BVB in der Angst-Falle
Am Ende gab es Pfiffe in einer Stärke, die ich schon lange nicht mehr bei Heimspielen von Borussia Dortmund gehört habe. Die 0:1-Niederlage des BVB gegen den FC Augsburg führte zu heftige Reaktionen: Selbst von der Südtribüne, wo ich stehe, kam ein wütendes Pfeifkonzert.

Die Dortmunder spielten an diesem Abend wie ihr letzter Tabellenplatz suggeriert. Am Anfang gab es ein paar gelungene Spielzüge, doch spätestens nach dem Augsburger Führungstreffer wirkte Borussia nur noch ratlos und verkrampft. Selbst gegen zehn Augsburger fand die immer noch gut besetzte BVB-Mannschaft kein Mittel gegen sehr gut organisierte Gäste.
Allerdings kann ein Dortmunder Team schlecht spielen. So lange es gegen die Niederlage kämpft, verzeiht der BVB-Anhänger einiges. Zumal die Klopp-Schützlinge aufgrund der starken sportlichen starken Leistungen der letzten Jahre immer noch hohen Kredit bei den Anhängern genießen. Doch am gestrigen Abend vermisste nicht nur ich das letzte Aufbäumen.
Normalerweise müsste eine Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz doch brennen und jedem zeigen, dass sie viel besser ist. Theoretisch – doch in der Realität spielen so Dinge wie die Psyche eine große Rolle. Auf einmal trauen sich selbst gestandene Nationalspieler nichts mehr zu, haben sie Angst vor einem Fehler. Und den BVB wirkte gestern nach dem 0:1 zeitweise wie gelähmt.

Psychologe gefragt
Dortmund in der Angst-Falle. So richtig klug werde ich so und so nicht aus der Mannschaft: Die gleichen Spieler überzeugten in der Champions League und in den Heimspielen gegen Gladbach, Hoffenheim oder auch Wolfsburg. Auf der anderen Seite agierte das Team ganz schwach beispielsweise gegen den HSV, in Bremen oder Berlin und jetzt gegen Augsburg.
Auch Trainer Jürgen Klopp wirkt so ratlos wie noch nie in seiner so erfolgreichen Dortmunder Zeit. Da hat auch die Winterpause mit kompletter Vorbereitung nichts verändert. Noch schlimmer – die Mannschaft wirkte gestern noch gehemmter und wenig selbstbewusst. Irgendwie bräuchte das Team jemanden, der diesen Verkrampfungs-Knoten durchschneidet. Wer, das ist eine interessante Frage.
Jedenfalls wird der BVB so schnell da unten nicht rauskommen. Etwas, was auch der Kolumnist nicht erwartet hat. Für wegen nur ein Kratzer wie ich im Herbst noch dachte.
Eine ganz andere Saison spielt der FC Augsburg. Auch in diesem Jahr hat der FCA nichts mit dem Abstieg zu tun – die Richtung geht so gar Richtung Europa. Alles mit Mini-Etat und trotz des Verlustes von Spielern, die zu besser bezahlenden Vereinen wechselten. Respekt! Auch in Dortmund trat das Team von Trainer Weinzierl sehr selbstbewusst und offensiv auf, der Sieg war verdient. Alles auch eine Frage der Psychologie, denn auf dem Papier hat der BVB mit seinen zahlreichen Internationalen klar das bessere Team. Aber eben nur theoretisch.