Frankel, Canford Cliffs, Goldikova – große Duelle des Turfs
Englischer Derbysieger fordert doppelten Guineas-Triumphator heraus: Golden Horn gegen Gleneagles, quasi auf neutraler Distanz über 2000 Meter. Am Mittwoch ist es soweit: Um 16:40 deutscher Zeit treffen die beide auf der Rennbahn noch ungeschlagenen Dreijährigen in York in den Juddmonde International Stakes über etwas mehr als 2000 Meter aufeinander. So ganz stimmt das aber mit dem Unbesiegt-Nimbus nicht, denn Gleneagles wurde ja nach seinem französischen Erfolg im Oktober 2014 disqualifiziert.
Aber egal, es ist ein Zweikampf der Giganten, der unbestritten besten Pferde ihres Jahresgangs auf der britischen Insel. Allerdings gibt es mit The Grey Gatsby und Time Test zwei Kandidaten, die durchaus mitmischen können. Anlass für nurpferdeundfussball an andere interessante Zweikämpfe der (jüngeren) Turf-Geschichte zu erinnern.


Frankel gegen Canford Cliffs, 27. Juli 2011, Sussex Stakes, 1600 m, Gruppe 1, Goodwood
“Duel on the Downs” titelten die englischen Gazetten im Vorfeld. Das dreijährige „Wunderpferd“ Frankel, noch ungeschlagen und unter anderem Sieger in den englischen 2000 Guineas, traf in den Sussex Stakes in Goodwood auf Canford Cliffs, zu diesem Zeitpunkt einer der besten älteren Meiler der Welt. Rio de la Plata und Rajsaman vervollständigten das Starterfeld, doch sie spielten nur eine untergeordnete Rolle. Die Turf-Welt schaute auf die Zwei an der Spitze.
Doch es wurde nicht der große Zweikampf, es wurde die große Frankel-Show. Wie der Cecil-Schützling beschleunigte und sich mühelos von Canford Cliffs löste, das war ganz großes Kino. Am Ende hatten Frankel und Tom Queally fünf Längen Vorsprung auf Canford Cliffs und Richard Hughes. Vergessen war die etwas schlechtere Vorstellung in den St. James’s Palace Stakes, als Frankel nur knapp gewann und Queally für seinen Ritt einige Kritik einstecken musste,
In Goodwood machte der Jockey alles richtig und sein Partner dankte es ihm. „Er ist sehr, sehr gut. Ich denke, er ist der Beste, den ich je gesehen habe“, sprach Frankels Trainer Henry Cecil danach berühmte Worte. Die Trainer-Legende sollte recht behalten: Der Galileo-Sohn imponierte auch als Vierjähriger, blieb ungeschlagen und zählt heute zu den ganz großen Pferden des Turfs. Canford Cliff beendete nach dem zweiten Platz seine erfolgreiche Karriere.
Das Rennen

Canford Cliffs gegen Goldikova, 14.Juni 2011, Queen Anne Stakes, 1600 Meter, Gruppe 1, Royal Ascot
Canford Cliffs mochte offenbar das königliche Spektakel mit dem Namen Royal Ascot. 2009 gewann er zweijährig überlegen die Coventry Stakes (Gruppe 2), 2010 triumphierte er in den St. James’s Palace Stakes gegen den Stallgefährten Dick Turpin.
Doch ein Jahr später wartete in den Queen Anne Stakes die größte Herausforderung auf den Schützling von Richard Hannon. Goldikova, die herausragende Stute aus Frankreich, wollte ihren Vorjahreserfolg wiederholen, als sie gegen Paco Boy, ebenfalls trainiert von Hannon, knapp siegte. Sechs Jahre alt war die Stute schon 2011, doch sie hatte nichts von ihrer Stärke eingebüßt. Im Sattel saß wie immer der grandiose Olivier Peslier.
Doch an diesem Tag sollte es nicht für Goldikova reichen: Canford Cliffs zog nach einem typisch geduldigen Ritt von Richard Hughes an dem französischen Gast vorbei, siegte mit einer Länge Vorsprung und behielt seinen Ascot-Nimbus.



Canford Cliffs schlägt die große Goldikova

Raven’s Pass gegen Henrythenavigator, 27. September 2008, Queen Elizabeth II Stakes, 1600 Meter, Gruppe 1, Ascot
Es war fast schon ein Turf-Dauerbrenner im Jahre 2008: Fünf Mal trafen Raven’s Pass, trainiert von John Gosden, und Henrythenavigator aus dem mächtigen Ballydoyle-Quartier aufeinander. Beide Pferde waren Meiler der Extraklasse. Das erste Treffen gab es in den englischen 2000 Guineas im Mai in Newmarket: Henrythenavigator siegte knapp gegen den späteren englischen Derbysieger New Approach. Trainer Aidan O’Brien hatte seinen Schützling mal wieder punktgenau auf den großen Moment vorbereitet. Raven’s Pass belegte Platz 4.
Das nächste Duell fand in den St. James’s Palace Stakes in Ascot statt. Wieder hatte der Henry die Nase vorn, eine dreiviertel Länge Vorsprung waren es gegen den stark endenden Raben. Noch enger wurde es in den Sussex Stakes in Goodwood: Doch alle energischen Bemühungen von Jimmy Fortune auf Raven’s Pass nutzten nichts. Johnny Murtagh und Henrythenavigator retteten sich ins Ziel.
Die große Stunde des scheinbar „ewigen Zweiten“ schlug in den Queen Elizabeth II Stakes in Ascot. Diesmal ging Raven’s Pass deutlich besser als der ewige Rivale und siegte mit einer Länge Vorsprung. Und der Gosden-Schützling legte sogar noch einen drauf und triumphierte in Santa Anita in den Breeders Cup Classics. Im geschlagenen Feld landete mit b>Curlin einer der Stars der US-Szene. Und Henrythenavigator? Der wurde wieder Zweiter hinter dem alten Rivalen.



Endlich: Raven’s Pass vor Henrythenavigator in den QE II-Stakes in Ascot.

Kamsin gegen Adlerflug, 7. September 2008, Großen Mercedes-Benz Preis von Baden, Gruppe I, 2400 m
„Das Duell der Derbysieger wird die Fans in Baden-Baden begeistern“, schrieb Galopponline gewohnt euphorisch im Vorfeld. Aber die Konstellation, dass der aktuelle Derbysieger Kamsin auf Adlerflug, den Derbysieger des Vorjahres trifft, war schon eine besondere Attraktion der Großen Woche 2008.
Es war beileibe kein Zwei-Pferde-Rennen, dieser Große Preis: Mit It’s Gino, dem englischen Gast Locarno und dem Derby-Zweiten Ostland rückten weitere gute Pferde in die Boxen ein. Doch am Ende wurde es auf dem weichen Boden ein packendes Duell der Derbysieger: Kamsin besiegte als 43:10-Chance den Toto-Favoriten Adlerflug.
„Wir werden noch viel Spaß mit ihm haben“, meinte Kamsins Trainer Peter Schiergen nach dem Erfolg. Doch im Arc hingen die Trauben zu hoch und auch vierjährig enttäuschte der Derbysieger 2008 meist. Adlerflug lief noch einmal 2009, wurde im Prix Ganay in Longchamp guter Dritter und beendete seine Karriere. Und zumindest als Deckhengst wirkt er erfolgreicher als Kamsin.

Das Rennen