Eigentlich müsste dieser Text den „Helden von Hamburg“ gewidmet sein. Jockey Andrasch Starke etwa – der Erfolg mit
Lucky Speed war der sechste Derbysieg des Reiters. Und der vielfache Champion-Jockey bewies erneut eindrücklich, dass keiner den Derby-Kurs in Hamburg-Horn besser reitet als er. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Starke jeden einzelnen Grashalm und jede unebene Stelle dort kennt. Lucky Speed bescherte er jedenfalls ein optimales Rennen und weil der Silvano-Sohn zudem ein hochveranlagtes Pferd ist, triumphierte er an diesem Tag.
Eigentlich wäre es auch mal an der Zeit, Trainer Peter Schiergen zu würdigen. Schon als Jockey war er „Mister Zuverlässig“. Andere ritten spektakulärer, Schiergen war aber viel effektiver und machte kaum Fehler. Als Trainer setzte er diese Erfolge nahtlos fort. Natürlich hatte er immer tolle Pferde im Stall, aber es war definitiv nicht einfach, einer Legende wie Heinz Jentzsch zu folgen.
Aber Schiergen meisterte dies in seiner unaufgeregten Art ohne größere Turbulenzen – so wirkte das zumindest nach außen. Und auch als die Schlenderhaner Pferde den Stall verließen, kompensierte er diese nicht leichte Situation ohne große Schäden.
Andere sind lauter, der einstige Rekordjockey aber bleibt bescheiden und liefert Jahr für Jahr beständig gute Ergebnisse ab. Zudem bildet er mit Andrasch Starke quasi das Dreamteam des deutschen Turfs.
Danedream war die große Belohnung für das ganze Schiergen-Team. Es war der vierte Derbysieg für den Trainer; als Jockey blieb ihm ein Erfolg im Rennen der Rennen bekanntlich verwehrt.
Natürlich sollte man auch noch andere Pferde würdigen, die an diesem Tag ein großes Rennen liefen: Etwa
Tres Blue, kurz sah es nach einem Derbysieg des französischen Gasts aus, doch dann kamen Starke und Lucky Speed mit eben letzterem. Oder
Nordvulkan, der das Rennen seines Lebens lief und den ich in der Vorschau noch etwas despektierlich als „Feldfüller“ bezeichnet habe.
Selbstverständlich muss auch diese Kolumne gelobt wurden, denn unsere Tipps wurden Erster und Zweiter. Und dass, obwohl der Autor eigentlich eine ziemlich heftige Wettflaute durchleidet.
Also alles nur Friede, Freude, Eierkuchen in Hamburg-Horn? Wenn da nicht das dritte Rennen am Samstag gewesen wäre, das in den einschlägigen Foren bei Facebook deutlich mehr Resonanz als das Derby bekommt. Ein ganz normales Hürdenrennen, das
Ergebnis ist bekannt: Zwei tote Pferde, ein verletzter Jockey nach einem Unfall, den ich in dieser Brutalität noch nie erlebt habe. Eigentlich hätte man das Rennen abbrechen müssen – schon zu Beginn, weil die drei reiterlosen Pferde für Behinderungen sorgten. „Mein Gott, springen die schlecht“, dachte ich noch und dann fielen auch bereits die Pferde an der ersten Hürde. Der Versuch, sie einzufangen, misslang. Sie drehten in die andere Richtung und krachten dann in die anderen Teilnehmer.
Katastrophe
Im Blickpunkt der Kritik danach: die Rennleitung. Ein Abbruch sei in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen, argumentierten die Verantwortlichen in Person von Dr. Peter Tasch später. Ob das richtig ist, weiß ich nicht – allerdings waren die Verantwortlichen auf so ein Szenario nicht vorbereitet. Es war eine Verkettung unglücklicher Zustände, die zur Katastrophe führten.
Wenn ich auf der Bahn gewesen wäre, wäre ich nach Hause gegangen. Die Lust auf Pferderennen war mir jedenfalls vergangen. In Hamburg machten die Verantwortlichen bekanntlich weiter.
Und danach war die Diskussion um die Hindernisrennen mal wieder voll entbrannt. Bekanntlich bin ich ein großer Anhänger dieser Spielart. Gut geschulte springende Pferde sind ein Genuss, für mich sind die Top-Rennen in England und Irland die hohe Kunst des Galopprennens.
Natürlich sind die Kurse dort auf diese Zwischenfälle vorbereitet. Wenn dort Pferde ihre Jockeys abwerfen oder fallen, laufen sie reiterlos mit. Das führt zwar manchmal auch zu haarigen Situationen, wenn sie andere Teilnehmer behindern. Aber die Kurse bieten Fluchtwege an, zudem weiß das Personal, was es machen soll. Der Versuch, die Pferde einzufangen, führte ja in Hamburg gerade zur Richtungsänderung und damit zur Katastrophe.
In Hamburg löst man das Problem, in dem man zukünftig auf Hindernisrennen
verzichten will. Das ist ein weiterer Todesstoß für den deutschen Hindernissport, wobei ich ihn in dieser Form auch nicht brauche. Es ist ein Teufelskreis: Zu wenig Rennen bedeuten auch zu wenig Praxis für Ross und Reiter. Das Ergebnis sind leider solche Rennen.
Eine Analyse der Ereignisse soll es für die Öffentlichkeit nicht geben – so habe ich das zumindest verstanden. Am besten löst man ein Problem, in dem man es ignoriert, so die Logik der Verantwortlichen. Das ist definitiv der falsche Weg.
Immerhin war der Galopprennsport auch in Medien vertreten, die ansonsten kein Wort über das wichtigste Rennen des Jahres geschrieben haben. So ist das leider heute, ich könnte auf diese Art von Schlagzeilen gut verzichten.