Montag, 1. Juli 2013
Viagogo macht viele Fans wütend
Es ist ja nicht so, dass es an diesem Wochenende nur negative Schlagzeilen über den FC Schalke 04 gab. Die Bild ließ dafür sogar ihren Chefredakteur (der früher über den FC Schalke für das Boulevardblatt geschrieben hatte) in die Tastatur greifen. „Schalke holt seinen toten Meisterstürmer nach Hause“, titelte das Boulevardblatt am Sonntag. Es ging um Adolf Urban, einer der Idole der goldenen Schalker Epoche in den 30er und 40er Jahren und im zweiten Weltkrieg in Russland gefallen. Für diese rührende Geschichte war die Jahreshauptversammlung der Bild am Sonntag print hingegen nur eine relativ kleine Meldung wert.
Ja, es war eine turbulente Versammlung in der Arena, die an alte, längst vergessene Skandaltage erinnerte. Die Kooperation des Vereins mit der umstrittenen Ticketbörse Viagogo erzürnte viele Fans heftig.
„Wirtschaftlich ist es für uns ein lukrativer und sinnvoller Sponsoringvertrag, für den im Übrigen der Vorstand in der persönlichen Haftung und Verantwortung steht. Mal eben auf 3,6 Millionen Euro zu verzichten – so dicke hat es der FC Schalke 04 auch nicht“, rechtfertigte Marketing-Vorstand Alexander Jobst die Kooperation. Zumal es feste Regeln für die Ticketbörse gebe. Keine Karte dürfe mit mehr als 100 Prozent Aufpreis verkauft werden.
Das kann die Gegner nicht besänftigen. „Mir bricht da das blau-weiße Herz auseinander. Da gehen 10 mal 300 Karten an einen Schwarzmarkthändler, statt lieber 10 mal 300 Karten für Kumpel und Malocher zur Verfügung zu stellen, die sich das Fußball-Event Schalke 04 nicht leisten können“, erklärte Schalke-Fan Stefan Barta.

Immer mehr sagen Nein
Der Widerstand bündelt sich in der Initiative „viaNogo“. „Der Deal mit „viagogo“ stinkt einer immer größer werdenden Anzahl von Fans ganz massiv. Nehmen wir als Beispiel den FC Schalke 04. Ein Club, der seinen Mythos, seine Tradition und seine soziale Ausrichtung wie eine Monstranz vor sich herträgt. Was er aber momentan tut, widerspricht all diesen Ideen, die erst jüngst im sogenannten „Leitbild“ des Clubs fixiert wurden“, schreiben die Gegner. Durch die hohen Ticketpreise werden viele Leute ausgegrenzt, der Verein profitiere durch die Kooperation letztendlich vom Schwarzmarkt.
Recht haben sie, die Fans. Nicht alles ist in einem hochsensiblen Gebilde wie einem Traditionsverein vermarktbar. Und wenn ich als Vorstand eines Vereines, der sich permanent auf seine Wurzeln als Arbeiterverein beruft, nicht merke, dass ich mit dieser Partnerschaft einem Großteil der Fans auf die Füße trete, dann habe ich die Seele des Klubs nicht verstanden. Oder ich möchte andere Zuschauer – etwa das sogenannte Eventpublikum, das aber beim nächsten „guten Ding“ weiterzieht.
Bei Schalke nennt viagogo bislang noch keine Preise, für den Erzrivalen Dortmund, dessen Stadion auch fast immer ausverkauft ist, gibt es schon eine Preisliste für die neue Spielzeit. Das Preisniveau ist heftig.

Nachtrag 9.7. 2013
Der FC Schalke 04 hat den Vertrag mit Viagogo fristlos gekündigt.