Traumbeginn für Thomas Tuchel und den BVB
Was war denn da los am Samstag im Dortmunder Signal-Iduna Park, dem ehemaligen Westfalenstadion? Nicht nur ich war positiv überrascht: 4:0 schlug Borussia Dortmund den Namensvetter aus Mönchengladbach und bot eine Gala-Vorstellung wie schon lange nicht. Für Neutrainer Thomas Tuchel war es ein Traumeinstand bei seiner Bundesliga-Premiere im schönsten Stadion der Liga.
Dabei hatte die Saison am Freitag mäßig begonnen: Im Free-TV bei der ARD lief Bayern München gegen den Hamburger SV zur Saisonpremiere. Das Spiel war ein ziemlicher Langweiler und machte definitiv keinen Appetit auf die neue Saison. Der HSV präsentierte sich so grottenschlecht wie prophezeit und spätestens nach dem Münchner 2:0 war das Spiel gelaufen. Die Hanseaten ergaben sich quasi ohne Gegenwehr, Bayern hatte leichtes Spiel. Ich habe mir lieber die Rennprogramme für den Samstag in England angeschaut.
Auch sonst waren die Erwartungen vor der Heimpremiere des BVB eher gedämpft. Klopp-Nachfolger Tuchel verdient Geduld. Der Gegner aus Gladbach war ein guter, die Dortmunder Vorbereitung war in Ordnung, aber eine erfolgreiche Vorbereitungsphase sagt noch nichts über eine starke Saison.
Spaß am Spiel
Alles Theorie: Der BVB präsentierte sich ungemein spielfreudig und sorgte für grandiose Stimmung im Stadion. Nach kurzem Abtasten dominierte Dortmund die Borussia vom Niederrhein in allen Belangen. Der BVB kombinierte traumhaft sicher, schoss drei wunderschöne Tore und hätte noch mehr Treffer erzielen können. „Die Auferstehung der Hochgelobten“, betitelte die örtliche Tageszeitung Ruhr Nachrichten ihren Spielbericht und das beschreibt die Leistungen treffend nach der letzten etwas enttäuschenden Spielzeit.
Es war ein Genuss, wie die starken Individualisten Marco Reus, Shinji Kagawa, Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang die Gladbacher Defensive durcheinander wirbelten. Reus merkte man an, dass er endlich mal eine verletzungsfreie Vorbereitung hatte. Kagawa spielte so unbeschwert wie bei seinem Einstieg in Dortmund. Mkhitaryan hat mit dem neuen Trainer offenbar den ihn hemmenden Ballast abgebaut und Aubameyang erwies sich nicht nur als schneller Stürmer, sondern auch als ballsicherer Kombinierer.
Aber es waren nicht nur die Individualisten im Angriff, die herausragten. Marcel Schmelzer wirkte selbstbewusst wie schon lange nicht und kann auf einmal flanken. Auch Ilkay Gündogan erinnerte an alte Glanzzeiten und natürlich muss man Neuzugang Julian Weigl erwähnen. Gerade mal 19 Jahre jung ist der Neuzugang von 1860 München und sieht noch aus wie ein U19-Spieler. Doch seine Leistung war die eines Routiniers: ballsicher, zweikampfstark und sehr spielintelligent. Damit hat Weigl auf der Sechser-Position immerhin etablierte Spieler wie Sven Bender oder Neuzugang Gonzalo Castro erst mal verdrängt.
Es war eine regelrechte Lust, das Dortmunder Spiel zu verfolgen. Denn auch nach dem 3:0 zur Pause und dem frühen 4:0 machte der BVB weiter und hätte die armen Gladbacher noch höher abschießen können.
Ein Lob an Jürgen Klopp
Natürlich gab es Unterschiede zum BVB unter Jürgen Klopp. Pressing und Gegenpressing sind zwar immer noch elementar, doch inzwischen wird auch mal „hinten rum gespielt“. Also nicht bedingungslos nach vorne (wobei es unter Klopp auch Varianten gab), das Spiel ist mehr auf Ballbesitz und geduldiges Ballhalten ausgelegt. Am Ende hatte Dortmund 60 Prozent Ballbesitz, gefühlt waren es noch zehn Prozent mehr. Doch die Mischung machte es: Denn im richtigen Moment spielte Schwarz-Gelb explosiv nach vorne.
Tuchel sammelte zudem weitere Pluspunkte, in dem er auf die Arbeit seines Vorgängers hinwies. „Wir hätten hier nicht so gewinnen können, wenn Jürgen nicht super Arbeit geleistet hätte“, sagte er nach dem Spiel im ZDF-Interview. „Wir müssen damit aufräumen, dass unsere jetzigen Leistungen immer gleich Kritik an Jürgen Klopp sind. Das gehört sich nicht.“ Gut gesprochen.
uknig22 am 17. August 15
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