Donnerstag, 3. April 2014
Der Rebell soll es richten
Tag 1 des Grand National-Festivals war für den Kolumnisten ein wenig ernüchternd. Der große Treffer fehlte, immerhin gab es mit Uxixandre einen Wetterfolg. Den habe ich hier aber nicht angesagt. Schauen wir mal, was Tag 2 in Aintree bringt.

Grau war mal wieder alle Theorie. Die These, dass Pferde, die in Cheltenham nicht am Start waren, in Aintree Vorteile haben, wurde bereits in den ersten zwei Rennen des Aintree-Festivals widerlegt. Guitar Pete, Dritter in Cheltenham, hatte im ersten Rennen die Nase vorn. Und in der Betfred Bowl Chase triumphierte Silviniaco de Conti, der in Cheltenham im Gold Cup Vierter wurde. First Lieutenant, Tipp dieser Kolumne, rannte lange Zeit gut, doch am Ende fehlte die Kraft. Obwohl er in Cheltenham nicht gelaufen war.
Unser 20:1-Schuss Cool Friend kam in der Fox Hunters Chase über die National-Hindernisse leider nie vom Ende weg, dafür marschierte Warne mit Sam Waley-Cohen vorne und triumphierte. Waley-Cohen, der Reiter des Gold Cup-Siegers Long Run (der am Samstag im Grand National läuft), ist ein hervorragender Jockey. Aber den Grand National-Kurs reitet er besonders gut.
Zumindest meine These, dass Form über die Grand National-Hindernisse wichtig ist, bestätigte sich. Sowohl der Sieger als auch der Zweite, Vorjahressieger Tartan Snow, haben schon gute Leistungen über diesen Kurs gezeigt. Nur Cool Friend zündete diesmal nicht. Dritter wurde übrigens der Favorit Mossey Joe.
On the Bridge, mein Tipp im letzten Rennen, machte seine beste Arbeit wieder zum Schluss, hatte aber nie eine Siegchance. Vielleicht sollte man das Pferd nicht so aus der Reserve reiten oder vielleicht mal auf eine längere Strecke gehen. Aber es war schon ein schweres Rennen. Immerhin hatte diese Kolumne mit Uxixandre wenigstens einen Sieger.



Ein Höhepunkt des Freitags: Die Topham-Chase. 2003 siegte Clan Royal mit Liam Cooper

Tipps für den Freitag 4.3.

Art of Payroll (Top Novices Hurdle): Was ist die Form aus der Supreme Novice Hurdle in Cheltenham wert? Es gab mit Vautour einen überzeugenden Sieger, dahinter lief Josses Hill als 14:1-Chance ein gutes Rennen und wurde Zweiter. Sgt Reckless machte zuletzt noch viel Boden, als das Rennen fast schon vorbei war. Aber die Form macht die beiden Teilnehmer nicht zu guten Dingern. Darum suche ich nach Alternativen: Baltimore Rock aus dem Pipe-Stall wäre die eine, aber ich bin mir nicht sicher, ob der Imperial-Cup-Sieger den guten Boden mag. So gehe ich mit dem Scirocco-Sohn Art of Payroll aus dem irischen Quartier von Dessie Hughes. Unser Tipp kommt mit guter Handicap-Form, aber das ist natürlich die härteste Aufgabe seiner Laufbahn. Hughes hat seine Pferde gut in Schuss, gewann mit Guitar Pete das Auftaktrennen am Donnerstag.

Rebel Rebellion (Topham Chase): Unser Tipp gewann im November die Sefton Chase über Kurs und Distanz und hüpfte über die Grand National-Hindernisse, als wenn sie kleine Hürden wären. Ryan Mahon sitzt wieder im Sattel, die Form ist auch nicht übel und damit steht einer weiteren guten Leistung nichts im Wege. Natürlich gleicht das Rennen einer Lotterie: 29 Gegner warten auf den Schützling von Paul Nicholls. Der wahrscheinliche Favorit Double Ross kommt aus dem Stall von Nigel Twiston-Davies, dessen Starter über diesen Kurs immer einen Hinweis verdienen.

Tistory (Sefton Novices Hurdle): Meine letzte Wahl ist die spekulativste. Tistory galt schon immer einiges im großen Stall von Nicky Henderson, war aber ein Spätentwickler. Doch zuletzt hat sich der Sohn von Epalo gut gesteigert, warum sollte er hier nicht überraschen? Barry Geraghty sitzt zwar auf Beat That, aber manchmal irren sich ja die Stalljockeys. Und Andrew Tinkler ist auch ein fähiger Mann.
Das Feld ist natürlich ein Minenfeld mit vielen Kandidaten, dessen Potenzial noch nicht erkannt ist. Dafür werden wir ja mit einem guten Kurs belohnt.



Mittwoch, 2. April 2014
Ein 20:1-Schuss für den Aintree-Donnerstag
Das Aintree-Festival, das am Donnerstag beginnt, besteht bekanntlich nicht nur aus dem Grand National. Es gibt sportlich deutlich höher einzuschätzende Rennen, oftmals kommt es zu Revanchen des Cheltenham-Festivals. Und nicht immer steht die Form aus Cheltenham.

Zum einen liegen nur rund drei Wochen zwischen den Festivals, zum anderen ist der „normale“ Kurs in Aintree flach, während Cheltenham sehr hügelig ist. Bewährt hat sich die Strategie, beim Grand National-Meeting auf Bahn-/Distanzsieger zu achten, die im Optimal- Fall in Cheltenham fehlten. Bahn- und Distanzform ist natürlich essenziell für die drei Rennen über den Grand National-Kurs.
Diese Kolumne wird zu jedem Tag die besten Tipps für das Grand National-Meeting publizieren. Das werden definitiv keine Kandidaten sein, die unter 20 am Toto stehen. Also zum Beispiel nicht The New One für die Doom Bar Aintree Hurdle. Und wie immer alles ohne Gewähr.

Die Tipps für Aintree 2014, Donnerstag, 3.4. 2014

First Lieutenant (Betfred Bowl Chase): Der Sieger des Vorjahres, der Cheltenham ausgelassen hat. Aber das könnte den entscheidenden Kick geben, denn seine größten Gegner Dynaste, Silvinaco Conti und Menorah hatten schwere Prüfungen während des Festivals.

Cool Friend (Crabbies Fox Hunters’ Chase): Natürlich sind die Rennen über die National-Hindernisse oft eine Lotterie, zuviel kann passieren. Aber Cool Friend bewies im letzten Jahr nach einem wohldosierten Ritt seines Besitzers, dass die großen Hindernisse die Stute nicht beeindrucken können. Erst kurz vor dem Ziel fing Tartan Snow Oliver Greenalls Pferd noch ab, das Zielfoto entschied. Tartan Snow ist wieder dabei, Warne (4., 2013) und Sizing America (zweimal 6.) haben auch schon bewiesen, dass sie diese Sprünge können. Doch klarer Favorit wird Mossey Joe werden, der mit tadelloser Form und einer großen Reputation kommt. Aber wer wettet denn kurzstehende Favoriten für ein Rennen über die Grand National-Hindernisse? Ich jedenfalls nicht, ich bleibe bei Cool Friend.

On The Bridge (Dominican Republic Handicap Hurdle): Der Schützling von Jeremy Scott lief in der Pertemps Hurdle in Cheltenham ein hervorragendes Rennen, machte seine beste Arbeit zum Schluss. Natürlich sind die Gegner in diesem Handicap stark, aber nach der letzten Form steht On The Bridge auf meiner Liste. Und eigentlich kennt der Wallach nur gute Formen. Sein interessantester Gegner ist Riverside Theatre, der in den Jagdrennen zur erweiterten Elite zählt. Vielleicht zeigt er sich über die kleinen Hindernisse wieder von seiner besseren Seite, seine Hürdenformen sind solide, aber nicht herausragend.



Dienstag, 1. April 2014
Als der Maier Sepp mal patzte
Große Niederlagen des FC Bayern: Ajax Amsterdam 1973 0:4
Heute abend spielt der souveräne neue Deutsche Meister FC Bayern München bei Manchester United und ist dort klarer Favorit. Denn der englische Renommierclub schwächelt gewaltig im ersten Jahr nach der Managerlegende Alex Ferguson. Auch dem einstigen Dortmunder Shinji Kagawa ist in Manchester die Leichtigkeit abhanden gekommen.
Eine gewisse Leichtigkeit durchzog in den siebziger Jahren auch das Spiel von Ajax Amsterdam. Amsterdam war in dieser Zeit eine Hochburg der europäischen Hippie-Kultur und der Ajax-Fußball hatte in dieser Zeit etwas Beschwingtes. Ajax spielte offensiv, ließ Ball und Gegner laufen und bewies eindrucksvoll, dass Fußball und Kreativität keine Gegensätze sein müssen.
1971, 1972 und 1973 gewann die Mannschaft den damaligen Europapokal der Landesmeister und dominierte damit den europäischen Fußball. Es war eine großartige Truppe mit dem Lenker Johann Cruyff und anderen Top-Leuten wie Johan Neeskens, Ruud Krol, Wim Suurbier, Arie Haan oder dem deutschen Libero Horst Blankenburg.

Zwei Tore von Arie Haan
So fuhren die Münchner Bayern eher als Außenseiter nach Amsterdam zum Viertelfinal-Hinspiel im Europapokal der Landesmeister. Dabei hatten sie auch eine sehr starke Mannschaft, die in der Bundesliga souverän auf Platz 1 stand. Zudem stellten die Bayern mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, Paul Breitner, Uli Hoeneß und Torjäger Gerd Müller das Gerüst des Europameisters von 1972. Dieses Team halten viele Fachleute für die beste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten.
30 Minuten hatte der FC Bayern an diesem 7. März das Spiel gut im Griff. Von der vielgelobten Ajax-Offensive war wenig zu sehen, der vielgelobte Johan Cruyff wurde von Franz „Bulle“ Roth erst einmal in Manndeckung genommen und blieb wirkungslos. Bayern legte die Ajax-Schaltstellen lahm und kombinierte durchaus mutig nach vorne.
Doch nach etwa 30 Minuten hatten sich die Niederländer frei gespielt, der Druck wurde größer. In Halbzeit 2 verschärfte Ajax noch mal das Tempo, das 4:0 durch Tore von Arie Haan (zweimal, 53. und 69.), Gerrie Mühren (66.) und Johan Cruyff (89.) fiel zwar etwas hoch aus, war aber verdient. Bei zwei der Amsterdamer Tore sah Sepp Maier nicht gut aus, in Deutschland wurde intensiv über die Formschwäche der selbsternannten „Katze von Anzing“ diskutiert.
Das Rückspiel gewannen die Bayern noch 2:1, aber das war nur noch Kosmetik. Der deutsche Meister war draußen, erst in den nächsten Jahren folgten die Triumphe im auch damals schon wichtigsten Europapokal.

Die Spieldaten

Das Spiel in voller Länge gibt es hier