ein „Pferdeduell mit Kirmescharakter.“ (
Newsletter Aufgalopp). Nun wird an zukünftigen Zweikämpfen nicht der deutsche Turf genesen und wird diese Form nicht permanent einsetzbar sein, aber Charme hatte die Idee schon.
Noch schlimmer waren allerdings die Nachrichten, die aus Bremen kamen. Dort
verkündete Wirtschaftssenator Martin Günthner das baldige Ende der dortigen Rennbahn in der Vahr. Ende 2017 soll das Turfgeschehen Wohnungen weichen, die Wohnungsnot im Stadtstaat mache den Zugriff des Senats unabdingbar. Zudem gebe es ein Sonderkündigungsrecht des Senats und davon mache man jetzt eben Gebrauch.
Nur Werder populärer
Nun war das Verhältnis zwischen Bremer Rennverein und Senat schon lange ramponiert, stand der Kurs schon vor zwei Jahren vor dem Ende. Doch immerhin gab es zuletzt zarte Tendenzen der Besserung.
Das sagt auch Fran Lenk, Sprecher des Bremer Rennvereins, in einem
Interview mit dem Bremer
Weser-Kurier. „….wir haben eine gute Perspektive. Wir waren gerade dabei, den Galopprennsport in Bremen wieder zu beatmen und wären sicherlich über kurz oder lang auch in der Lage gewesen, ein siebtes und gar achtes Rennen (
Renntage sind gemeint)zu gestalten.“
Es gebe eine ganze Reihe von Gründen, so Lenk weiter. „Da ist zum einen die Tradition, gerade die Hansestadt steht ja für Tradition – das ist eine tolle Symbiose. Die Rennbahn ist ein Kulturgut, wir haben ein hohes sportliches Niveau, das Areal ist die grüne Lunge in der Vahr. Und die Galopprennbahn ist über das Jahr gesehen nach Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga die zweiterfolgreichste Freiluftsportart.“
„Der Tod eines Standortes ist der rennsportliche Tod der Region, dann fallen Besitzer, Aktive und Besucher weg“,
schrieb Turf-Times-Herausgeber Daniel Delius 2013 in seinem Editorial
Aufgalopp. Das ist auch heute noch richtig, denn die Liebe zum Rennsport beginnt in der Regel mit dem Besuch einer nahen Rennbahn. Hoffnungsschimmer: Immerhin gibt es auch lokal einige Opposition gegen den Plan des Senators.