Es sollte nicht sein: Trotz einer großartigen spielerischen und kämpferischen Leistung schied Borussia Dortmund gegen Real Madrid im Viertelfinale der Champions League aus. Das 2:0 im Signal-Iduna-Park reichte nicht nach der 0:3-Niederlage in Madrid. Und damit kamen die Königlichen aus Madrid mit einem blauen Auge davon, der Traum von der „Decima“ – der zehnten Krone im wichtigsten europäischen Vereinsfußball – bleibt. Ein Portrait von Real Madrid.
Am Ende kassierte Borussia Dortmund viele Komplimente für eine couragierte Vorstellung, aber das 0:3 in Madrid erwies sich als zu große Hypothek. Der BVB schrieb kein neues europäisches Märchen, auch weil Henrik Mhkitaryan zwei gute Chancen vergab. Die beiden Tore von Marko Reus reichten nicht an einem denkwürdigen Abend.
Die Vorstellung der Spanier erinnerte an verschiedene Darbietungen ihrer Vereinsgeschichte in Deutschland. Jedes Mal trafen sie auf einen wie entfesselt spielenden Gastgeber, Reals Gegenwehr blieb hingegen verhalten. So verloren sie in den achtziger Jahren mal in Kaiserslautern, in Leverkusen und auch im letzten Jahr beim 1:4 in Dortmund.
Dabei hatten die Königlichen im Hinspiel beim 3:0 in Madrid den Dortmundern ihre Grenzen aufgezeigt und eine beeindruckende Vorstellung geboten. Besonders das Offensiv-Trio Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale stellte den BVB vor einige Probleme. „Das Gesetz des Stärkeren: Real zermalmt den Scharfrichter des Vorjahres“, titelte die spanische Sportzeitung
Marca martialisch. An ein Ausscheiden wie im Vorjahr dachte nach dieser Demonstration niemand in Spanien.
Bei Real Madrid zählt nur der große Name. Die Vereinshymne singt Placido Domingo
Das weiße Ballett
Zeitweise war es im deutschen Fußball-Feuilletonismus angesagt, den FC Barcelona
toll, den Erzrivalen Real Madrid hingegen nicht so toll zu finden. Denn Barca war immer dieser Verein, der für die katalanische Sache kämpfte und im finsteren Faschismus des General Franco zugunsten Reals benachteiligt wurde. Real Madrid hingegen waren die Günstlinge des Franco-Regimes.
Nun war es so, dass Real Madrid große Triumphe in den 50er Jahren feierte, als das faschistische Spanien weitgehend isoliert war. Und natürlich nutzten die Faschisten das Image des weißen Balletts, das damals die beste Fußballmannschaft der Welt war. Aber faschistisch? „Real Madrid ist eine Mannschaft, die nur in fußballerischen Dimensionen denkt, nicht in politischen oder nationalistischen“, sagt der Argentinier Jorge Valdano, ehemaliger Real-Spieler, Trainer und Sportdirektor. Das sei ein Riesenvorteil gegenüber dem FC Barcelona, der zu stark in politischen Kategorien denke (
Quelle: Jimmy Burns; La Roja).
Jedenfalls herrscht zwischen beiden Vereinen eine erbitterte Rivalität. Und jedenfalls ist Real Madrid einer der bekanntesten Fußball-Vereine der Welt. Die Erfolge, die das weiße Ballett in den fünfziger Jahren feierte, gelten noch heute als Maßstab. Das Team um Puskas, di Stefano und Gento gewann fünf Mal in Serie den Europapokal der Landesmeister.
Dafür protzte Real Madrid immer mit Top-Spielern, für die kein Preis zu hoch war. Doch an die Erfolge ihrer Vorgänger kam keine dieser Mannschaften heran. Die Liste der Topstars, die bei Real Madrid spielten, ist lang: Die Deutschen Netzer und Breitner in den siebziger Jahren etwa; in den achtziger Jahre das Team um Camacho, Michel, Butragueno oder Hugo Sanchez etc.; in den Neunzigern waren es Spieler wie Hierro, Seedorf, Ilgner, Mijatovic oder Roberto Carlos.
Geld spielte dabei nie eine Rolle. In Deutschland hat der Beobachter immer den Eindruck, dass kaufmännische Regeln den Verein nur behindern. Die Banken geben gerne, weil Kredite für Real eine Sache der Bankenehre sind.
Lachen über die Galaktischen
Unter Präsident
Florentino Perez entwickelte sich der königliche Verein immer weiter zu einem neureichen Protzklub. Perez verpflichtete Leute wie Zidane, Figo, Beckham, Ronaldo und Robinho; den charismatischen Trainer Vicente del Bosque schickte er allerdings weg, weil er zu wenig Glamour verbreitete. Immerhin holte Real 2002 mit del Bosque und viel Glück gegen Bayer Leverkusen die Champions League; auf dem Real-Trainerstuhl gab es danach ein stetes Kommen und Gehen. Die „Galaktischen“ sorgten vielfach für Hohn und Spott, wenn sie sich mal wieder in Europa oder der spanischen Provinz blamierten. Die Sympathien gehörten dem FC Barcelona.
Auch in der zweiten Ära Perez hieß die Devise Klotzen statt Kleckern. Insgesamt 185 Millionen Euro gab Real Madrid für Cristiano Ronaldo (2009) und Gareth Bale (2014) aus. Immerhin spielt das Team unter Trainer Carlo Ancelotti deutlich attraktiver als unter dem streitsüchtigen Jose Mourinho – auch wenn die Deutschen Mesut Özil (verkauft nach Arsenal) und Sami Khedira (verletzt) nicht dabei sind.
Zwei ältere Geschichten über Real Madrid gibt es
hier und
hier
In der Serie "Rivalen des BVB" wird immer der Verein portraitiert, der am nächsten Spieltag in Dortmund gastiert. Das Ganze geschieht gewohnt subjektiv und ist gnadenlos persönlich.