Die Kraft des Fußballs gegen den Terror
Es fällt derzeit schwer, über Fußball zu schreiben. Die Terror-Anschläge in Paris während des Länderspieles Frankreich gegen Deutschland haben alle geschockt und machen nicht nur mir Angst. Dabei ist das genau das, was diese Terroristen wollen. Darum ist es gut, dass das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande stattfindet. Oder anders gesagt: Ihr könnt uns mal, ihr feigen Verbrecher vom Islamischen Staat.

Eigentlich wollte ich gar nicht gucken am Freitagabend. Freundschaftsspiele der deutschen Nationalmannschaft sind nicht unbedingt mein Ding, weil die sportliche Aussagekraft oft gering ist. Aber so ein Spiel gegen die starken Franzosen ist dann doch mal eine Ausnahme wert.
In den ersten 30 Minuten war es ein selten öder Kick. Beide Mannschaften belauerten sich, Torszenen gab es nicht. Nur zwei laute Knallgeräusche sorgten für Aufmerksamkeit. Da dachte ich schon, es ist was passiert. Es war was passiert und Fußball spielte nur noch eine Nebenrolle. So langsam kamen die Meldungen vom Terror in der französischen Hauptstadt rein, in der zweiten Halbzeit lief zwar der Fernseher, aber der Kolumnist saß vor dem PC und suchte im Netz nach Neuigkeiten.
Es wurde ein bitterer Abend. Mein Mitgefühl gilt allen Opfern der feigen Anschläge und ihren Angehörigen. Diese Kolumne ist bei den Betroffenen.
Nach dem Schock folgte im Laufe des Samstags Wut und Widerstand. Und Fußball kann wirklich ablenken: Am Samstag habe ich ein Playoff-Spiel zur kommenden Fußball-EM in Frankreich geschaut, das skandinavische Duell zwischen Schweden und Dänemark. Es wurde ein Spiel voller Leidenschaft – mit allem, was den Fußball so faszinierend macht. Leidenschaft, Torszenen, zwei toll kämpfende Teams und Zuschauer, die mitleiden und entsprechend Lärm machen. Fair, ohne Hass. Selten hat mich ein Spiel so fasziniert wie das skandinavische Derby – trotz der grandiosen aktuellen Serie von Borussia Dortmund in der Bundesliga.

Ungarn ist dabei
Die Ungarn haben sich auch gefreut an diesem Wochenende. Zum ersten Mal seit 1986 ist das Land wieder dabei bei einem fußballerischen Großereignis wie WM oder EM. Es war eine lange Zeit in der Öde der fußballerischen Bedeutungslosigkeit für ein Land mit einer großen Fußballtradition.
Denn Ungarn ist bekanntlich das Land des einstigen Wunderteams, das 1954 als hoher Favorit im Finale gegen Deutschland unterlag und sich von diesem Schock fußballerisch nie erholte. „Immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn“, waren die legendären Worte von Reporter Herbert Zimmermann, bevor Rahn dann schießen musste und Deutschland zum Weltmeister machte. Trotzdem: Puskas, Hidegkuti, Czibor, Kocsis oder der spätere Bundesliga-Trainer Lorant waren damals die großen Namen des Fußballs.
Später gab es noch mal gute Leute wie Nyilasi oder Detari, aber der ungarische Fußball endete unter „ferner liefen“. Vereine wie Honved oder Ferencvaros Budapest, die einst einen guten Klang in Europa hatten, wurden international höchstens drittklassig. Jetzt sind die Magyaren wieder dabei bei einem Großereignis. Mit Trainer Bernd Storck, Assistenztrainer Andreas Möller und den ehemaligen Bundesliga-Veteranen Gabor Kiraly und Tamas Hajnal. Die Kraft des Fußballs – auch Terroristen können ihn nicht brechen. Und auch nicht korrupte Verbandsvertreter. Da verzeiht diese Kolumne den Ungarn auch ihren Idioten von Präsident.

Eine gute Überblick über die Ereignisse von Frankreich gibt wie immer bei Fokus Fußball.