Es ist immer noch ein Duell David gegen Goliath, auch wenn der Kleine derzeit in aller Munde ist: Am Samstag gastiert der BVB beim SC Paderborn 07, nur im Gegensatz zu früheren Begegnungen ist es diesmal die erste Mannschaft der Schwarz-Gelben. Für sechs Paderborner ist es ein besonderes Spiel: Sie haben eine Dortmunder Vergangenheit. Uwe Hünemeier und Marvin Ducksch sogar eine sehr lange….
Über elf Jahren ist das jetzt her, aber es kommt einem vor wie aus einer anderer Zeit. Es war der 1. August 2003, im altehrwürdigen Stadion Rote Erde
empfing die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund den SC Paderborn 07. Die Gäste aus Ostwestfalen gewannen durch ein spätes Tor von Pavel Dobry glücklich mit 1:0.
Drei Reihen vor mir saß Klaus-Dieter „Pele“ Wollitz, zu diesem Zeitpunkt Trainer des KFC Uerdingen, und machte sich eifrig Notizen. 730 Zuschauer wollten an diesem schönen Sommerabend das Spiel sehen, aus Paderborn bevölkerten vielleicht 100 Fans den Fanblock auf der anderen Seite. Andere Vereine kamen da in der Regionalliga mit ganz anderen Massen. Am Ende der Saison verpasste Paderborn als Tabellendritter um drei Punkte den Aufstieg in die zweite Liga. An die Bundesliga dachte damals niemand, auch „Pele“ Wollitz nicht.
Doch während Wollitz wieder in der Regionalliga trainiert, schaffte der SC Paderborn das Wunder Bundesliga. Und am Samstag kommt es für den
David zum nächsten Gipfeltreffen: Der SC Paderborn 07 spielt wieder gegen den BVB, nur diesmal ist es die Bundesliga und die erste Mannschaft der Dortmunder. Die 15 000-Plätze in der Benteler-Arena sind schon lange ausverkauft, für das Duell hätten die Paderborner deutlich mehr Tickets verkaufen können.
Alle freuen sich auf die erste Liga in Padeborn. Auch der Erzbischof, dessen Ballbehandlung aber noch ausbaufähig ist.
Es ist schon ein komisches Spiel: Der Aufsteiger mit dem Mini-Etat ist mit 15 Punkten und Rang 9 bislang die Überraschung der Saison, das mächtige Borussia Dortmund kriselt hingegen auf Platz 15 mit gerade einmal 10 Punkten. Das macht Paderborn natürlich nicht zum Favoriten: Nominell haben die Dortmunder immer noch das deutlich bessere Team mit unzähligen Nationalspielern.
Einige Paderborner Anhänger am Samstag werden am Samstag in ihrem Fandasein ein wenig gespalten sein. Schwarz-Gelb hat viele Anhänger im Paderborner Land, denn früher fuhr man dort nach Dortmund, Schalke oder auch Bielefeld, um hochklassigen Fußball zu sehen. Zudem ist die aktuelle Paderborner Mannschaft eine kleine Dortmunder Filiale. Sechs Spieler des Aufsteigers trugen einst das schwarz-gelbe Dress, allerdings überwiegend in der zweiten Mannschaft der Borussia. „Ehemaligentreffen mit Gegenpressing“, titelte der
kicker dann auch. Die Kandidaten im Portrait:
Uwe Hünemeier (2000 bis 2010 in Dortmund): Kam mit 14 Jahren vom FC Gütersloh zum BVB, durchlief die Jugendmannschaften und wurde zu einem Leistungsträger der zweiten Mannschaft. Den Sprung in die erste Mannschaft schaffte der kopfballstarke Innenverteidiger aber nicht, machte nur fünf Bundesligaspiele für Borussia. Das lag auch daran, dass er in der ersten Mannschaft mit Mats Hummels, Neven Subotic und Felipe Santana sehr starke Konkurrenten in der Deckungszentrale hatte. Viel schlechter als diese war Hünemeier eigentlich nie, doch ein wenig fehlte den Dortmunder Verantwortlichen auch das Vertrauen in das Leistungsvermögen des Eigengewächses. 2010 wechselte er nach Energie Cottbus in die 2. Liga, 2013 folgte der Wechsel nach Paderborn. Das war eine hervorragende Entscheidung, denn beim SC imponierte er durch starke Leistungen. Auch in dieser Spielzeit ganz stark, allerdings ist sein Einsatz gegen den BVB wegen einer Bauchmuskelzerrung noch fraglich.
Marvin Ducksch (ausgeliehen vom BVB, seit 2002 bei Borussia): Ur-Dortmunder, kam bereits mit acht Jahren vom BSV Fortuna Dortmund (dessen Platz nicht weit vom Signal-Iduna-Park entfernt liegt) zum BVB und durchlief dort alle Jugendmannschaften. Ein wuchtiger Stürmer, der seinen Talent auch bereits in der 3. Lia eindrucksvoll unter Beweis stellte. Sechs Mal spielte er unter Jürgen Klopp in der Bundesliga, doch der Sprung in die erste Mannschaft des BVB ist natürlich groß. In Paderborn soll er Spielpraxis sammeln, bislang kam der 20jährige meist als Einwechselspieler und traf einmal.
Mario Vrancic (vom 30.1. 2011 bis 30.07. 2012 in Dortmund ): Der Mittelfeldspieler kam von Mainz 05, spielte von Januar 2011 bis Juli 2012 bei BVB 2 und wechselte dann nach Paderborn. Dort wurde er schnell Stammspieler, steigerte sich gewaltig, war im letzten Jahr einer der stärksten Mittelfeldspieler der 2. Liga und zählt auch in der Bundesliga zu den Stützen des Teams.
Marvin Bakalorz (2010 bis 2013 in Dortmund): In Dortmund und Frankfurt schaffte der Sohn des Bundesligaspielers Dirk Bakalorz den Sprung in die Bundesliga nicht. Im Winter 2013 folgte der Wechsel nach Paderborn und dort trumpfte der Mittelfeldspieler sehr stark auf. Auch in dieser Saison häufig in der Startelf, nur in Leverkusen sah er die rote Karte.
Lukas Kruse (2008 – 1/09 in Dortmund): Eigentlich ein Ur-Paderborner, der schon zu Regionalliga-Zeiten beim SC das Tor hütete. Ein halbes Jahr war der Schlussmann beim BVB, saß dort in der Bundesliga dreimal auf der Ersatzbank. Nach einer weiteren Station in Augsburg kehrte er 2010 nach Westfalen zurück und ist die uneingeschränkte Nummer 1 im Paderborner Tor.
Mahir Saglik (2004/2005 in Dortmund): Kommt von GW Paderborn, spielte zwischendurch immer wieder beim SC Paderborn und hat bei unzähligen Vereinen gekickt. Unter anderem auch in der Regionalliga-Saison 2004/2005, wo er in 30 Spielen immerhin zwölf Mal für BVB 2 traf. So richtig schaffte der Stürmer den Sprung in die Bundesliga nicht. Seit Januar 2013 wieder in Paderborn, wo er wichtige Tore zum Aufstieg erzielte. In dieser Saison verletzte er sich vor dem ersten Spiel gegen Mainz, daher erst zwei Kureinsätze.