Auch im englischen Hindernissport ist nicht alles Gold was glänzt: Aktuell krankt der Sport an kleinen Starterfelder. Nicht nur im Dezember starteten in vielen Prüfungen nur wenige Pferde. Dennoch war der Weihnachtsmonat reich an Höhepunkten: Zum Beispiel das King George in Kempton oder das Welsh National in Chepstow. Und hier ist sie wieder, unsere subjektive Auswahl derer, die im Dezember in England und Irland positiv auffielen.
Martin Keighley (Trainer): Martin Keighley ist eigentlich ein Kollege. Denn auch er führt einen Blog auf seiner Homepage und aktualisiert diesen sogar regelmäßig. Am Sonntag, den 14. Dezember, spürt der Leser regelrecht den Stolz auf die Ereignisse zwei Tage vorher: „Von wegen, unsere Pferde sind nicht in Form. Cheltenham am Freitag bewies das Gegenteil“,
notierte der Trainer. Denn
Benbane Head und
Any Currency sorgten an diesem Freitag für den ersten Doppelerfolg des Trainers auf der englischen Renommierbahn.
Und das feierten Trainer und Team frenetisch, denn solche Erfolge sind natürlich die beste Werbung für einen Stall, der ansonsten in tieferen Kategorien agiert.
Martin Keighley lernte übrigens sein Handwerk bei der Trainerlegende David Nicholsen, Betreuer unter anderem solch großartiger Pferde wie
Viking Flagship und
Barton Bank. Nicht nur, dass Keighley auf dessen ehemaligen Gelände in der Nähe von Cheltenham trainiert. Auf seiner
Homepage erinnert er zudem noch einmal an den „Duke“.
Aidan Coleman (Jockey): Irgendwie kommt es einem vor, als wenn Aidan Coleman schon ewig im Geschäft ist. Dabei ist der Mann erst 26 (Geburtsjahr 1988) und damit für einen Jockey noch durchaus jung. Seit 2007 reitet der Ire überwiegend für Trainerin Venetia Williams, in den letzten Jahren steigerte er sich von Saison zu Saison.
Auch in diesem Jahr sieht es gut aus und so ein Monat wie der Dezember mit drei Prestige-Erfolgen tut besonders gut. Erst der Erfolg mit dem Spezialisten
Any Currency für Trainer Martin Keighley über den Cross-Country-Kurs in Cheltenham, dann folgte am nächsten Tag der Triumph mit
Niceonefrankie im Caspar Cavian Gold Cup in Cheltenham. Das war ein exzellent abgestimmter Ritt von der Spitze, als Coleman mit dem Schützling von Venetia Williams das ganze Feld müde galoppierte.
Fast noch besser wurde es Ende Dezember im Welsh National in Chepstow:
Emperor’s Choice (Trainerin Venetia Williams) siegte nach einer Energieleistung von Ross und Reiter mit einem kurzen Kopf gegen
Benvolio. Und Coleman kassierte einen Klaps des Glückwunsches vom knapp unterlegenen Kollegen Sam Twiston-Davies. Tolle Geste!
Herzschlagfinish nach fast 6 Kilometern auf schwerem Geläuf im Welsh National: Emperor’s Choice siegt mit einem kurzen Kopf vor Benvolio
Venetia Williams (Trainerin): Die letzten beiden Saisons liefen sehr gut für Venetia Williams. Endlich konnte die Trainerin mal wieder ein paar Siege am prestigereichen Wochenende feiern. Auch in diesem Jahr kommen die Pferde so langsam wieder ins Rollen: Im Dezember gab es bereits oben beschriebenen Siege mit
Niceonefrankie und
Emperor’s Choice, dazu glänzte der starke
Houblon Des Obeaux mit Höchstgewicht als Zweiter in einem gutbesetzten Handicap in Ascot gegen den noch lange nicht erfassten
The Young Master.
Ihren größter Erfolg verzeichnete Williams aber 2009, als der Riesen-Außenseiter
Mon Mome im Grand National triumphierte. Diesen Erfolg bestätigte der Wallach aber leider nie mehr so recht.
Silviniaco Conti (Pferd): Selbstverständlich gehört der Gewinner der King George Chase in diese Kolumne. Denn die Grade 1-Prüfung in Kempton ist wohl das wichtigste Rennen in der ersten Hälfte der englischen Hindernissaison.
Silviniaco Conti, trainiert von Paul Nicholls und geritten von Noel Fehily, wiederholte seinen Erfolg aus dem Vorjahr und lieferte erneut eine tadellose Vorstellung. Schon davor wusste der Dom Alco-Sohn in der Betfair Chase in Haydock zu gefallen, speziell auf weichem Boden zählt der Wallach-Sohn zur absoluten Spitzenklasse. Nur im letzten Cheltenham-Cup enttäuschte er ein wenig, obwohl er als Vierter auch nicht weit geschlagen war.
Aber der flache Kurs in Kempton liegt ihm besser. Silviniaco setzt damit den Erfolgskurs seines Trainers in diesem Rennen fort: Seit 2006 hat Paul Nicholls die King George Chase sieben Mal gewonnen, fünf Mal alleine mit dem unvergessenen
Kauto Star.
Bayan (Pferd): Mein persönliches Dank galt in diesem Monat Bayan aus dem irischen Stall von Gordon Elliot. Denn der Wallach gewann als 150:10-Chance die Ladbroke Handicap Hurdle in Ascot und war mein Tipp in diesem Rennen. So und so lief die englische Hindernissaison wettmäßig bislang sehr gut und Bayan war die Krönung des Halbjahres. Dabei war ich erstaunt, wie hoch der irische Gast stand. Denn eigentlich hatte er gute Leistungen aus zwei stark besetzten irischen Handicaps, die letzte Form aber datierte aus einem Flachrennen im September. Doch das war
genau der Plan, ein möglichst frisches Pferd nach England zu schicken.