Im modernen Profifußball gehört diese Aufgabe inzwischen in die fußballerische Mottenkiste: Sonderbewacher sind nur noch schwer vorstellbar. Der niederländische Bondscoach Bert von Marwijk stellte keinen Akteur extra gegen Uruguays Diego Forlan, das deutsche Mittelfeld engte kollektiv die Kreise der argentinischen Schlüsselfigur Lionel Messi ein.
In früheren Zeiten, in den Tagen der Manndeckung, war dies anders: Sonderbewacher setzten Trainer gerne ein, um gefährliche Akteure des Gegners auszuschalten. Ihre Aufgabe: Nur die Aktionen des Gegners zu unterbinden, selber mussten sie nichts zum Spiel beitragen. „Ich bin Maradona überallhin gefolgt, war ständig in seiner Nähe, und bei jedem Blickkontakt habe ich in seinen Augen gesehen und an seiner Körpersprache gesehen, wie er mit jeder Minute mehr und mehr frustriert wurde“, erinnert sich Guido Buchwald im
kicker, der im WM-Finale 1990 erfolgreich die Kreise von Argentiniens Diego Maradona einengte.
Der Beginn großer Karrieren
Wer in den siebziger, achtziger oder neunziger Jahren Fußball gespielt hat, kennt das: Manndeckung war Standard, Sonderbewacher gab es häufig. Selbst in den untersten Ligen kümmerte sich jemand oftmals speziell um den Spielmacher auf der anderen Seite, wurde ein entsprechend kräftiger Spieler auf den Sturmtank des Gegners angesetzt. Das waren in der Regel nicht die spielerisch brillanten Leute, denn die einzige Aufgabe des Sonderbewachers war es ja, seinen Gegner auszuschalten.
Berühmte Leute begannen ihre internationale Karriere in dieser Rolle: So agierte der junge Lothar Mattthäus 1981 zu Beginn seiner internationalen Karriere als Sonderbewacher gegen Argentiniens Diego Maradona und selbst Franz Beckenbauer sollte im WM-Finale 1966 Deutschland gegen England die Krise von Bobby Charlton einengen. Was ich nicht glaube, denn wie viel Platz die beiden sich gelassen habe und in welcher Ruhe sie den Ball annehmen konnten, das sah nicht nach strikter Sonderbewachung aus.
Und irgendwie war es für Guido Buchwald komisch, im Finale den Sonderbewacher zu geben. Hatte doch der oftmals etwas unbeholfen wirkende Stuttgarter während des Turniers ungeahnte spielerische Qualitäten bewiesen und verdient den Spitznamen „Diego“ erworben.
Und
selbst bei der WM 2010 gab es noch einen Trainer, der auf einen Sonderbewacher setzte. Oder zumindest auf Manndeckung: Griechenlands Otto Rehhagel, fußballerisch aufgewachsen auf den Aschenplätzen im Essener Norden, stellte seinen Spieler Papastathopoulos direkt gegen Argentiniens Messi.