Dienstag, 23. April 2013
Neue Hoffnung dank Neururer
Natürlich nervt der Mann ungemein. Aber offensichtlich hat Trainer Pèter Neururer dem abstiegsbedrohten Zweitligisten VfL Bochum wieder Leben eingehaucht: Nach dem 2:0-Sieg in Cottbus folgte ein 3:0 gegen den FC St. Pauli. Das Ganze fand vor der Saison-Rekordkulisse von über 26.000 Zuschauern statt – der Mann aus Gelsenkirchen und bekennende Schalke-Fan sorgt für tabellarische Frühlingsgefühle.
Aufbruchstimmung in Bochum: Jedenfalls kratzt der Fußball-Lehrer schon wieder am Messias-Status in der arg gebeutelten Stadt. Opel als größter Arbeitgeber schließt bald seine Tore, da ist eventueller Drittliga-Fußball das kleinere Problem. Aber ein Blick in die Nachbarstadt Dortmund beweist es: Fußball ist für das Selbstwertgefühl einer Stadt von immenser Bedeutung, die Erfolge des BVB machen die Menschen dort stolz. Der VfL hat zwar nicht den Stellenwert von Borussia oder Schalke, aber für den VfL-Fan wäre die 3. Liga schon eine Demütigung.
Da kommt Neururer gerade recht – auch wenn manche die Nase rümpfen. „Neururer, Beruf Heilsbringer“, titelte Spiegel Online. Gegen den 1.FC Köln droht im nächsten Heimspiel sogar ein ausverkauftes Haus.

Blau ist die Haarfarbe
Selbstverständlich ist der VfL Bochum nicht gerettet, aber offensichtlich hat der alte Fuchs Neururer es mal wieder geschafft, mit seinen PR-Aktionen die Aufmerksamkeit von der Mannschaft zu nehmen und auf sich zu ziehen. Manche Aktionen sind natürlich hochpéinlich: Etwa sich die Haare nach erfolgreichem Klassenerhalt blau zu färben. Oder seine Herzfrequenzen von der Sport-Bild bei seinem Debüt messen zu lassen. Für Journalisten gibt es jetzt wieder Bockwurst bei den Pressekonferenzen. Das ist 80er oder maximal 90er-Jahre und erinnert an dem berühmten blauen Pullover von Udo Lattek. Aber Neururer ist nun mal ziemlich abergläubisch.
Mit den journalistischen Freunden vom Boulevard spielt der „Pedda“ (Reviersport) zudem gerne den gepflegten Doppelpass. Das muss auch etwas was mit seiner Schalker Erziehung zu tun haben. Denn während die BILD bei Borussia Dortmund schon seit Ewigkeiten nur eine geringe Rolle spíelt, ist das Blatt bei den Königsblauen quasi Leitmedium und wird gerne von manchen Verantwortlichen genutzt. Das mag noch ein Relikt der alten Charly Neumann-Zeiten sein, aber auch Exmanager Rudi Assauer hatte immer ein offenes Ohr für die BILD-Leute, wenn diese mal wieder eine Geschichte brauchten.
Alles also Erziehungssache. Doch bei aller Show und dummen Sprüchen: Neururer ist schon ein Arbeiter, der seine Teams gut vorbereitet. Immerhin schaffte er es einst mit dem kleinen VfL Bochum in den UEFA-Cup. Und ein Jahr später stieg er mit dem VfL aus der Bundesliga ab.