Dienstag, 16. Dezember 2014
Geschwätz von gestern
Zweitligist FC St. Pauli hat einen neuen Trainer: Ewald Lienen löst Thomas Meggle ab. Der wird jetzt Sportdirektor und ersetzt den entlassenen Rachid Azzouzi. Das ist nicht verwunderlich, denn der Kiezklub ist aktuell Tabellenletzter. Der Abstieg droht, da greifen Klubs gerne zu solchen Maßnahmen.

Im Fachblatt kicker klang St. Pauli-Präsident Oke Göttlich am Montag aber noch ganz anders: Da sprach er von Werten, von Kontinuität, Team-Gedanken und ähnlich schön Klingendem. Und wies Veränderungen noch weit von sich.
Das sagte Göttlich kicker-Redakteur Sebastian Wolff.

Ein Ergebnis der letzten Jahre?
„Wir hatten in den vergangenen vier Jahren vier Trainer, die alle Schwierigkeiten hatten, ihre Ideen vom Fußball erfolgreich bei uns umzusetzen. Es gab also einen ständigen Wechseln, ohne dass sich der erhoffte Erfolg eingestellt hat…..Jetzt wieder handelnde Personen auszutauschen und für noch mehr Verunsicherung zu sorgen, wäre das völlig falsche Signal. Im Klassenkampf benötigen wir alle im und um das Team.“

Zur Position von Sportdirektor Rachid Azzouzi
„Rachid ist doch im Moment der unglücklichste Mensch hier. Und gleichzeitig derjenige, der Tag und Nacht damit verbringt, nach Lösungen zu suchen, sehr hart für den Verein arbeitet. Es wäre falsch und nicht unseren Werten gemäß, einen neuen Sportdirektor in einer heißen Phase zu installieren, der Zeit braucht, um die Herausforderungen erst wieder analysieren zu können.

Nun muss man Oke Göttlich zu gute halten, dass er noch nicht lange Präsident ist und er das Interview vor dem letzten Heimspiel gegen Darmstadt 98 gab. Dieses verlor der FC St. Pauli mit 0:1 und lieferte dabei einen spielerischen Offenbarungseid ab, auch wenn der Neuling aus Hessen eine der best organisierten Einheiten der Zweiten Liga ist. Null Torchancen notierte übrigens der kicker für St. Pauli.
Doch wie sagte der Alt-Internationale Paul Breitner einst: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“ Göttlich ist zudem kein Einzelfall der Branche. Denn wenn der Kolumnist eines gelernt hat: Lobeshymnen für erfolgloses Personal sind häufig ein sicheres Zeichnen für personelle Veränderungen. Die Wechsel beim Zweitligisten waren außerdem das Ergebnis langer Debatten.
Jedenfalls ist Ewald Lienen der dritte Trainer der Hamburger in dieser Saison. Lienen bekommt in der Öffentlichkeit nicht die Anerkennung, die er verdient hat. Wenn ich schon immer diesen Mist von „Zettel-Ewald“ lese, nur weil der Mann sich fleißig Notizen macht. Diese Kolumne wünscht ihm viel Glück. Weil sie auch den FC St. Pauli mag.