Donnerstag, 18. Dezember 2014
Auch Mehmet Scholl kann mal irren
Die Strategie des Kunstmann Verlages war nicht schlecht: Man nehme eine Edelfeder wie Axel Hacke, lasse diesen im Vorfeld der Fußball-WM 2014 in Brasilien etwas über Fußballgefühle schreiben und schon taucht das Buch in den Bestsellerlisten auf. Das ist schön, aber ich fand das Werk enttäuschend. Mehmet Scholl, ehemaliger Nationalspieler und heute ARD-Experte, hat es immerhin gefallen.

Natürlich ist der Mann Fußball-Enthusiast. Axel Hacke wuchs in Braunschweig mit der Meistermannschaft der Eintracht von 1967 auf, beim Kicken waren er und seine Freunde Moll, Ulsaß, Gerwien, Kaack oder Grzyb, die damaligen Helden der Eintracht. In München arbeitete der Autor dann als Sportschreiber für die Süddeutsche Zeitung, um dann später in Bereiche mit mehr Prestige – so ist das nun mal bei deutschen Intelligenzlerblättern wie der SZ – zu wechseln.
Hacke sieht sich als Fußball-Freund und nicht als Fußball-Fan: Denn er eigne sich nicht dazu, „bedingungslos an einer Sache zu hängen“. Doch seine Geschichte über die Gefühle, die ihn und uns mit dem Fußball verbinden, bleibt öde und seltsam konturlos.

Die Elf der Unaussprechlichen
Mir fehlt der rote Faden. Laut Klappentext spricht Hacke über die Liebe zum Spiel, der Treue zum Verein oder den Fußball als Obsession.
In der Realität entpuppt das Werk sich als Ansammlung einiger launig geschriebener Erlebnisse des Autors. Es plätschert alles nur so vor sich hin – auch das Beispiel des Hardcore-Fans Chelsea-Andy überzeugt nicht. Spätestens nach 60 Seiten fiel mir das Lesen schwer, das Ganze wirkte zunehmend lustloser.
Ganz lustig sind noch die Mannschaftsaufstellungen, die Hacke immer machte: Etwa die Spieler mit den unaussprechlichsten Namen. Im Gegensatz das Team mit den leichtesten Namen. Ich habe das in junger Jahren immer nur alphabetisch gemacht, indem ich mir zu Saisonbeginn Listen aus den kicker-Sonderheften aufgeschrieben habe und daraus Mannschaften bildete: Das A-Team, B-Team etc. Der Kreativitätspunkt geht also an Hacke.

Urteil
Eine glatte Enttäuschung: Reichlich unstrukturiert und viel zu lang. Nicht empfehlenswert. Es gibt viel schönere Bücher über Fußball.

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