Irgendwie ist das bislang eine Woche der schlechten Nachrichten: Erst am Montag die Hiobs-Botschaft über die Verletzung des Derby-Favoriten Karpino, am Dienstag kam die noch schlimmere Nachricht vom Tod des großartigen Kauto Star.
Eines der besten Hindernispferde aller Zeiten starb im Alter von 15 Jahren. „Der Champion aller Champions“, sagte sein langjähriger Trainer Paul Nicholls. „Das beste Jagdpferd, das ich je geritten habe“, betonte Ruby Walsh, bei den meisten Erfolgen im Sattel. „Die Reaktionen auf seinen Tod zeigten eindrucksvoll, dass Kauto Star immer noch der größte Star im englischen Hindernissport ist“, schrieb Greg Wood in seinem Nachruf im Guardian. Obwohl seine Rennkarriere bereits 2012 endete und Kauto Star im Gegensatz etwa zum Flach-Heroen Frankel nicht unbesiegt blieb.
„Steeplechaser of a lifetime“ nannten sie auf der Insel den in Frankreich gezogenen Wallach. In den Farben von Besitzer Clive Smith feierte er grandiose Triumphe: Fünf Mal gewann er die King George VI Chase in Kempton, vier Mal die Betfair Chase in Haydock, zwei Mal den Cheltenham Gold Cup – all die Top-Rennen für Steepler. Allein in 16 Grade 1-Prüfungen hatte er die Nase vorn.
Kauto Star war ein großer Kämpfer und verfügte sowohl über Stamina als auch Speed. Meist sprang er tadellos, gelegentlich neigte er aber zu kleinen Fehlern. Allerdings hatte er mit Ruby Walsh einen kongenialer Partner im Sattel, dessen ruhige Art wirkte. Zudem schaffte es Trainer Paul Nicholls immer wieder, den Wallach punktgenau in Form zu bringen.
Nur ich habe Kauto Star fast nie gewettet. Zum einen ging er fast immer zu niedrigen Quoten als Favorit an den Start, zum anderen gab es oft Alternativen. Dachte ich wenigstens und holte mir besonders im King George oftmals eine blutige Nase mit meinen Tipps.
Der ewige Rivale
Dann war da ja noch Denman, der ewige Rivale und ebenfalls von Paul Nicholls trainiert. Ich zählte eher zur Denman-Fraktion – auch weil er vielleicht einen Deut schlechter war als Kauto Star. Außenseiter-Bonus eben.
Die Duelle zwischen diesen beiden Spitzenpferden zählten zu den absoluten Höhepunkten des Hindernissports und zeigten, wie faszinierend dieser Sport sein kann, wenn ihn absolute Könner betrieben. Meist hatte Kauto Star die Nase vorn, aber es war immer spannend. Paul Nicholls beschrieb seine beiden Schützlinge später einmal so: Denman sei immer eher der „mürrische“ Typ gewesen, Kauto hingegen „freundlich“ und „zugänglich“.
Das Publikum liebte beide Protagonisten. Unvergessen der Cheltenham Gold Cup 2011, als die damals schon alten Herren in der Zielgerade in Führung lagen und das so und schon laute Publikum des Cheltenham Festivals regelrecht explodierte. Später überflügelte der jüngere Long Run die beiden und wies sie auf die Plätze 2 und 3.
2011 war noch mal ein großes Jahr für Kauto Star. Dabei war er im Frühjahr in Punchestown noch deutlich geschlagen gewesen. Doch im November triumphierte er zum vierten Mal in Haydock in der Betfair Chase, der Applaus wollte nicht mehr enden. Fünf Wochen später gewann er seinen fünften King George. „Es war einer der besten Tage, den man im Rennsport haben konnte“, erinnert sich Paul Nicholls.
2012 war dann Schluss. Ruby Walsh hielt ihn im Cheltenham Gold Cup früh an, irgendwas stimmte nicht. Kauto Star beendete seine illustre Karriere im Hindernissport und ging in den Ruhestand. Dort versuchte man es noch einmal im Dressursport – diesen Schritt hätte man diesen Champion aber ersparen können.
Auch in Haydock Park machte Kauto Star eine gute Figur: Viermal siegte der Nicholls-Schützling in der Betfair Chase.