Wandert Novellist auf den Spuren von Danedream und gewinnt die King George XI und Queen Elisabeth Stakes am Samstag in Ascot (27.7, 16:50 Uhr)? Spätestens um 16:55 Uhr wissen wir mehr; diese Kolumne glaubt jedoch, dass ein Dreijähriger aus Irland die Party sprengen kann.
nurpferdeundfussball stellt die Starter der traditionsreichen Gruppe 1-Prüfung über 2400 Meter vor. Das endgültige Starterfeld gibt es am Donnerstag.
Cirrus des Aigles: Zuletzt nur Fünfter im Grand Prix de Saint Cloud hinter
Novellist. Aber das war das Comeback nach einer längeren Verletzungspause und so schlecht war die Leistung nicht, denn lange hielt der Stolz von Trainerin Corinne Barande Barbe an der Spitze stand. Vorher mehrfacher Gruppe 1-Sieger (unter anderem im hochdotierten Dubai Sheema Classic), ein Pferd der Spitzenklasse, das Distanzen von 1800 bis 2500 Meter kann. Inzwischen schon sieben Jahre alt und ein Beispiel dafür, dass auch Flachpferde sich in zunehmendem Alter steigern können. Leider ist das eher in kleineren Quartieren möglich, weil man dort nicht unbedingt Klassiker gewinnen muss.
Chamonix: Listensieger aus dem Ballydoyle-Quartier, hätte wahrscheinlich das Tempo für
St. Nicholas Abbey gemacht.
Ektihaam: Frontrenner, zuletzt in den Gruppe 2 Hardwicke Stakes im Pech, als er seinen Reiter abwarf. Davor gut gesteigert, Listensieger und Dritter hinter dem guten
Al Kazeem und dem so unglücklichen
Thomas Chippendale. Dennoch muss das Pferd von Trainer Roger Varian noch einen deutlichen Sprung bewältigen, um hier zu gewinnen.
Ernest Hemingway: Nach der schweren Verletzung von
St. Nicholas Abbey die Nr. 1 aus dem O’Brien-Stall. In diesem Jahr Gruppe 3-Sieger, aber wahrlich keiner der Topstars aus dem irischen Meister-Quartier.
Hillstar: Ein weiterer Dreijähriger, der seine Leistungen deutlich steigerte, als er die King Edward VII Stakes während Royal Ascot gegen
Battle of Marengo entschied. Sollte noch einige Reserven haben, könnte alle überraschen. 2400 Meter sind die Idealdistanz. Zudem wurde der Hengst für 75 000 Pfund nach genannt. Das zeugt von einigem Optimismus, auch wenn für die Besitzerin aus der Rothschild-Familie dies eher ein Betrag aus der Portokasse ist.
Novellist: Vor Jahresfrist einer der größten Favoriten im Deutschen Derby seit langer Zeit. Obwohl im wichtigsten deutschen Rennen nur Zweiter, zeigte der Wöhler-Schützling danach, dass er ein herausragendes Pferd über die Derby-Distanz ist. Zuletzt überzeugender Sieger im Gruppe 1-Grand Prix de Saint Cloud, natürlich allererste Chancen. Aber vielleicht könnte der Boden schon eine Spur zu fest sein.
Die ersten King George Stakes, an die ich mich erinnere: Opera House siegte 1993 in den berühmten weinroten Sheikh Mohammed-Farben. Die Pferde dahinter lesen sich wie ein Who is Who des internationalen Turfs: White Muzzle, Commander in Chief, User Friendly, Tenby. Aus Deutschland war ein gewisser Platini am Start, über die Platzierung schweigen wir hier.
Red Cadeaux: Ich würde mich vor Respekt erheben und frenetisch klatschen, wenn dieser famose Weltenbummler im Herbst seiner Jahre noch so ein Prestigerennen gewinnen würde. Aber so recht glaube ich nicht daran, eher traue ich ihm eine weitere Attacke auf den Melbourne Cup zu.
Trading Leather: Der aktuelle irische Derbysieger, der eher über den „zweiten Bildungsweg“ kam. Denn bis zu seinem Flop in Epsom galt
Dawn Approach als Derby-Kandidat des irischen Trainers Jim Bolger. Doch Trading Leather, von Bolger auch selbst gezogen, sprang in die Bresche und gewann überzeugend das irische Derby. Bolger sagte nach dem Rennen, das sei „der schönste Tag in seinem Leben“. Auch sonst ordentliche Formen und als Dreijähriger günstig im Gewicht.
Universal: In letzter Zeit sind die Pferde von Mark Johnston so richtig ins Rollen gekommen. Universal hat sich aus der Handicap-Klasse nach oben gelaufen, siegte zuletzt in einem Gruppe 2-Rennen in Newmarket. Die Gegner sind hier aber noch stärker.
Very Nice Name: Im letzten Jahr noch bei Freddy Head in Frankreich, jetzt in Katar im Training. Dort unter Obhut von Alban De Mieulle Seriensieger, international immerhin Dritter im diesjährigen Dubai Sheema Classic hinter
St. Nicholas Abbey. Zwar deutlich geschlagen, aber dennoch macht ihn diese Form nicht ganz chancenlos. Zumal der Jockey Olivier Peslier heißt.
Urteil
Ich bin ein großer Freund von
Trading Leather. Spätestens nach dem Erfolg im irischen Derby bin ich der festen Ansicht, dass der Bolger-Schützling noch einige Reserven hat und auf Dauer der beste Dreijährige über die Derby-Distanz in England/Irland ist. Einiges Potenzial traue ich zudem
Hillstar zu, dessen Leistungsgrenzen noch lange nicht erkannt sind. Aber die größten Gegner auf dem Papier sind natürlich
Novellist und
Cirrus des Aigles.